In Annas Kopf ist alles ein wenig beschlagen. Ob das die zwei Gläser Weißwein zum Zander waren? Ihre weichen Knie erzählen etwas anderes.
„Nettes Lächeln, breite Schultern, und auf den Kopf ist er auch nicht gefallen. Mal sehen, wo der Abend noch hinführt“ murmelt sie vor sich hin und spielt dabei mit ihrer Halskette.
Er, Fabian, steht ein paar Meter entfernt und witzelt mit einem anderen Mann. Er merkt nicht, dass sie ihn in diesem Moment beobachtet. Der Mann an der Bar, offenbar ein Freund, hat ihn auf dem Rückweg von der Toilette abgepasst. Sichtlich erfreut steuert er zwei Minuten später zurück zum gemeinsamen Tisch.
„Wer war das?“, fragt Anna. „Lange Geschichte. Ich hab hier mal gearbeitet“ antwortet Fabian. In diesem Moment rauscht die Kellnerin an ihnen vorbei: „Darf’s bei euch zwei sonst noch was sein?“ Fabian wartet ab, blickt zu Anna. „Ne, danke, ich platze gleich“, sagt sie. „Mir geht’s genauso“ erwidert er und weiter „wir hätten dann gerne die Rechnung“.
Kurze Zeit später flattert ein kleines schwarzes Ledermäppchen auf den Tisch. Betretenes Schweigen. Beide senken ihre Blicke, Fabian kramt verdächtig lange nach seinem Geldbeutel. Anna sitzt regungslos da und macht keinerlei Anstalten ihr Portemonnaie, das wohl in den Tiefen der Tasche verborgen liegt, zu finden.
Fabians Miene verfinstert sich: „Wow, für so eine Frau hätte ich dich nicht gehalten. Ich glaube, das mit uns beiden endet hier.“ sagt er schließlich, bezahlt die Rechnung und geht. Anna bleibt allein zurück. Als er den Raum durch den schweren Samtvorhang an der Eingangstür verlässt, bestellt sie ein neues Glas Wein.
Situationen wie diese werden in Zeiten von MeToo und Gleichberechtigungs-Debatten heiß diskutiert. Was denken Sie? Verhält Anna sich einfach nur dreist oder ist Fabian in diesem Fall die Diva? Dürfen Frauen nach wie vor erwarten, dass der Mann die Rechnung übernimmt?
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