Ist das Freibad ein Vergnügungsparadies für alle oder die absolute Spießer-Hölle?

Das Freibad: Ist es ein Vergnügungsparadies für alle oder doch ein Kosmos spießigen Kartoffeltums?
Credit: Columbia Pictures Industries
Magazin
Playboy 2022/07

Inhalt

AKTION

Gentlemen’s Weekend: Begleiten Sie uns zu einem Wochenende voller Spaß und Genuss in Leogang

Wiesn-Playmate gesucht: Endlich wieder Oktoberfest! Bewirb dich, und werde unsere Miss Oktober 2022

UPDATE

First Lady: Die Nationalstürmerin Laura Freigang stimmt uns auf die Frauen-EM ein und fordert mehr Ehrlichkeit im Fußball

Ein guter Monat für: Roadtrips und Romantik

20 Fragen an ... Antonio Banderas

Männerbar: Die Rückkehr des Tequila 

Männerküche: Schwein gehabt – ein Fleisch-Special

Wein des Monats: Lugana, der weiße Norditaliener

Helge-Timmerberg-Kolumne: Der Zeitgeist und ich

Reise: Ökologisch urlauben, aber ohne Verzicht

Playboy-Umfrage des Monats: Wohin zieht es die Deutschen in der Sommer-Reisesaison?

Motor: Mit dem neuen Lexus durch Antwerpen

Pro & Contra: Freibad – Paradies oder Hölle?

REPORTAGE

Überleben üben: Die Zukunftsangst treibt viele Deutsche in Survival-Kurse. Unser Autor trainierte in einem Wald in Sachsen mit

INTERVIEW

Keith Richards: Der Ur-Rolling-Stone über die Zukunft des Rock ’n’ Roll, seine Scheu vor Ärzten und das verhinderte Aus der Kult-Band

Woody Allen: Wie der Kino-Großmeister mit den Anschuldigungen seiner Ex-Partnerin umgeht und warum ihn nicht schert, was aus seinen Werken wird

MOTOR & TECHNIK

Duell im SL: Der neue Mercedes-AMG SL 63 und sein Urahn, der 300 SL Roadster, auf Testfahrt in L. A.

Mein Schlitten: Andreas Stege und sein Toyota Land Cruiser

TITELSTRECKE

Unsere drei „Playmate des Jahres“-Finalistinnen Dalila Jabri, Vanessa Teske und Zoelle Frick treten zum Finale in Saint-Tropez an

EROTIK

Playmate: Unsere Miss Juli, Paulina Pastuszczak, erobert die Welt – und unsere Herzen

STREITSCHRIFT

Wir brauchen Helden: Lange wurde die klassische Männlichkeit kritisiert und abgewertet. Doch wer soll jetzt unsere Freiheit schützen?

STIL

Mode: Wir packen die Urlaubskoffer mit Stil

Pflege: Tipps für die zwei besten Sommerfrisuren

LUST & LEBENSART

Dating ohne Regeln: Die Psychologin Pia Kabitzsch räumt mit Ratgebern und Mythen auf

Tagebuch einer Verführerin: Sophie Andresky über den besten Umgang mit Ex-Partnern

KULTUR

Peter Doherty: Der Skandal-Musiker über seine Suche nach dem perfekten Song und seine komplizierte Beziehung zu harten Drogen

Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats

STANDARDS
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Was genau ist dieser Ort zwischen Pool und Pommesbude: Deutschlands Vergnügungsparadies für alle – oder ein Kosmos spießigen Kartoffeltums? Unsere Redakteure tauchen ein. 

