Inhalt
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Schluss mit dem Männerhass: Unser Autor warnt vor dem Pauschal-Feminismus
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Kurt Krömer: Der Komiker erklärt, wie er seine Depression erkannt und besiegt hat
Mein Schlitten: Marlon Rechberger und sein Alfa Romeo 2000 GTV
BMW i4 M50: Eine Ausfahrt durch Oberbayern mit dem ersten M unter Strom
Max Verstappen: Wie tickt der Formel-1-Champ, 78 der in der neuen Saison Gejagter ist statt Jäger?
Bevor die Schlagersängerin Michelle das TV-Tanzparkett von „ Let’s Dance“ eroberte, ließ sie uns in Paris ihre schönste Kür sehen – ganz ohne Kostüm ...
Playmate: Unsere Miss April, Laura Schultz, entdeckt sich selbst beim Foto-Shooting neu
Blende Sechs: Die Nudistin Dominika Jandlová zeigt uns, was das ist – die Lust am Nacktsein
Sneaker-Guide: Welche Modelle angesagt sind, wie der Hype um Top-Linien großer Marken entsteht und wie der Kult zum Investment wird
Pflege: Dunkle Düfte
Der beste Sex meines Lebens: Sieben Frauen erzählen von ihren absoluten Höhepunkten
Tagebuch einer Verführerin: Sexkolumnistin Sophie Andresky erklärt, wie Treue funktioniert
Doris Dörrie: Die Regisseurin und Autorin über Rollenklischees, das Reisen als Paar und ihren Kino-Erfolg „Männer“
Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats
- Editorial
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- Leserbriefe
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- Witze
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- Impressum
- Bezugsquellen
- Playboy Classic
Bloß noch diese eine Runde. Knapp fünf Kilometer, einen Titelverteidiger mit angeschlagenem Auto hat er vor sich. Das Safety-Car ist weg, jetzt mit Vollgas über die Linie. Und dann ist er da – der Krampf im Gasfuß. Ein brutaler Schmerz bei jedem Pedaldruck. Aber das Adrenalin hilft Max Verstappen im irren Finale von Abu Dhabi über alles hinweg. Auf der allerletzten Runde zieht er an Lewis Hamilton vorbei, dann noch die Linie halten, sich einen Schlenker in der letzten Kurve erlauben, und die Formel 1 hat einen neuen Champion – den siegenden Holländer. Mit einer tadellosen Berufsauffassung: „Ein echter Rennfahrer lässt sich keinen Schmerz anmerken.“
Danach darf Max Verstappen für ein paar Minuten wieder Kind sein. Während viele Fans und die Mercedes-Team-Mitglieder noch ohnmächtig dreinschauen, sitzt der Sieger des Großen Preises der Emirate – und der verrücktesten Grand-Prix-Saison seit Langem – auf einer Holzbank hinter einer Stellwand, wartet auf seine Kür. Vor ihm geht Jos Verstappen in die Knie. Beide wischen sich Feuchtigkeit aus dem Gesicht. Sie können leicht behaupten, dass es Schweiß oder Schampus war, aber dieser Augenblick bringt Vater und Sohn wieder so nah wie am Anfang der Karriere, als sie mit dem Gokart im Gepäck kreuz und quer durch Europa gefahren sind. „Das alles kam da hoch“, sagt Max Verstappen. Papa Jos, der harte Hund, tätschelt dem Sohn die Wange, die beiden umarmen sich so, als wollten sie diesen Moment für die Ewigkeit festhalten. Endlich am Ziel. Zwar ein paar Jährchen später, als es der eigene Überehrgeiz vorgesehen hatte, aber dafür ist Rekordweltmeister Lewis Hamilton niedergerungen.
