Nach vier Jahrzehnten gilt Hublot in der Uhrenbranche immer noch als verhältnismäßig jung. Und gleichzeitig als extrem erfolgreich. Wie das zusammenpasst? Fragen wir doch mal den CEO ...
Playboy: Herr Guadalupe, ein Zitat Ihres Vorgängers Jean-Claude Biver lau-tet in etwa, niemand kaufe sich eine Hublot, um zu wissen, wie spät es ist. Stimmt das?
Guadulpe: Natürlich sind unsere Uhren vor allem Statussymbole. Aber ich denke, dieses Zitat gilt für die gesamte Luxusuhrenindustrie. Niemand kauft sich heute mehr eine mechanische Uhr, um zu wissen, wie spät es ist. Dafür gibt es genügend Anzeigen am Computer oder am Telefon, die letztendlich präziser sind, da sie kontinuierlich in Verbindung mit dem Internet stehen.
Warum sollte ich mir dann überhaupt eine Hublot kaufen?
Wir heben uns von den traditionellen Marken ab. Wenn wir die gleichen Uhren anbieten würden wie alle, hätten wir ein Problem. Warum sollte jemand eine traditionell aussehende Uhr von Hublot kaufen, wenn es andere Marken gibt, die diese Historie und Tradition schon seit mehreren hundert Jahren pflegen? Eine Hublot kauft man, weil man etwas Einzigartiges sucht.
Sie feiern dieses Jahr das 40. Jubiläum von Hublot, viele andere Marken sind in der Zeit verschwunden. Was hatte Hublot damals, was die anderen nicht hatten?
Letztendlich war Carlo Crocco, der Gründer von Hublot, der Erste, der eine klassische Armbanduhr in einem 18-Karat-Goldgehäuse mit einem Kautschukband verband. Das war eine Revolution für damalige Verhältnisse, etwas völlig Neues am Markt. Jean-Claude Biver, der die Marke im Jahr 2004 übernahm, nannte das Konzept später die „Art of Fusion“.
Ärgert es Sie, dass das Jubiläum ins Corona-Jahr 2020 fällt?
Klar, gerade für dieses Jahr hatten wir viel geplant. Hublot ist sowieso eine Marke, bei der Veranstaltungen und Events eine große Rolle spielen. Davon sind fast alle seit März ausgefallen. Aber wir freuen uns darauf, unsere Uhren dann eben mehr über digitale Kanäle zu präsentieren.
Ihre Marke ist auch bekannt für große Namen. Nach welchen Kriterien wählen Sie die Prominenten aus, die für Hublot werben?
Ein potenzieller Botschafter von uns muss sich mit der Marke identifizieren können. Jemand wie der Fußball-Weltmeister Kylian Mbappé zum Beispiel besaß bereits mehrere unserer Uhren, bevor wir überhaupt mit ihm ins Gespräch kamen. Das ist immer ein gutes Zeichen. Und natürlich sollte er auch unsere Werte teilen und Leidenschaft zeigen.
Was genau meinen Sie damit?
Am Ende des Tages geht es wie in jeder Beziehung um Sympathie. Und manchmal ergibt sich das einfach. Zum Beispiel bei einem Boxkampf in Las Vegas habe ich mehr oder weniger zufällig den Manager von Floyd Mayweather Jr. kennengelernt. Die Gelegenheit stand plötzlich vor mir, und ich habe sie ergriffen. Oder Usain Bolt: Da stimmte die Chemie sofort. Er ist ein Freund des Hauses, wir haben seine Telefonnummer und können ihn jederzeit anrufen, wenn wir etwas brauchen. Das Gleiche gilt für Kylian oder auch für Pelé – auf einem anderen Level natürlich. Bei den beiden ist es etwas spezieller, denn Hublot hat eine besonders starke Verbindung zum Thema Fußball. Als wir Pelé, diese lebende Legende, für uns gewinnen konnten, war klar, dass wir auf der anderen Seite auch eine zukünftige Legende brauchen, und so kam Kylian ins Spiel.
Wie ist das starke Engagement im Fußball entstanden?
Anfangs, als wir noch eine kleinere Marke waren, haben wir uns gezielt umgesehen, in welche Sportarten wir gehen könnten. Aber sowohl im Tennis als auch im Golf oder Polo gab es bereits andere Uhrenmarken, die sich dort engagierten. Außer im Fußball. Vermutlich sahen die anderen Marken bei einem Massensport wie Fußball nicht die nötige Exklusivität, die man für eine Luxusmarke benötigt. Aber wir dachten uns, auch unter Fußballfans gibt es Menschen, die sich unsere Uhren leisten können.
Ein paar wenige auf jeden Fall.
Unsere Zielgruppe war neben den normalen Fans auch der Besitzer des Clubs. Oder derjenige, der sich eine Lounge im Stadion leistet. So etwas kostet ein halbes Vermögen, wer das auf sich nimmt, kann sich auch eine Uhr von Hublot leisten. Außerdem entwickelte sich der Sport gerade zu einem sozialen Phänomen, insbesondere die Europa- und Weltmeisterschaften wurden immer mehr zu breit aufgestellten Public-Viewing-Events. Es war absolutes Neuland, das es zu erobern galt.
Anders als bei Ferrari, die Automarke hatte vorher schon viele Uhrenfirmen-Partnerschaften. Nur funktionierte keine so richtig.
Das stimmt, da gab es Longines in den 1970er-Jahren. Später Panerai. Beide hatten nur mäßig Erfolg. Als wir im Jahr 2011 anfingen, mit Ferrari zu verhandeln, wollten wir daher alles anders angehen. Sie müssen zunächst verstehen: Ferrari, das sind im Grunde zwei Welten. Da gibt es auf der einen Seite die Welt der Fans, das sind viele Millionen Menschen weltweit, und die Welt der Ferrari-Besitzer, das sind nur einige Tausende. Aber genau diese zweite Gruppe wollten wir mit unseren Uhren ansprechen.
Wie haben Sie das geschafft?
Wir gingen mit Ferrari eine 360-Grad-Partnerschaft ein. Wir wollten überall präsent sein, wo auch Ferrari selbst war. Also nicht nur bei der Formel 1, sondern auch bei den Händlern, in den Clubs, auf den Events, in den kleinen Rennserien, überall. Insofern war das Geheimnis unseres Erfolgs nicht, dass wir plötzlich eine Ferrari-Uhr in unserer Kollektion hatten, sondern dass wir Hublot-Uhren an Ferrari-Besitzer verkauften.
Letzte Frage: Wo sehen Sie das Geheimnis Ihres eigenen Erfolgs?
Ich denke, das ist die Leidenschaft. Wenn man in einem Bereich arbeitet, der einem Spaß macht, dann fühlt es sich nicht mehr wie Arbeit an. Und wer etwas mit Leidenschaft macht, derjenige ist auch erfolgreich.
JUBILÄUMSMODELL
Zum runden Geburtstag bringt Hublot die „Classic Fusion 40 years anniversary“ heraus – eine Uhr, inspiriert von der ersten Hublot aus dem Jahr 1980. Anders als das Original wird das auf 500 Stück limitierte Modell jedoch nicht nur in einem Gehäuse aus Gelbgold (100 Stück, 24.800 Euro) geben, sondern auch aus Titan (200 Stück, 8.200 Euro) oder schwarzer Keramik (200 Stück, 10.300 Euro)
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