Am 4. Mai lief er in Glasgow los. Sein Ziel: München, pünktlich zum EM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen Schottland am 14. Juni. Gekleidet ist Ferguson mit einem extra angefertigten Kilt. Der Rock zeigt in seinem Muster die Nationalfarben der Gruppengegner Schottlands, also Deutschland, Ungarn und die Schweiz.
Für seinen Fußmarsch in die bayerische Landeshauptstadt, wo die Partie Deutschland gegen Schottland die Euro 2024 eröffnet wird, hat sich Ferguson einiges vorgenommen: Seine geplante Route führt ihn auf über 1600 Kilometer durch Schottland, England, Holland, Belgien, Luxemburg und schließlich Deutschland.
In rund 37 Tagen will er sein Ziel erreichen, hat sich aber zur Sicherheit ein paar Extratage als Puffer eingeplant – am 29. Mai plant er, in München einzutreffen. Wie er der BBC verriet, hat Ferguson sich für die Route gut vorbereitet. Schließlich muss er pro Tag ungefähr einen Marathon laufen, um rechtzeitig zum Anpfiff in München zu sein.
Dabei hat seine Aktion einen weit ernsteren Grund, als nur pünktlich und live vor Ort zu sein, wenn das größte Fußballfest des Jahres startet.
Zu Fuß von Schottland nach München: Craig Fergusons Marsch steht im Zeichen der Männergesundheit
Mit seinem Marsch will der junge Schotte auf die mentale Gesundheit von Männern aufmerksam machen. „Es gab Menschen, die mir nahe standen – Familie, Freunde – die sich das Leben genommen haben“, sagte er gegenüber der BBC. „Man sagt, dass jeder Selbstmord, den eine Person begeht, eine Auswirkung auf etwa hundert andere Menschen hat. Für mich war es ganz klar, dass ich versuchen wollte, so viel Geld wie möglich für die psychische Gesundheit von Männern zu sammeln.“
Die Sache für den guten Zweck entstand bei einem Telefonat mit einem guten Freund. Die beiden besprachen, wie sie das Turnier der schottischen Mannschaft in München wohl am besten verfolgen könnten. Beim Telefonat meinte Fergusons Kumpel, dass er zur Not auch zu Fuß zum Turnier laufen würde. „Ich sagte ihm, dass das die dümmste Idee sei, die ich je gehört habe. Aber irgendetwas daran hat mich beeindruckt, und ich fing schließlich an zu glauben, dass es eine gute Idee ist. Je mehr ich mich in die Planung vertiefte und darüber nachdachte, Spenden für einen guten Zweck zu sammeln, desto weiter ging ich und dachte: ‚Ich muss das wirklich tun.‘“
Craig Ferguson will Geld für die psychische Gesundheit von Männern sammeln
Mit seiner Aktion hat sich Ferguson ein wichtiges Thema ausgesucht. Nicht nur in UK ist der männliche Suizid von Männern ein großes, tabu-belastetes Thema – auch in Deutschland ist die Problematik enorm. 75 Prozent aller Suizide werden von Männern begangen, rund 7000 Männer sterben hierzulande jährlich an Selbstmord. Bei nur etwa fünf Prozent der deutschen Männer wird eine Depression festgestellt – und damit halb so viel als bei den Frauen. Experten gehen aber davon aus, dass die Dunkelziffer weit höher ist. Dies kann daran liegen, dass es Männern schwerer fällt, ihre Probleme zuzugeben und sich professionelle Hilfe zu suchen. Bleiben psychische Erkrankungen wie Depressionen unbehandelt, kann dies schwere Beeinträchtigungen auf das seelische und psychische Wohlbefinden haben. (Hier finden Sie Hilfe, wenn Sie selbst betroffen sind.)
Auf diesen Missstand will Craig Ferguson mit seiner Aktion nun aufmerksam machen. Er weiß um die verbindende Kraft des Fußballs – gerade unter jungen Männern. Auf der Webseite der Fundraise-Aktion schreibt er: „Ich werde 1000 Meilen laufen, um so viel Geld wie möglich für die psychische Gesundheit von Männern in Schottland zu sammeln. Die Tour beginnt am Hampden-Stadion und endet pünktlich zum Eröffnungsspiel der schottischen Mannschaft gegen Deutschland in München.“
Aktuell hat er damit schon knapp 30.000 Pfund an Spenden für die Organisation „Brothers in Arms“, die Männern in ganz Schottland kostenlose digitale Unterstützung für ihr Wohlbefinden bietet uns Männer dazu ermutigt, Hilfe zu suchen, eingesammelt. Als Ziel gibt er 50.000 Pfund an.
Für das nimmt Ferguson verregnetes Wetter genauso in Kauf wie Blasen an seinen Füßen. „Hoffentlich komme ich heil in München an“, sagte er gegenüber der BBC und ergänzte: „Es könnte sein, dass ich über die Ziellinie getragen werden muss, aber so soll es dann eben sein!“
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