Ich sitze am Steuer eines Helikopters. Nochmal und Wort für Wort: Ich-sitze-am-Steuer-eines-Helikopters! Dieser Gedanke schießt mir wieder und wieder durch den Kopf, als wir die Wüste hinter uns lassen, einen Golfplatz überqueren und ich den Steuerknüppel sachte Richtung Landebahn bewege. Wer lässt einen zittrigen Grobmotoriker wie mich an solch ein sensibles Fluggerät? Die Antwort: Paramount.
Denn die Filmproduktionsgesellschaft hat nach Palm Springs eingeladen. Hier sollen Journalisten austesten, was es bedeutet einen Helikopter zu steuern. Hollywood-Star Tom Cruise hat alle Stunts im sechsten Teil der "Mission Impossible"-Actionsaga selbst gedreht. Neben waghalsigen Motorradfahrten ohne Helm und unzähligen Kampfszenen machen vor allem die Hubschrauber-Jagden "Fallout" zu einem Highlight der Filmserie.
Mir vergeht die Lust auf Action als ich ins Cockpit des Hubschraubers steige und die verschiedenen Anzeigen sehe. Vor allem: vier verschiedenen Steuerknüppel, die ich im Griff haben muss. Der Wichtigste ist der "Cyclic". Mit ihm wird die Ausrichtung des Rotors und damit auch die Flugrichtung gesteuert. Er befindet sich in der Mitte der Kabine und ragt wie ein Joystick aus dem Boden. Links neben meinem Sitz ist ein Hebel, der aussieht wie eine Handbremse, aber das absolute Gegenteil bewirkt: Ihn Hochzuziehen bedeutet mehr Gas und somit mehr Auftrieb.
Zu meinen Füßen befinden sich die Pedale, die den Heck-Rotor steuern und damit für die Bewegungen auf der Hochachse zuständig sind. Sie ermöglichen beispielsweise 180-Grad-Drehungen. Dazu kommen Höhenanzeige, verschiedene Drehzahlmesser, Hydraulik, Tankfüllung. Letztere ist die einzige, die ich lesen und bewerten kann. Halbvoll. Los geht's.
Flug ohne Triebwerk
Um den Start kümmert sich Flugleherer Julian. Sobald wir ungefähr auf 100 Metern Höhe sind, darf ich übernehmen. Während ich also diesen circa 300 PS starken Kolibri steuere und darüber nachdenke, dass ich damals bei der Führerscheinprüfung beinahe als Geisterfahrer auf die Autobahn gefahren bin, sagt mein Fluglehrer Julian zu mir: "Max, willst Du was machen, was nicht Mal Tom Cruise im Film gemacht hat?" Noch bevor ich mich frage, wo hier die nächste Autobahnauffahrt ist, stellt Julian das Triebwerk ab.
24 Stunden zuvor hatte ich noch die Chance mit Wade Eastwood, dem Stunt Koordinator von "Fallout", zu sprechen. "Einen Helikopter so zu fliegen, wie Tom Cruise es im Film tat, ist extrem gefährlich", erzählt Eastwood und warnt mich vor, "wenn Du merkst, wie sensibel die Mechanik ist, wirst Du am Anfang ganz steif vor Aufregung sein". Ich muss an seinen Satz zurückdenken, als ich das Ersterben der Motorengeräusche höre.
Doch nicht nur die Maschine ist sensibel, meine Nerven sind es jetzt auch. "Merkst Du was?", fragt Julian. "Nein, gar nichts", überspiele ich erleichtert meine Aufregung, "wir sinken nur langsam". Julian erklärt: Wenn die Rotoren im richtigen Winkel eingestellt seien, würden sie sich im entgegenkommenden Fallwind weiterdrehen. "Man sinkt einfach langsam dem Boden entgegen".
Langsam ist gut. Langsam bedeutet in dieser Hinsicht: Man minimiert das Sterberisiko. Denn wir kommen der Landebahn gefährlich schnell näher. Kurz vor der Kameracrew am Boden lässt Julian den Motor wieder an. Einmal mehr übernehme ich das Steuer, drehe mit seiner tatkräftigen Unterstützung noch ein paar Runden über den Golfplatz, schaue in die poolübersäten Gärten von Palm Springs und fühle mich wieder als wäre ich 15 Jahre alt, als ich diese Aussicht zum letzten Mal als CJ in "GTA San Andreas" genießen durfte.
"MIssion Impossible – Fallout" ist seit dem 13. Dezember auf DVD, BluRay und Video on Demand erhältlich.
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