Jetzt fällt die Wiesn schon zum zweiten Mal hintereinander aus. Haben Sie schon Entzugserscheinungen?
Das Oktoberfest ist einfach nicht zu ersetzen. Ich werde also noch mal durch ein entsetzliches, hartes Jahr gehen und darauf verzichten müssen (lacht). Aber andere Brauer kommen in dieser Zeit gerne nach München. Wir sind so etwas wie eine kleine Familie und treffen uns auch dieses Jahr, das mildert den Schmerz etwas. Ich bin sonst jeden zweiten Tag auf der Wiesn. Das heißt aber nicht, dass ich vor lauter Phantomschmerzen jetzt jeden zweiten Tag mit Freunden in ein Wirtshaus gehen werde (lacht). Aber ich setze mich dann schon in den „Hofbräukeller“, ins „Hofbräuhaus“ oder zum Chinesischen Turm, trinke da eine Maß Bier und freue mich auf nächstes Jahr.
Zum Glück gibt es aber auch dieses Jahr zumindest das Oktoberfestbier.
Die auf der Wiesn ausgeschenkte Menge macht nur knapp 15 Prozent des bei uns gebrauten Oktoberfestbieres aus. Der Rest geht in die Gastronomie und den Handel. Deshalb verkaufen wir diese spezielle Sorte auch dieses Jahr.
Was ist denn das Besondere am Oktoberfestbier?
Es ist ein Vertreter der hellen Oktoberfestbiere mit einer kräftigen bernsteingoldenen Farbe, das betont malzaromatisch ist. Der Geschmack ist im Antrunk weich und mild mit einem vollen Körper und einer süßlichen, karamellbetonten Note. Der Abgang zeichnet sich durch eine leichte Hopfennote aus. Das Hopfenbittere spielt nur eine Nebenrolle, das Hopfenaroma ist subtil im Abgang zugegen. Zudem hat es mit 6,3 Prozent einen höheren Alkoholgehalt.
Damit es schneller lustig wird auf der Wiesn?
Nein, die Brauer haben schon früher erkannt, dass Getränke, die mehr Alkohol enthalten, länger haltbar sind. Das Festbier hat man damals im März gebraut, weil es vor der Erfindung der Kältemaschine im Sommer zu heiß war und das Bier verdarb. Damit es bis zum Oktober hält, hat man es stärker eingebraut und den Sommer über in Felsenkellern auf Eis gelagert – und diese Tradition des ausgesprochen kräftigen Bieres lebt bis heute fort.
Warum wird das Bier auf dem Oktoberfest eigentlich in so großen Krügen ausgeschenkt? Wird es darin nicht schneller schal?
Im Gegenteil. Durch die Höhe des Maßkrugs entweicht weniger Kohlensäure, und die dicke Wand hält das Bier länger kühl. Zusätzlich entwickeln sich wegen der großen Oberfläche die Aromen des Bieres im Maßkrug besonders gut.
"Ein Bier aus der Flasche wird mit einem frisch gezapften nie ganz mithalten können."
Schmeckt das Bier gezapft wirklich anders als aus der Flasche? Oder ist das nur ein Mythos?
Nein, das stimmt. Ein Bier aus der Flasche wird mit einem frisch gezapften nie ganz mithalten können. Bier ist ein Frischeprodukt und schmeckt von Tag zu Tag kaum merklich, jedoch subtil weniger frisch. Das Bier auf dem Oktoberfest wird nachts dorthin transportiert und am nächsten Tag getrunken. Frischer geht es nicht. Außerdem verliert das Bier durch die Einschenktechnik auf dem Oktoberfest etwas Kohlensäure, wodurch es den charakteristischen Schaum bildet und süffiger wird.
Sie arbeiten schon seit über 30 Jahren als Bierbrauer. Wofür steht Bier für Sie nach all der Zeit?
Bier ist für mich in allererster Linie ein unheimlich leckeres Getränk (lacht). Abgesehen von Wasser gibt es kein anderes Getränk, das so natürlich hergestellt wird. Wein, Saft, Limonade oder alkoholfreie Getränke sind verglichen mit Bier immer relativ stark behandelt. und das fasziniert mich einfach, dass man aus Wasser, Gerstenmalz, Hopfen und Hefe so eine unglaubliche Vielzahl an verschiedenen Bieren herstellen kann.
Die Wiesn ist normalerweise ein Event mit Besuchern aus aller Welt. Wo wird denn im Ausland am meisten Oktoberfestbier gekauft?
Bei Hofbräu München ist das jedes Jahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Italien und den USA. In beide Länder wird insgesamt mindestens so viel Oktoberfestbier exportiert, wie auf der Wiesn getrunken wird. Die Menschen haben offensichtlich auch außerhalb des Oktoberfestes ihre Freude an unserem Bier (lacht).
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