Das mit dem Kaffeeservice ist inzwischen auch schon über 30 Jahre her. 1989 überreichte der DFB der westdeutschen Frauenfußballnationalmannschaft ein weißes Porzellanset mit Streublümchen – die Prämie für den Gewinn der EM im eigenen Land.
In Zeiten von „Equal Pay“-Debatten scheint diese knauserig-spießige Anerkennung wie eine warnende Anekdote aus einer fernen Ära. Doch auch vor der WM 2023 hat der Lizenz-Poker zwischen der FIFA und den TV-Sendern gezeigt: Um den Wert des Frauenfußballs wird weiterhin gestritten.
Obwohl ein paar Kaffeetassen und Teller als Sportprämie aus heutiger Sicht gänzlich unpassend erscheinen: Formal gesehen liegen sie nicht ganz daneben. Schließlich sind Pokale ursprünglich auch nichts anderes als eine besonders wertvolle und mit Bedeutung aufgeladene Art von Geschirr. Und eine „richtige“ Trophäe zum In-die-Luft-Strecken gab es auch schon bei der EM 1989.
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Frauen-WM: Pokal auf Sockel mit grünem Magmatit-Stein
Bei der Frauen-WM werden die Gewinnerinnen seit der Jahrtausendwende mit dem 47 Zentimeter hohen Women’s World Cup geehrt, der vom Mailänder Unternehmen Sawaya & Moroni entworfen wurde. Auf einem Sockel aus grünem Magmatit-Stein schraubt sich eine vergoldete Bronzespirale nach oben. Ob es sich dabei um eine Schärpe, eine abstrahierte Sportlerinnen-Silhouette oder die Flugbahn einer verzwirbelten Flanke handelt, lässt sich nicht ohne Weiteres erkennen. Am Ende dieses Metallbandes klebt ein silberner Fußball in der Größe einer Orange, die den Pokal unmissverständlich in seiner Sportart verankert.
Statisch und symbolisch gesehen ist der Women’s World Cup das Gegenteil des Herren-WM-Pokals. Bei den Männern thront eine Weltkugel schwer auf zwei Spielerfiguren, die offenbar die Last des ganzen Universums tragen müssen. Dagegen strahlt das deutlich schlankere und vertikalere Design der Frauen-Trophäe Leichtigkeit aus. Scheinbar gewichtslos schwebt der Fußball am Ende der goldenen Schleife.
Was soll man daraus ableiten? Ist Fußball für Männer ein Kraftakt, während das wichtigste Turnier der Frauen in einem locker hingeworfenen Schnörkel endet? Zumindest lässt sich festhalten, dass der Women’s World Cup in seiner Form ein Streben in die Höhe symbolisiert.
Frauen-WM: Pokal leichter zu stemmen
Die optimistische Auslegung: Während das kommerzielle und geopolitische Gewicht der Fußballwelt auf den Männern lastet, haben ihre Kolleginnen mehr Raum für Entwicklungen und eine unbeschwertere Version ihres Spiels. Leichter zu stemmen ist ihr Pokal mit seinen 4,6 Kilogramm auch – das 23-Fache einer Kaffeetasse.
Autorin: Saskia Trebing
Dieser Beitrag erschien zuerst auf sportsillustrated.de
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