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen: Eine Fahrzeugbeherrschung wie Alain Prost und eine Mentalität wie Ayrton Senna
Sieht sie so aus, die Wachablösung in der Königsklasse? Max Verstappen ist seit Mitte März beweispflichtig. Er ist der vielleicht umstrittenste Weltmeister, den die Formel 1 je hatte. Nicht nur das Finale, die ganze letzte Saison hat Spuren hinterlassen. Zumal an den Rennwagen fast alles anders wurde. Aber genau darauf kann er vertrauen: Rasend schnell zu adaptieren ist eine seiner großen Stärken. Während andere sich langsam an die besten Rundenzeiten herantasten, ist er mit seinem Red-Bull-Honda meist von Anfang an voll da. Vertraut auf eine Fahrzeugbeherrschung, die an Alain Prost erinnert, den sie den „Professor“ nannten. Und auf eine Hochrisiko-Mentalität, die der eines Ayrton Senna entspricht. Doch: „Vorbilder habe ich nie gehabt“, sagt der 24-Jährige. Und wenn doch, dann höchstens seinen Vater. Obwohl er das Talent auch von seiner Mutter Sophie Kumpen geerbt haben dürfte, die sich früher im Kart selbst mit späteren Formel-1-Piloten wie Jarno Trulli oder dem heutigen Red-Bull-Teamchef Christian Horner gemessen hat und die Jungs regelmäßig besiegen konnte. Mit einem schlitternden Fahrstil, den auch der Sohnemann beim Überholen pflegt.
Den Generationenkonflikt in der Formel 1 – Lewis Hamilton ist 37 – hat Verstappen in der letzten Saison auch deshalb für sich entscheiden können, weil er seinem tatsächlichen Alter ein paar Schritte voraus zu sein scheint. Diese Souveränität, gepaart mit einer bullenartigen Aggression und einer ungeheuren Sturheit, das sind die Ingredienzien für eine erfolgreiche Titelverteidigung. Verbunden mit einer absoluten Fokussierung. Er hat noch weniger Lust auf Small Talk als Kimi Räikkönen, und der galt schon als größter Schweiger. Netflix will er keine Extra-Interviews für die Erfolgsserie „Drive to Survive“ geben, da werde zu sehr übertrieben. Merke: Der Mann hat den Anspruch, auch für die großen Dramen selbst verantwortlich zu sein.
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen: Hinter dem Rüpel verbirgt sich ein echter Racer
Davon gab es im letzten Rennjahr reichlich. Ein Höchstgeschwindigkeits-Crash mit Hamilton in Silverstone, der Verstappen zur Beobachtung ins Krankenhaus beförderte. Von dort aus sah er seinen Rivalen jubeln, das schürte tatsächlich so etwas wie Hass in ihm. Dann die zweite heftige Karambolage mit dem Briten in Monza, als er auf dem Cockpit des Mercedes landete und wütend davonstapfte, ohne nach dem verunfallten Gegner zu gucken. Für viele war er da wieder der „Mad Max“ aus den Anfangsjahren, der mit 17 schon in die Formel 1 gekommen war und sich aufführte wie ein Kindergartenkind mit 800-PS-Spielzeug.
Schnell aber erkannten die Gegner: Hinter dem Rüpel verbirgt sich auch ein echter Racer. Einer, der im Regen seine eigene Linie sucht, damit er die Konkurrenz in der Gischt verschwinden lassen kann. Der sein Limit ganz knapp zwischen Mut und Übermut zieht. Einer, der im ersten Rennen nach seiner Beförderung aus dem Hinterbänkler-Rennstall Toro Rosso ins Red-Bull-Team auf Anhieb einen Sieg einfährt. Jetzt ist er plötzlich der Maximator, der Einzige, der Hamilton auf Dauer herausfordern kann, selbst wenn er im schlechteren Auto siegt. Jetzt muss er nur noch zum Mannschaftskapitän werden, zur echten Führungsfigur wie sein großer Gegenspieler – falls Red Bull Racing das zulässt.
