Autor: Lucas Vogelsang
Big Mac. Ganz kurz taucht er auch in „Pulp Fiction“ auf, mit Samuel L. Jackson und John Travolta im Auto. Zwei Killer beim Small Talk übers Fritteusen-Vokabular in den USA und Europa, und John Travolta als Vincent Vega sagt: „Ein Big Mac ist ein Big Mac, aber sie nennen ihn Le Big Mac.“ „Le Big Macke“, sagt Jackson noch, dann lachen sie, und wenig später klebt Gehirn ander Fensterscheibe. Tarantino eben.
Der Big Mac, er hat es, natürlich, auch zu Hollywood-Prominenz gebracht. Großes Gaumenkino. Denn der Big Mac ist ein Big Mac ist ein Big Mac, global, ein Riesenkumpel, weil er überall gemocht wird. Eine der erfolgreichsten Kreationen des schnellen Essens, 1967 in einer McDonald’s-Filiale in Uniontown erfunden und damit zwölf Jahre jünger als die Kette, für die er die Welt erobert hat. Als der Umsatz des Konzerns im vergangenen Jahr erstmals zurückging, blieb er die Konstante. Ein Klassiker, ein Maßstab sogar für den Wert des Konsumenten: Seit 30 Jahren bald vergleicht der Big-Mac-Index die Kaufkraft der einzelnen Länder.
Die Welt – in dieser Hinsicht ist sie tatsächlich eine Scheibe. Aus Hackfleisch mit Käse. Und gleich noch eine obendrauf. So blieb der Doppelburger trotz massiver Kritik in aller Munde. Vielleicht aber auch, weil die bewusste Entscheidung für diesen dicken, strotzenden Kumpel mittlerweile die letzte Breitbeinigkeit des Alltags ist, eine senftropfende Auflehnung gegen das Diktat der Gesundheit und die Veganisierung des Abendlands, in der die Abkehr vom Fleisch den Weg zur Glückseligkeit verspricht. Nur gut, dass es zwischen all den grün gehegten Alleen solcher Erleuchtung noch den guten alten Trampelpfad gibt. Die Abkürzung.
Das simple Cowboy-Ding: einfach reinbeißen. Instinkt. Hunger. Lecker. Und einfach mal die Klappe halten beim Essen. Keine Seligkeit. Aber ein kurzes schmatzendes Glück. Grünkernbratling. Ganz klar, das Ding ist ein Neben-, wenn nicht Abfallprodukt jenes Geistes, der an einem Januartag 1980 auf Karlsruhe niederfuhr und dort eine Ansammlung von Biologielehrern und Latzhosenträgern veranlasste, die Grünen zu gründen. Als Ersatz für die damals handelsübliche Politik, den Schweinshaxen-Despotismus eines Franz Josef Strauß, die Kettenrauchertiraden Helmut Schmidts.
Das Ungesunde der Union, die Fettaugen der Sozialdemokratie. Dagegen also: junges Gemüse. Schließlich gab es wenig später auch das passende Lunchpaket dazu: den Grünkernbratling. Eine Alternative für Deutschland. Den Ersatz für jede fleischliche Versuchung. Grünkern, auch badischer Reis genannt, ist unreifer Dinkel und die Hauptzutat für diesen Burger der Vegetarier. Er kann aber auch aus Bohnen bestehen. Kidney, Soja, garantiert ohne Geschmack. Dafür aber, klar, ökologisch einwandfrei. Die Schonkost fürs wiederverwertbare Gewissen. Der Grünkernbratling, so vegan, so penetrant grün, dass man sein Rezept bald nachstricken konnte. Und viel mehr als nur ein Essen, nämlich eine Aufforderung, sich jetzt endlich mal zu benehmen bei Tisch, bei Bewusstsein. Die Fast-Food-Ketten haben es dann auch versucht. Gemüse-Mac und Veggieburger. Aber das passte irgendwie nicht. Veggieburger, das klang, als müsste Ronald McDonald die alten Kleider von Claudia Roth auftragen. Und wie gesagt: Ein Burger ohne Fleisch, das ist natürlich großer Unsinn. So wie ein Sportwagen ohne Motor, den zwei anämische Mittvierzigerinnen aus Tübingen mit Muskelkraft bergauf zu bewegen versuchen. Das klingt nicht nur gefährlich, das ist es auch: Vor einigen Jahren belegten Forscher aus Hildesheim, dass Vegetarier häufiger an psychischen Erkrankungen leiden. Sie nannten es „Essstörung“. Man kann aber auch einfach „Gemüsepuffer“ dazu sagen.