Bereits der Staatsphilosoph Plankton sagte: „Mit dem Kuss verlagert sich die Seele auf die Lippen, um aus dem Körper zu gelangen.“ Bei einem innigen Kuss senden wir Lockstoffe – überraschenderweise vor allem an den Nasenflügeln – aus, die das sexuelle Verlangen unseres Partners steigern. Damit beginnt Sex sozusagen im Kopf: Schon bevor es zum Sex kommt, aktivieren Berührungen oder das Wahrnehmen diese Duftstoffe, sogenannte Pheromone, das Belohnungssystem im Gehirn. Dabei wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, was uns das Gefühl gibt, unbedingt weiter machen zu wollen.
Nicht zu verwechseln ist Dopamin dabei mit dem Botenstoff Serotonin, der zwar das Wohlbefinden steigert, aber gleichzeitig die Erregung blockieren kann. Beispielsweise erhöht die Einnahme von Antidepressiva die Konzentration von Serotonin an den Synapsen, was zu Orgasmus-Schwierigkeiten oder Erektionsstörungen führen kann.
Das passiert beim Sex in unserem Gehirn: Diese Bereiche sind beteiligt
Doch zurück zur Lust: Die Hauptzentrale für die Ausschüttung von Hormonen ist der Hypothalamus, wie ein Bereich im Zwischenhirn genannt wird, der große Teile des Nervensystems und der Hormonausschüttung reguliert. Er wird getriggert, wenn wir uns in Stresssituationen befinden, um uns in Alarmbereitschaft zu versetzen – reagiert aber auch, wenn unser Körper Zärtlichkeiten erfährt. Durch Berührungen wird seine Aktivität immer weiter gesteigert, bis sie mit der Ausschüttung des Bindungshormons Oxytozins beim Orgasmus schlagartig wieder abnimmt.
Nicht weit entfernt vom Hypothalamus befindet sich die Amygdala. Diese ist zuständig für die Entstehung von Angst und entsprechende Reaktionen darauf. Studien belegen, dass sie wohl auch einen großen Teil zur sexuellen Erregung beiträgt. Dazu sollte sie aber entspannt, und nicht mit Angstreaktionen beschäftigt sein.
So finden Forscher heraus, was beim Sex in unserem Gehirn passiert
Trotz dieser Erkenntnisse, sind Forscher fortlaufend dabei, herauszufinden welche Bereiche des Gehirns noch bei sexueller Stimulation aktiviert werden. Um bessere Eindrücke zu gewinnen, setzen sie dabei unter anderem auf Praxisversuche.
Der Gehirnforscher Serge Stoleru veranlasste beispielsweise eine Studie, bei der sich acht heterosexuelle Männer in eine enge Röhre legten und sich einen Sexfilm anguckten. So seltsam das auch klingen mag, lieferte es doch Ergebnisse: Ein Topograph dokumentierte die für sexuelle Erregung verantwortlichen Hirnbereiche. Ein Areal, das dabei aufleuchtete war das Cingulum.
In diesem Bereich liegen Nervenfasern, die der Kommunikation verschiedener Teile des Nervensystems diene und damit Emotionen und Triebverhalten steuern. Die bestimmte Stelle, die den Forschern hier auffiel war ein vorderer Abschnitt in der linken Hirnhälfte – eine Art Denkkappe in der Hirnrinde. Außerdem wurden auch Teile des Stirnlappens aktiviert, die mit Gebieten für das Sprachverstehen und Sprache zusammenhängen, was im Klartext bedeutet: Die Teilnehmer der Studie haben in ihrem Kopf intensive Selbstgespräche geführt.
Das passiert beim Sex in unserem Gehirn: Darum ist Sex gesund
Wie sämtliche Studien bereits belegt haben, ist Sex also gesund: Regelmäßiger Sex kann die Ausschüttung von Stresshormonen senken, während die ausgeschütteten Endorphine Schmerzen mindern können. Dafür ist es wichtig, sich ihm vollkommen hinzugeben. Nichts hemmt die Lust mehr, als währenddessen nur an den herumstehenden Abwasch oder den anstehenden Besuch nachzudenken. Denn Sex beginnt zwar im Kopf – hilft aber gleichzeitig auch dabei, diesen mal komplett abzuschalten.
Alle Artikel