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen: Die Niederlande erleben heute, was hierzulande in den 90ern die Schumi-Mania war
Schon vor dem Showdown in Abu Dhabi wird in einem ungewohnt offenen Moment die ganze Sehnsucht deutlich, die in Max Verstappen schlummert, als er zugibt, ein Streber zu sein. Denn falls er Weltmeister werden sollte, werde er in jedem Fall von seinem Recht Gebrauch machen, die Startnummer zu wechseln und statt der 33 die stolze Eins aufs eigene Auto kleben. Denn: „Wie oft kann man das machen? Ich weiß es nicht, vielleicht ist es das einzige Mal in meinem Leben. Ich denke, es ist die beste Nummer, die es gibt.“
So ist es gekommen, obwohl die Drei seine Glückszahl ist. Ganz nebenbei fördert das den Fan-Artikel-Verkauf, und hier wird auch eine Parallele zu Michael Schumacher sichtbar. Die Niederlande erleben heute, was hierzulande in den 90ern die Schumi-Mania war. Die Übertragung vom Saisonfinale hatte in unserem Nachbarland einen TV-Marktanteil von 90 Prozent. Auf seinen Helm hat er sich neben die Eins und den Löwenkopf noch ein goldenes Sternchen geklebt. Als Zeugnis für seine Reifeprüfung.
Man muss diesen Zahlen-Fetisch verstehen: Die letzte Meisterschaft davor hatte Verstappen 2013 gewonnen. Damals fuhr er noch im Renn-Kart. Nur das mit dem jüngsten Weltmeister hat trotz der steilen Karriere nicht mehr geklappt. Den Rekord hält immer noch der andere Red-Bull-Zögling Sebastian Vettel, der die Sensation mit 23 schaffte. Verstappens nächste Schallmauer wird wohl bei den Vertragsverhandlungen im kommenden Jahr gesprengt. Auf 40 Millionen Dollar Salär wird er momentan taxiert. Doch schwört Max Verstappen seinem Stall die Treue: „Es ist so cool in diesem Rennstall, ich könnte noch zehn bis 15 Jahre bleiben.“ Solange er das beste Auto bekommt, könnte das sogar klappen.
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen: Seine gesamte Erziehung war auf eine Rennfahrerkarriere ausgerichtet
Aus dem reinen Schnellfahrer ist in den beiden Corona-Rennjahren auch ein Blitzlerner geworden. Inzwischen synchronisiert er Selbstbeherrschung und Fahrzeugabstimmung, wächst weiter an den Aufgaben. Wohl auch an der Titelverteidigung. Zocken ist dabei ein wichtiger Faktor, im SimRacing fährt er liebend gern virtuelle 24-Stunden-Rennen mit. Reflexe schulen, Gefühl für extreme Situationen bekommen – und richtig Spaß dabei haben. Seine unglaubliche Ruhe, sagt der Vater, die sei sein größter Vorteil: „Max spürt nicht mal den Druck.“
Papa Jos hatte es in den 90ern selbst in die Königsklasse geschafft, war eine Zeit lang Teamkollege von Michael Schumacher bei Benetton, saß aber oft zur falschen Zeit im falschen Cockpit. Die ganze Erziehung des Sohnes war auf eine Rennfahrerkarriere ausgerichtet, wie man es sonst nur von den berüchtigten Eislaufmüttern kennt. „Zu 100 Prozent“, gesteht Jos, Beiname „de Boss“. Mit zweieinhalb saß Verstappen junior deshalb schon in einem Renn-Kart und stellte sich auf Anhieb so gut mit dem viel zu großen und schnellen Ding an, dass gleich ein neues, besseres gekauft wurde.