Alexander Neumann-Delbarre, Playboy-Redakteur, findet: Das Freibad ist ein so entwaffnend unglamouröser Ort, dass man sich sofort wohlfühlt

Vor ein paar Jahren bekam Campino Ärger, weil er mit Kumpels nachts in ein Dresdner Freibad einstieg. Vorher hatten die Toten Hosen nebenan ein Stadionkonzert gespielt. Deutschlands größter Rockstar hätte danach ein Bommerlunder-Gelage feiern können, mit den VIPs schäkern oder mal früh schlafen gehen. Aber nein, er ging ins Freibad. Weil er natürlich eines weiß: In Sommernächten ist es kaum irgendwo in Deutschland schöner. An Sommertagen natürlich auch. Das liegt nicht nur am maßlos unterschätzten Vergnügen, das eine Partie Tischtennis-Rundlauf mit Fremden bietet. Oder eine gelungene Arschbombe vom Dreier. Oder eine misslungene vom Zehner (wenn man Zuschauer ist).

Es liegt vor allem daran, dass du im Freibad ganz du selbst sein kannst. Es ist ein so entwaffnend unglamouröser Ort mit einem so herrlich unaufgeregten Publikum, dass du dich sofort wohlfühlst. Mit Hornhaut an den Füßen, Sonnenbrand an der Nase, Winterspeck an den Hüften. Alles egal. Menschen trainieren für einen Beach-Body. Ihre Freibad-Figur ist den meisten egal. Zwischen Babybecken, Pommesbude und Sprungturm ist jeder schlicht bei sich. Und die ganze Stadt beieinander. Im Münchner Ungererbad konnte man in den 80er-Jahren mit Heiner Lauterbach Fußball spielen. Oder vom dicken Frankie aus der Siebten eins auf die Nase kriegen. Beide waren immer da. Dazu Anzug- und Blaumannträger, Cabrio- und Bonanzarad-Fahrer, Rentner, Schwörer, Schwabinger. Zum Glück sind sie es heute noch. Denn in einer Gesellschaft, die zunehmend in Grüppchen zerfällt, hilft uns das Freibad zu verstehen: Wir wollen im Grunde doch alle nur das Gleiche – ein bisschen Spaß und noch ein Calippo.

Nina Habres, Playboy-Redakteurin, findet: Freibäder sind wie ein Alman-Wimmelbuch

Ich liebe Pommes. Gerne auf dem Volksfest, im Nobelrestaurant, im Schnellrestaurant, im Sitzen, im Stehen, im Gehen, von mir aus auch matschig geliefert. Aber an 2818 Orte in Deutschland bringt mich nicht einmal die weltbeste Portion Pommes: in eines der vom Bäderatlas gezählten „Freibadangebote“. Freibäder sind wie ein Alman-Wimmelbuch. Ein reales Suchbild, in dem man jede Ausprägung des spießer-deutschen Kartoffeltums findet.

Los geht’s mit der Verbissenheit, möglichst früh am Freibad zu sein, um nicht nur einen guten Parkplatz zu bekommen (nah am Eingang und später noch schattig), sondern auch auf der Liegewiese ein nettes Plätzchen zu ergattern (nah am Klo, aber nicht zu nah, später auch noch schattig, weil’s in der Sonne „echt zu heiß“ wird). Kaum angekommen, werden die in Tupperboxen mitgebrachten Kekse, Apfelschnitze und Snack-Karotten den Kids marktschreierisch angepriesen. Die wollen aber keine halbe Stunde nach dem Essen warten, sondern lieber direkt ins Wasser. Dort zieht immer jemand seine Bahnen durch das mit einem Film aus Sonnencreme überzogene Wasser, und mindestens einer fragt sich, warum die Stelle, an der er gerade schwimmt, so warm ist. Ein anderer weiß es. Macht man sich zur obligatorischen Portion Pommes zum Kiosk auf, schlängelt man sich zu nah an zu vielen zu nackten Körpern vorbei, von denen man sonst Abstand halten würde, tänzelt um Wespen, die sich um runtergetropftes Calippo im Gras kümmern, und wird mit Blicken gekillt, sobald man auch nur den Zipfel eines Handtuchs mit dem kleinen Zeh berührt. Ist auch klar, Fußpilz gibt’s im Freibad gratis zur Tageskarte. Auch wenn mir sonst für Pommes kein Weg zu weit ist – den hier trete ich nicht an.