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Fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland klagen über häufige Unterbrechungen bei der Arbeit. Da hilft nur ein radikaler Ansatz: Langjährige Forschung zum Störungsmanagement empfiehlt, für zwei Stunden am Tag ein Türschild wie im Hotel anzubringen: „Bitte nicht stören!“ Das geht auch digital.
Ein Experiment belegt einen Effekt, den die Forscher „Brain Drain“ nennen: Ein Smartphone verbraucht schon geistige Ressourcen, wenn es nur in Sichtweite liegt – selbst wenn es ausgeschaltet ist. Denn wir müssen der Versuchung widerstehen, daran zu denken, welche Nachrichten eingehen könnten. Also legen Sie den treuen Begleiter einfach mal in die Schublade oder am besten gleich in den Nachbarraum.
„Ironische Prozesse“ sorgen dafür, dass ein Gedanke, den wir unterdrücken, uns besonders verfolgt. Wer sich vornimmt, nicht an die Nachrichten auf seinem Smartphone zu denken, kontrolliert sie umso öfter. Das Gehirn arbeitet dann wie ein Torwächter, der einen Gedanken erkennen und abhalten soll – und sich gerade deshalb auf ihn konzentriert. Helfen kann eine „fokussierte Ablenkung“: sich zum Beispiel jedes Mal ein rotes Auto vorstellen, wenn vor dem geistigen Auge das Smartphone auftaucht.
Aufschieben wird zum Teufelskreis, weil wir schwer in die Konzentration finden. Wunder wirkt der wissenschaftliche Ansatz der „Arbeitszeitrestriktion“: Man „verbietet“ sich die aufgeschobene Tätigkeit bis auf ein Zeitfenster von einer halben Stunde am Tag. Die wird dann plötzlich so wertvoll, dass wir die Sache angehen.
Für kompliziertere Aufgaben sollte man sich zurückziehen. Routineaufgaben allerdings erledigten Probanden in Experimenten leichter in Gesellschaft. Hier versetzt die Anwesenheit anderer das Gehirn in einen konzentrationsfördernden Erregungszustand. So können Sie das Großraumbüro gezielt nutzen.
Eine weltweite Online-Studie aus dem Jahr 2018 ermittelte: Am besten konzentriert sich, wer nicht viel weniger als sieben bis acht Stunden pro Nacht schläft – aber auch nicht viel mehr.
Was wir essen, beeinflusst, wie gut wir uns konzentrieren können. Besonders positiv wirken sich Omega-3-Fettsäuren aus. Sie finden sie unter anderem in Thunfisch, Lachs oder Makrele, in Mandeln, Walnüssen und Leinöl. Auch Flavonoide helfen, enthalten etwa in grünem Tee.
Zucker schadet, doch es gibt einen Trick: Spült man den Mund mit zuckerhaltigen Getränken nur aus, fördert der Geschmack über das Belohnungszentrum im Gehirn die Konzentration. Weil der Zucker aber nicht in den Blutkreislauf gelangt, verursacht er nicht das gefürchtete Loch. Genug getrunken haben Sie, wenn Ihr Urin champagnerfarben ist. Ver- dunkelt er sich Richtung Orangenlimonade, machen Sie sich die Konzentration unnötig schwer.
