Die Wahrheit ist: Alle paar Monate verspüre ich kurz den innigen Wunsch, mir ein Fußball-Game aufs Tablet zu laden. Was mich davon abhält: Ich weiß, wie es enden würde. Mit durchzockten Nächten und der frühmorgens an mich selbst gerichteten Frage: Was zur Hölle tust du hier?
Ich habe als Teenager „Fifa“ gezockt, bis ich sogar mit Vanuatu Serien-Weltmeister war. Ich weiß, wie viel Spaß das macht, und bin wirklich kein Freund der Selbstkasteiung. Aber Videogames? Da ziehe ich mittlerweile die rote Linie. Denn keine Lebenszeit erscheint mir sinnloser vergeudet als die verdaddelte.
Alles macht mehr Sinn: Playboy lesen, schlafen gehen
Wirklich alles macht mehr Sinn. Die vernünftigen Dinge sowieso: Freunde treffen, Playboy lesen, schlafen gehen. Aber die unvernünftigen auch: Wer nächtelang Serien schaut, lernt wenigstens was übers Leben, wer nächtelang in Bars rumhängt, erst recht.
Muss immer alles sinnvoll sein? Nein. Aber je älter ich werde, desto klarer wird mir, wie wenig Zeit ich wirklich habe.
Ich frage mich: Wieso soll ich auf dem Tablet Tore schießen, wenn ich es auf dem Bolzplatz tun, dabei fit bleiben und danach mit Freunden Bier trinken kann?
Wieso soll ich die Welt von Super Mario erkunden, wenn ich 99 Prozent der echten Welt noch nicht gesehen habe?
Wieso soll ich mich mit fiktiven Endgegnern abmühen, wenn ich zu meinem Chefredakteur gehen, ihm eine achtwöchige Recherche-Reise nach Mauritius vorschlagen und dann ein wirklich interessantes Duell ausfechten kann?
Wenn in mir jede Neugier auf die Welt erloschen ist und jeder Wille, in ihr noch etwas zu erleben, dann zocke ich wieder. Bis dahin spiele ich lieber noch das beste Adventure-Game, das ich kenne: das große draußen vor der Tür.
Playboy-Vize-Chefredakteur Philip Wolff ist da völlig anderer Meinung: Lesen Sie hier seinen Gegenkommentar.