Ursprünglich hatten sich die „Fab Four“ schon 1966 von der öffentlichen Bühne verabschiedet. Nach dem Auftritt im Candlestick Park, dem letzten offiziellen Konzert der Gruppe, hatten sie endgültig die Lust am Touren verloren. Schuld daran ist der eigene Erfolg: Die "Beatlemania" hatte die Auftritte der Beatles zur Farce werden lassen, niemand konnte die Musik der Liverpooler Weltstars mehr hören. Zu laut das Gekreische der Fans, zu schlecht die Anlagen in den Stadien. Nicht nur die Band litt unter diesen Bedingungen, sondern auch die Qualität ihrer musikalischen Auftritte.
Also flüchteten die Beatles ins Studio, wo sie in aller Ruhe experimentieren durften. Das Ergebnis: „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ – eines der meist gefeierten Alben der Musikgeschichte. Für die Beatles ein doppelter Erfolg. Die Platte war nicht nur musikalisch wegweisend, sie füllte auch die Lücke, die die Band mit ihrer Live-Verweigerung geschaffen hatte.
Und so sollte es drei Jahre dauern, ehe die Beatles noch ein letztes Mal vor Publikum auftreten sollten. Die einst so innige Gemeinschaft der Liverpooler Jungs war über die Jahre jedoch auseinander gedriftet, die Egos und Unstimmigkeiten immer größer geworden. Paul McCartney, damals 27 Jahre alt, hatte nach dem Tod von Manager Brian Epstein mehr und mehr die Führung der Band in die Hand genommen.
Seine Idee für einen Weg aus der Krise: Zurück zu den Anfängen. Denn in ihren ersten Stunden in Hamburg oder den Liverpooler Kellern waren die Beatles eine großartige Live-Band. Und so sollte der Titel des neuen Tonträgers den Namen "Get Back" tragen.
Ein letztes Aufbäumen gegen den Tod der Band
John Lennon und George Harrison zeigten sich von der Idee, wieder zu touren, jedoch weniger angetan. Stattdessen sollte ein Filmteam die Band bei ihren Aufnahmen zum Album „Get Back“, das später als „Let It Be“ veröffentlicht wurde, begleiten. Doch die Streitigkeiten fanden auch während des Drehs kein Ende, zwischenzeitlich verlies Harrison entnervt sogar für mehrere Tage die Band.
Die letzten Tage im Studio dürfen also als letztes Aufbäumen gegen den nahenden Tod der Band gedeutet werden, das im Dachkonzert – einer spontanten Idee, am 26. Januar entwickelt, am 30. Januar gespielt – gipfelte. Einer der entscheidenden Personen, die diesen Auftritt ermöglichten, war wohl auch der Keyboarder Billy Preston, der die Band in ihren letzten Aufnahmen und auch beim Rooftop Concert unterstützte. Sowohl musikalisch, als auch menschlich.
Und so war es möglich, dass sich die Beatles noch einmal zusammenrauften. Kurzerhand wurde der Auftritt auf dem Dach des Apple Corps-Hauptquartiers vorbereitet, Technik nach oben geschleppt, damit die Band ihre neuesten Songs live performen konnte. Als Zuschauer waren anfangs lediglich das Filmteam, einige Studiotechniker und Vertraute zugegen. Nach und nach bekamen aber auch Anwohner und Passanten Wind von diesem historischen Ereignis.
Die Reaktionen waren gemischt, begeisterte Fans zeigten sich glücklich über diese einmalige Gelegenheit. Andere bekundeten aber ihren Unmut über diesen "Lärm" zur Mittagszeit.
Es dauerte nicht lange, bis ein Verkehrschaos in der Savile Row und den umliegenden Straßen drohte. Die Polizei verschaffte sich Zutritt zum Gebäude und bat die Musiker darum, wenigstens ein wenig leiser zu spielen. Aufgelöst, so wie es der Schnitt im Doku-Film „Let It Be“ es aussehen ließ, wurde das Konzert von den Ordnungshütern jedoch nicht.
Das Ende des Auftritts beschloss John Lennon auf seine typische Art und Weise mit einem humorvollen Schlusswort: „I’d like to say thank you on behalf of the group and ourselves and I hope we passed the audition.” – Ich möchte mich im Namen der Band und uns selbst bedanken und hoffe, dass wir das Vorspiel bestanden haben.“
Ein ironischer Verweis auf das Vorspiel beim Label "Decca Records", das die Beatles 1962 zum Beginn ihrer Karriere hatten. Die Gruppe wurde damals abgelehnt und erhielt keinen Vertrag. Die Begründung: „Gitarrenbands geraten aus der Mode“. Sieben Jahre später hatte jene „Gitarrenband“ die Popmusik revolutioniert und ist auch 50 Jahre nach ihrer Auflösung allgegenwärtig. Wie heute bekannt wurde, werden die Video- und Audioaufnahmen des damaligen Filmprojekts nun in die Hände von Regisseur und Oscar-Preisträger Peter Jackson („Herr der Ringe“) gelegt.
Auch 50 Jahre später kein Ende in Sicht
Das neue Filmprojekt soll in allen Details zeigen, wie die letzte Phase der Beatles wirklich war und mit einigen Mythen aufräumen. Jackson zeigte sich euphorisch und freut sich auf die Aufgabe: „Natürlich, es gab Momente des Dramas, aber nicht diese Streitigkeiten, die lange mit diesem Projekt assoziiert wurden. John, Paul, George und Ringo zusammenarbeiten zu sehen, wie sie heutige Klassiker von Grund auf kreieren, ist nicht nur faszinierend – es ist lustig, aufmunternd und überraschend privat.“
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Das „Rooftop Concert“ im Januar 1969 mag zwar der letzte Live-Auftritt der Band gewesen sein – am Ende scheint die Geschichte der Beatles aber auch 50 Jahre später noch nicht zu sein.
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