Als ich mit 15 Jahren zum ersten Mal ein Fitness-Studio betrat, war ich eingeschüchtert. Der Raum war ungefähr so groß wie das durchschnittliche Yuppie-Loft in Berlin-Mitte. Nur dass er inmitten eines schmutzigen Industriegebiets lag. Eng auf eng rissen, hoben, stemmten dort die harten Kerle ihre Eisen. Vor allem Türsteher, Kampfsportler oder beides.
Credit:
Sacha Hoechstetter für Playboy Deutschland
Die erste Regel, die man mir dort beibrachte? Du kannst hier drinnen ächzen und dabei scheiße aussehen, wie du willst – es stört keinen. Hier geht es, zumindest während des Trainings, nicht ums Aussehen.
Der Sport ist zu ehrlich für die meisten
Natürlich haben in den letzten zehn Jahren die YouTube-Macker und Fernsehpumper das Bild von Fitness-Studiosnachhaltig verändert. Weg vom Assi-Image, hin zum Pilgerort für Selbstoptimierer. Jeder ist mittlerweile in einer Fit-Filiale angemeldet – aber seien wir mal ehrlich: Wenige gehen gern hin. Warum? Weil der Sport zu ehrlich für die meisten ist.
Credit:
Playboy Deutschland
Früher war nicht alles besser. 100 Kilo waren vor zehn Jahren genauso schwer. Und genau das ist der Punkt: Hier kämpfen Männer gegen die Physik. Der letzte Rest Archaik im modernen Leben. Hier gibt es keine Teamkollegen, die schlechte Leistungen auffangen, keine schlaffen Gegner. In keinem Sport werden Schwäche, Trainingspausen oder lange Nächte direkter bestraft. Daher ist es so schwer, dabeizubleiben – und dabei sauber zu bleiben.
Nichts spuckt dir dein Unvermögen unverblümter ins Gesicht
Ich selbst habe auch wochenlange Durchhänger. Man sieht mir mein Hobby nicht an. Aber ich bin ein Freund von Direktheit. Und nichts spuckt dir dein Unvermögen unverblümter ins Gesicht als deine zitternden Arme beim Versuch, die gleichen Gewichte zu stemmen wie noch vor der vierwöchigen „Trainingspause“. Das Gute daran? Hier findet ein Mann heraus, aus welchem Eisen er gegossen ist.
Playboy-Reporter Alexander Neumann Delbarre ist da übrigens völlig anderer Meinung: Fitness-Studio-Geher sind "verbissene Selbstoptimierer, die versuchen, ihrem wackligen Selbstbewusstsein mittels Muskelmasse mehr Stabilität zu verleihen", sagt er. Lesen Sie hier seinen Gegenkommentar.