So funktioniert die Abnehmspritze
Ozempic und Wegovy sind nicht die Namen Elon Musks jüngster Kinder oder die seiner neuesten Weltraumraketen – sondern die der neuen Medikamente, auf die der Tech-Milliardär beim Abnehmen gesetzt hat: Musk twitterte, dass er durch „Fasten + Ozempic/Wegovy + kein leckeres Essen in der Nähe“ abgenommen habe. Ganze 13 Kilo soll er mithilfe der Abnehmspritze verloren haben.
Fasting + Ozempic/Wegovy + no tasty food near me
— Elon Musk (@elonmusk) November 16, 2022
Und nicht nur Musk setzt auf die Wunderspritze: Auch Schönheitsvorbilder wie Kim Kardashian sagen Kilos mit der gehypten Abnehmspritze den Kampf an. Die Promis lösten in den USA einen derartigen Hype um das neue Abnehmmittel aus, dass es zeitweise sogar zu Lieferengpässen kam. Seit einiger Zeit ist sie auch in Deutschland erhältlich.
Aber was genau steckt hinter der Spritze? Ursprünglich handelt es sich bei der Ozempic und Wegovy um Medikamente, die bei der Behandlung von Diabetes Typ 2-Patienten und -Patientinnen eingesetzt wird. Sie soll Betroffenen helfen, den Blutzuckerspiegel zu senken und so den Hunger zu hemmen. Im Wirkbereich des Abnehmens sind sie ausschließlich für übergewichtige Menschen gedacht.
Laut Ernährungsmedizinerin Dr. Sonja Senner, die mit ihrem Team für die medizinische Plattform GoLighter.de, bereits seit einigen Monaten übergewichtige Personen mit dem neuen Präparat therapiert, setzt die Abnehmspritzen, die es derzeit auf dem Markt gibt, auf den Effekt der Wirkstoffs Liraglutid oder Semaglutid. Sie imitieren das natürlich vorkommende Sättigungs-Hormon und können im menschlichen Organismus das Hungergefühl regulieren: Der Arzneistoff dockt dabei an bestimmten Rezeptoren im Bereich des Hypothalamus im Gehirn an und hemmt hier den Appetit. Das führt in bestimmten Fällen dazu, dass der Anwender weniger Hunger verspürt und in Folge weniger isst – was einen Gewichtsverlust begünstigt.
„Durch die Einnahme via Abnehmspritze sinkt der Blutzuckerspiegel, und das Sättigungsgefühl dauert weiter an“, erklärt Dr. Senner. Der Magen erhält so das Signal, das Essen länger zu behalten, bevor es verdaut wird. Daraufhin nimmt das Blut den Zucker langsamer aus dem Darm auf. Im Gegensatz zu typischen Diäten steuert der Körper dabei nicht mit dem Aufbau von Energiereserven entgegen.
So sieht die Abnehmspritze aus
Angewendet werden kann die Abnehmspritze mithilfe eines sogenannten Pens von Zuhause aus, je nach Hersteller einmal am Tag oder einmal wöchentlich. Wie lange man sich selbst mit der Spritze behandelt, hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, etwa dem Ausgangsgewicht, dem gewünschten Zielgewicht oder der generellen Lebensführung.
Und es scheint zu funktionieren: Internen Erhebungen von GoLighter.de zufolge sollen 60 Prozent der Anwender und Anwenderinnen sollen in den ersten 50 Tagen fünf bis zehn Prozent des Körpergewichts verloren haben. In Einzelfällen waren es sogar über zehn Prozent.
Übrigens: Die Kosten für die Abnehmspritze werden aktuell nicht von den Krankenkassen übernommen, so dass Sie diese selbst tragen müssen.
Mit der Abnehmspritze zum Beach-Body?
Es wirkt also verlockend: Regelmäßig ein kleiner Piekser und schon soll man den Traumkörper einen großen Schritt näher sein. Die Abnehmspritze ist jedoch kein Lifestyle-Produkt, das man wie die tägliche Gesichtscreme verwendet.
Dr. Sonja Senner erklärt: „Eine medikamentöse Therapie ist nicht für Personen geeignet, die beispielsweise für den Sommer ein paar Pfunde abnehmen möchten, sondern richtet sich vordergründig an Adipositas-Patienten – also Personen, die an Fettleibigkeit leiden. Als Indikator dafür wird unter anderem der Body-Mass-Index verwendet. Eine Therapie wird nur begonnen, wenn er über der Kennziffer 27 liegt.“
Heißt im Klartext: Wer nur knapp über seinem Wohlfühlgewicht liegt oder sich über ein kleines Bäuchlein ärgert, sollte von der Abnehmspritze die Finger lassen. Sie ist ausschließlich für Menschen gedacht, die aus gesundheitlichen Gründen abnehmen müssen und denen das allein mit Bewegung und Co. nicht gelingt.
Die Nebenwirkungen der Abnehmspritze
Und so verlockend das Ganze auch klingt: Bei der Abnehmspritze handelt es sich um ein Medikament. Und dieses bringt eben so einige Risiken und Nebenwirkungen mit sich. So kann sich das Mittel vor allem den Magen-Darm-Trakt beeinflussen. Anwender der Abnehmspritze berichten immer wieder von Verdauungsproblemen wie Durchfall, Bauchkrämpfen, Übelkeit und Erbrechen.
Außerdem können die Bauchspeicheldrüse und sogar die Augen in Mitleidenschaft gezogen werden. Einige Personen, die mit der Spritze abnehmen wollten, berichteten über starke Kopfschmerzen und andauernde Müdigkeit. Da das Medikament auch die Nieren schädigen kann, ist sie für Menschen, die unter Nierenerkrankungen leiden, nicht geeignet. Generell sollten Sie vor dem Start der Therapie mit einem Arzt klären, ob die Abnehmspritze wirklich das Richtige für Sie und Ihren Körper ist.
Greift auch bei der Abnehmspritze: Der fiese Jo-Jo-Effekt
Auch vor dem berüchtigten Jo-Jo-Effekt sind Abnehmspritzer nicht geschützt: Setzt man die Spritze nach einiger Zeit – und mit dem Erreichen des Wunschgewichts – ab, können die Kilos schnell wieder drauf sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, nicht nur auf den Spritzen-Hype zu setzen. Schließlich ist die Abnehmspritze auch nicht für eine dauerhafte Einnahme über Jahre gedacht.
Das betont auch Dr. Senner: „Mit dem Spritzen alleine ist es jedoch nicht getan: Die Behandlung sollte unbedingt in ein Ernährungscoaching und ärztliche Betreuung eingebettet werden.“ So sollte man etwa auch nach der Behandlung noch darauf achten, was und wie viel man isst.
Ebenfalls problematisch: Aufgrund des großen Runs auf die Abnehmspritze gab es bereits Engpässe bei der Lieferung. So mussten Menschen, die an Diabetes leiden, ihre Behandlung unter- oder sogar ganz abbrechen. Lassen Sie die Spritze also im Zweifel lieber denen, die Sie tatsächlich für ihre Gesundheit benötigen.
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