Credit: Playboy Deutschland
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Aldi hat diese Woche AC/DC-Shirts im Angebot. Das Bild im Katalog zeigt einen jungen Mann mit Akustik-Gitarre, Elmex-Lächeln in Begleitung zwei junger ebenso strahlender Frauen. Die Aufregung im Netz ist groß. Da fragt zum Beispiel die „Neon“, ob die Macher dieser „untrven“ Entgleisung denn überhaupt selbst schon Mal auf einem Rock-Festival waren? Stattdessen schuldigen sie klagend an: Keine Ahnung vom echten Rock´n´Roll, fehlende Nähe zu den echten Maniacs dieser Musik. Die Empörung ist groß.
Nun, liebe Neon-Redaktion, wann war denn AC/DC zum letzten Mal so richtig Rock´n´Roll? Etwa beim Influencer-Schaulaufen auf dem Coachella-Festival? Da passt die Aldi-Kampagne mit warmen Licht und strahlenden Mädels doch wie der Arsch aufs Dixie-Klo. Bands, deren Shirts beim Discounter angeboten werden, sind schon weit vorher zur Marke, zum Lifestyle-Objekt geworden. Das war übrigens schon in den 80ern so. Was? Ihr erinnert euch nicht an G´n´R oder den damaligen Krokus-Eklat?
Es gibt also eine Realness-Skala im Rock’n’Roll.. Da steht das Shirt direkt vom Merch-Stand natürlich ganz weit oben – am besten noch bevor "die groß waren", im Schweiße seines Angesichts vom Leadsänger handgeklöppelt, am besten noch während eines okkulten Rituals. Das wird bei Rock-Dinos wie KISS, den australischen Stromern oder Guns’n’Roses schwer. Also macht es einen Unterschied, ob ich mir mein AC/DC-Shirt bei Nuclear Blast bestelle oder es bei Aldi neben die Tiefkühllasagne aufs Fließband lege? Glaube ich nicht!
Diese Bands sind leider schon länger davon entfernt eine Haltung zu vermitteln, deren Sinn eine Discounter-Aktion entleeren könnte. Sie landen nicht ohne Grund in Aldi oder H&M Regalen, denn sie sind eben inzwischen kommerziell und massenkompatibel. Es geht nicht um super edgy Undergound-Neo-Post-Melodic-Hardcore-Bands, die die Welt zu einem besseren Planten machen will. Internet-Kommentatoren sollten von ihrem hohen Ross der berittenen Rock’n’Roll-Polizei herabsteigen. Und zwar dalli!
Aber das fällt so manchem selbsternannten Botschafter des Rocks eben schwer, der einmal im Jahr auf ein Festival geht und sich dann „mal total gehen lässt“. So ganz ohne Zähneputzen vorm Schlafen gehen und wenn’s richtig rockt, dann zeigt man bei „3 Doors Down“ auch schon mal den Metalgruß „YEAH!“ Und dass ja keiner im H&M Nirvana-Shirt auf dem Familien-Camping-Platz bei Rock am Ring auftaucht. Das unterscheidet ja schließlich die Poser von den echten Rockern. Solange man auf die nächstniedere Kaste in der Fan-Hierarchie hacken kann ist nämlich alles in Ordnung.
Wir reihen uns dann mal ein in diese Rangfolge und stellen eine mutige Behauptung auf: In der Redaktion zu sitzen, den Aldi-Prospekt durchblättern und sich im Internet aufregen bringt Euch garantiert keine Eintrittskarte in die Rock’n’Roll Hall of Fame.