Es muss eine harte Zeit gewesen sein. Auch wenn die Anekdote nicht bestätigt ist, die besagt, dass der kleine Max nach einem verlorenen Rennen selbst gucken musste, wie er wieder nach Hause kam. Sie könnte eine Begründung für seine Kompromisslosigkeit sein, die von den Kollegen bisweilen eher als Rücksichtslosigkeit wahrgenommen wird. Selbst ein Hamilton hat Respekt davor, wenn er Verstappen überholen muss. Keiner traut ihm so richtig über den Weg. Und geht es ums Verteidigen, fährt er noch stärker Kampflinie und wechselt gern einmal mehr die Spur als erlaubt.
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen: Er wird anderen auch künftig keine einzige Kurve gönnen
Von kollektiven Aufschreien war sein Tun hinter dem Lenkrad oft begleitet, mit dem ersten Titelgewinn hat er die Antwort gegeben. „Alles, was jetzt kommt, ist nur ein Bonus“, sagt Max Verstappen über seinen Anspruch, aber verlassen wird sich auf diese Großzügigkeit niemand. Ist doch klar, dass so einer den anderen auch künftig keine einzige Kurve gönnt. Standardsatz: „Ich bin nicht in der Formel 1, um der beliebteste Mensch zu werden.“ Deshalb muss er weiterhin auch gegen das Vorurteil und die Vorverurteilung anfahren. Verstappen bleibt eine rasende Kontroverse, aber auch so gewinnt man Profil: als der Typ in der ewigen Trotzphase.
Das spektakuläre Finale war für Max Verstappen Happy End und Neustart zugleich. Er sagt: „Ich habe den Titel auf der Strecke gewonnen, nicht vor den Rennkommissaren.“ Hamilton blieb der offiziellen Krönung fern, ließ sich lieber von der Queen zum Ritter schlagen. Verstappen, quasi der Regent des Asphalt-Adels, sagt dazu trocken: „Ich muss nicht Sir sein.“ Aber das Verhältnis zum Gegenspieler bezeichnet er im Großen und Ganzen als okay. Er hege sogar Respekt: „Natürlich hatten wir unsere Momente, natürlich hat es ihm wehgetan. Man guckt einander in die Augen, sagt zwar nicht viel, aber du siehst beim anderen, wie sehr auch er diesen Kampf liebt.“
Formel-1-Weltmeister Max Verstappen: „Wer nicht denkt, dass er alle anderen schlagen kann, sollte besser gleich aufhören“
Begriffen wie Magie oder Chuzpe – mit denen sein Wirken oft bezeichnet wurde – vermag Verstappen wenig abzugewinnen. Ob er sich für den besten Fahrer halte? „Klar, daran muss man glauben. Wer nicht denkt, dass er alle anderen schlagen kann, sollte besser gleich aufhören. So jemand wird nie Erfolg haben.“ Ansonsten habe er in seinem Krönungsjahr eine Menge Erfahrungen gemacht, die er mitnehmen könne: „Ich habe wieder einmal mehr über mich selbst gelernt, glücklicherweise“, sagt er.
Abseits der Piste sanfter und ruhiger gemacht hat ihn sicher Kelly Piquet, die Tochter des dreifachen Weltmeisters Nelson Piquet. Mehr öffentlichen Glamour als die Liaison mit der Brasilianerin, die ein Kind von Verstappens Ex-Kollege Daniil Kvyat hat, gibt es vom neuen Champion kaum. Manchmal zeigt er sich in sozialen Medien in seinem Appartement in Monte Carlo oder auf dessen Terrasse, aber die ist vollgestopft mit Fitness-Geräten. Alles dreht sich um den nächsten Rennerfolg, daran ändern Frau und Kind so wenig wie das Reglement der neuen Saison, das die Reifen größer, die Autos schwerer, die Flügel anders macht: „Ich hoffe einfach, dass das Rennfahren dadurch besser wird, dass wir alle enger zusammen liegen.“ So steigen die Überholchancen. Zwar ist nun Max Verstappen der Gejagte, doch nervös macht ihn das nicht: „Mein Auto hat ein Lenkrad und zwei Pedale. Das ist das, was man kontrollieren kann.“
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