Credit: Playboy Deutschland
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Fotos: Andy Fallen / Imago / Boomtown Rats
Der irische Rockstar Bob Geldof schätzt die eigene Bühnentauglichkeit nicht sonderlich hoch ein. „Ich sehe scheiße aus, bin eigentlich immer nur ein grinsender Affe gewesen. Das macht mir aber nichts. Wenn du auf der Bühne anfängst, darüber nachzudenken, wie du auf andere wirkst, bist du gefickt“, sagte der Initiator der 2005 von Millionen Fans besuchten „Live 8“-Konzerte jetzt im Playboy-Interview. Auch an seinen Qualitäten als Sänger meldet er darin Zweifel an. So unterscheide ihn zum Beispiel von seiner Tochter Pixie, die Musikerin ist und eine „wundervolle Stimme“ habe: „Meine Stimme ist ja echt scheiße.“
Der 68-Jährige beschreibt sich selbst im Playboy als tendenziell schlecht gelaunten Menschen: „Ich bin vom Kopf her immer ein Blues-Mann gewesen. Ein Grantler. Ich hüpfe nicht morgens aus dem Bett und denke: ,Juhu, ein weiterer herrlicher Tag.‘ Mir genügt es, wenn kein Mist passiert.“
Diese kritische Grundhaltung ist Geldofs Worten an anderer Stelle in dem Interview zufolge ein wichtiger Antrieb für sein musikalisches Schaffen. Seine Band „The Boomtown Rats“ habe er 1975 „aus Wut“ über die damals in Irland herrschenden Verhältnisse gegründet.
„Die Inflation lag bei über 25 Prozent, die Arbeitslosigkeit war ähnlich hoch, in Irland tobte ein Bürgerkrieg, in dem Tausende von Menschen ermordet wurden. Wir hatten eine komplett korrupte Regierung, eine komplett korrupte Kirche voller vergewaltigender Päderasten, niemand hatte Vertrauen in irgendwen“, so Geldof, und er und seine Bandkollegen „wollten nicht die Fresse halten, sondern Krach schlagen“.
Dass die „Boomtown Rats“ und er am 13. März 2020 nach 36 Jahren erstmals wieder ein Album („Citizens Of Boomtown“) auf den Markt gebracht haben, hat laut Geldof den Grund: „Die Wut ist noch da.“ Die Welt sei heute kein bisschen besser als in den Siebzigerjahren, die Jugend habe es sogar noch schwerer als damals.
„Heute singe ich eben nicht mehr für die Arbeitslosen, sondern für die Kids“, so Geldof im Playboy, der die aktuellen jugendlichen Protestbewegungen lobt: „Greta (Thunberg) ist ein fantastisches Mädchen, außergewöhnlich mutig und jung genug, um keine Angst zu haben. Sie akzeptiert keine Autoritäten, was ich wirklich cool finde. Überhaupt lässt sich die Jugend nicht mehr verarschen, das fing nach der Finanzkrise mit der Occupy-Bewegung an und setzt sich bis heute fort. Die Kids begreifen, dass ein Nein nicht immer etwas Negatives ist. Und dass es manchmal nichts Besseres gibt als ein glorreiches, von Herzen kommendes ,Fuck off‘.“