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Wo ich mein erstes Bier getrunken habe? Natürlich im städtischen Freibad. Die ersten unbeholfenen Flirts? Streit auf dem Fußballplatz ausgetragen mit dem Ball oder den Fäusten? Die erste Zigarette? Das alles Geschah auf dem ewigen Grün meines Freibads. Jeden Sommer, jeden Tag, jedes Wetter. Das Freibad ist ein Männerparadies.
Genau genommen ist es kein Paradies. Das Paradies erwartet einen am Ende des Lebens – oder auch nicht. Das Freibad ist ein Hort der Glückseligkeit seit Kindheitstagen. Es ist Kindergarten, Schule, Studium und gibt sogar Einblick ins Berufsleben. Das Freibad macht Männer.
Von wem sonst lernt man die harte Realität der unfreiwilligen Erektion brutaler kennen als von einer nassen Badehose, die sich enger ans Gemächt schmiegt als das Poloshirt an den ausladenden Bauch des Bademeisters? Nicht gerade angenehm, aber damit muss man leben können. Denn: Das Freibad offenbart unsere Schwächen. Die können oberflächlicher Natur sein – auch Männer können Probleme mit der Zurschaustellung ihres Körpers haben.
Die können aber auch tiefer greifen. Denn der Sprung vom 5er vor Publikum – besser gesagt der Abstieg vom 5er vor Publikum – härtet ab. Das Freibad lehrt uns mit Ängsten umzugehen und vor allem: sich Ihnen zu stellen. Wieder und wieder. Denn der 5er steht auch noch beim nächsten Besuch.
Es lockt mit Versuchungen: Bikinis, Bier Beachvolleyball. Na gut, Mädels, die Beachvolleyball spielen. Aber diese Versuchungen verlangen einen Preis, wie alles im Leben. Wer bereit ist, sich selbst auch mal zum Affen zu machen, zu riskieren, das Kind im Manne rauszulassen, der hat: mehr Spaß.
Denn darum geht es. Hier hat man Spaß gegen Mut. Hier kann man auch schon mit 14 Zigaretten in den Büschen rauchen, während Äste Kratzer in die nasse Haut ziehen, die man den Kumpels später als Spuren von Julia aus der elften Klasse verkauft.
Das Freibad hat aber nicht nur pubertären Reiz. Es erlaubt Männern auch jenseits der 20 Kinder zu sein. Wo sonst sieht man gestandene Manager-Typen in Badehose und mit Plauze mit den Kleinen kicken. Wo sonst sind Pommes ein Mahl für Könige und wo sonst fühlt sich das Bier unter der deutschen Sonne, so sehr nach Urlaub an?
Und wem dieser Kurzurlaub auf frisch gestutztem Rasen zu langweilig ist, der kommt nachts auf die Idee hier einzusteigen. Sixpack Bier, Mädel im Arm und Arschbomben vom Dreier ziehen. Oder zwei Mädels im Arm und Dreier den Arschbomben vorziehen. Wie man’s in der Sonne dreht und wendet: Wer im Freibad keinen Spaß hat, hat den Sommer nicht verstanden. Und vielleicht das Leben noch viel weniger.