Gestatten Sie, dass ich sachlich beginne, also oldschool? Ich habe einfach nicht so eine kurze Lunte in mein Emotionsdepot wie der gefühlsechte „neue Mann“ hier links. Wobei: So neu ist der gar nicht. Jedenfalls älter als Jack Urwin, der britische Autor, der mein Lieblingsargument dafür gefunden hat, warum Männer Gefühle zeigen sollten: Urwins Vater starb an einem Herzinfarkt, unmittelbar nachdem er ein „Wie geht’s?“ seines Sohnes mit den Worten „Ganz gut“ pariert hatte. Tja, wäre er mit der Wahrheit rausgerückt, würde er vielleicht noch leben. Nur: um welchen Preis?
Wer Vater wird, findet schnell Gründe dafür, sich Gefühle wie Angst, Wut oder Trauer nicht so anmerken zu lassen. Die sind nämlich ansteckend. Ich mache mir fast in die Hose, wenn ich sehe, wie ein unangeleinter Großköter auf spielende Kinder zuläuft? Wenigstens meine zwei sollten bitte so gelassen reagieren wie ich äußerlich! Ich will einem Fußball-Fan, der meinen göttlich dribbelnden Sohn anpöbelt, die Fresse polieren? Oder mit meiner Tochter bei „König der Löwen“ weinen? Oder ich spüre, dass die aktuelle durchaus meine letzte Männergrippe sein könnte? Dann heißt es: beherrschen und Trost spenden statt Unmut säen. Fühlen ist Reflex, mitfühlen ist Liebe. Sie verlangt Anstrengung und Selbstbeherrschung, aber sie macht dich und andere stark. Und hoffentlich auch den Notarzt, wenn man ihn mal braucht. Für Erste Hilfe statt echter Emotionen.
Ja, vielleicht sterben Männer wie Urwins Vater einsamer, als der sensible „neue Mann“ sich das vorstellen möchte. Dafür haben sie bewiesen, dass sie nicht so schnell aussterben. Das soll die Generation Töpferkreis erst mal nachmachen.
Playboy Reporter Alex Neumann-Delbarre ist da anderer Meinung. Lesen Sie hier seinen Gegenkommentar.