Der Fitnesswahn der 80er, spätestens da war’s vorbei. James Dean machte keinen Finger krumm, Bowie sowieso nicht, und dann kamen Arni und Stallone, diese zwei Fleischberge. Was früher eine lässige Haltung war, wich zugunsten eines aufgeblasenen Äußeren, einer neuen Männlichkeit, der nur die wenigsten genügten.
Die Folge: Komplexe, wohin das Auge sieht. Männer, faul wie Komposthaufen, Typen, die dem Pizzaboten 2 Mark mehr boten, wenn er denn gerade noch den Müll mit runter nehme – „liegt ja sowieso auf deinem Weg“, höhö – rannten Muckibuden ein, um ihren kümmerlichen Bizeps aufzupumpen. Wer soll es ihnen auch verübeln? Früher waren sie Jäger, Fels in der Brandung. Heute, in Zeiten von Foodora und #MeToo suchen sie verzweifelt nach ihrem Platz, kritisch beäugt von finsteren Augenpaaren, wie Hilda und Gerti aus Buxtehude, die 15 Minuten zu spät beim Sonntags-Gottesdienst erscheinen.
Natürlich tat sich ein neuer Markt auf, der mit den Bedürfnissen der verunsicherten Brut umzugehen wusste: zunächst allzu sensibel, mit Bodylotions, Anti-Aging Cremes und Pflegelippenstiften. Dann kam das dicke B. Und nein, nicht das an der Spree, sondern das in der Spritze. Einen Bart wachsen lassen, um dem traurigen Dasein wenigstens rund um die Backen etwas Kontur zu verleihen – okay! Aber Botox? Für die Hoden? Ich bitte euch!
In Großbritannien stehen gescheitelte Silberrücken in Dreiteilern mittlerweile Schlange, um sich die Falten aus dem Sack bügeln zu lassen. In Deutschland ist der “Trend“ noch nicht so ganz angekommen – ein Glück! Das Glatte ist die Signatur der Gegenwart, behauptet der Berliner Pop-Philosoph Byung-Chul Han in seinem Buch „Die Errettung des Schönen“. Sei es drum. Dann sehen die Gehänge halt irgendwann aus wie Füße, nachdem man in der Badewanne eingeschlafen ist. Ein zerkratzter Porsche ist immer noch ein Porsche, vergesst das nicht!