Auch nach zig erfolgreichen Filmen, für die Jake Gyllenhaal schon vor der Kamera stand, gibt es Drehs, die den Schauspieler nach wie vor herausfordern. Zum Beispiel: Der Werbespot für Pradas im August 2021 gelaunchtes Parfum "Luna Rossa Ocean". Der Duft ist die neueste Interpretation des Prada-Klassikers "Luna Rossa" – inspiriert vom gleichnamigen Segelteam, das 1997 unter anderem durch das Engagement von Patrizio Bertelli, CEO der Prada Group, zusammenkam. Und auch "Luna Rossa Ocean" hat Berührungspunkte mit dieser Geschichte. Was ihn an dieser Kooperation reizte und wie er sich darüber hinaus selbst verwirklicht, erzählt uns der 40-Jährige im Interview.
Mr. Gyllenhaal, beim Spot zu "Luna Rossa Ocean" führte der Schwede Johan Renck Regie. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
Er ist großartig. Ich bin ein Fan von Johan. Er war Regisseur von "Chernobyl" (2019), einer meiner Lieblingsserien. Johan ist nicht nur ein hervorragender Visualist, sondern auch ein echter Geschichtenerzähler. Er sucht nach reellem, natürlichem Verhalten. Bei der Umsetzung war es angenehm mit ihm zu arbeiten, da er in Momenten, in denen Dinge hätten übertrieben gespielt werden können, immer echte Menschlichkeit integrieren wollte. Ich habe es geliebt, mit ihm zu arbeiten.
Was war die größte Herausforderung bei dem Dreh?
Ich habe über die Art, wie die Athleten die Luna Rossa segeln, gestaunt. Wie sie es schaffen, die Kraft des Ozeans zu nutzen, um ein Boot mit solch einer Präzision zu manövrieren. Das ist echt atemberaubend. Während des Drehs war ich nicht auf dem echten Boot, aber wir haben auf einem eins zu eins Nachbau am Set gearbeitet. Sich vorzustellen, dass ein Boot dieser Größe dazu gebracht wird, sich mit einer derartigen Geschwindigkeit durch den Ozean zu bewegen, ist beeindruckend. Ich habe nur versucht, nicht ausrutschen und hinzufallen – und das bei künstlichem Regen. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen wie es wäre, das Original zu segeln!
Wussten Sie schon immer, dass Sie schauspielern möchten?
Das weiß ich immer noch nicht! Es war bis hierhin eine wundervolle Reise und ich habe viel Glück gehabt. Ich bin wirklich dankbar für meine bisherige Karriere, mit ihren unterschiedlichen Iterationen. Wie es eben so ist, wenn man etwas, was man liebt, für eine recht lange Zeit machen darf. Ich weiß, dass ich immer Teil des Geschichtenerzählens sein wollte. Ich weiß auch, dass Geschichten mein Leben verändern, mich durch schwere Zeiten gebracht und ich durch sie große Freude empfunden habe. Ich freue mich auf neue Geschichten von Erzählern, für die ich schwärme. Über die Jahre hinweg habe ich so gut ich konnte versucht, meine Mitwirkung in dieser Community und im Geschichtenerzählen auszuweiten. Schauspielern war die erste Tür, die mir offen stand. Es war die, durch die ich gerne und dankbar gegangen bin und die mir so viele, unglaubliche Erlebnisse beschert hat.
Apropos neue Geschichten: Ihr nächster Film "The Guilty" feiert diesen Monat Premiere auf dem Toronto International Film Festival.
Ich habe eine Firma, Nine Stories, die ich seit sieben Jahren mit meiner wundervollen Geschäftspartnerin Riva Marker, leite – was wunderbar ist. Momentan produzieren wir viele Titel in Film, Fernsehen und Theater und sind konstant damit beschäftigt. Als Schauspieler war "The Guilty" das Letzte, was ich gefilmt habe während der Pandemie – produziert von Nine Stories für Netflix, mit Antoine Fuqua als Regisseur. Ich bin sehr sehr begeistert und stolz auf den Film und kann es kaum erwarten, dass die Leute ihn sich anschauen können.
"'The Guilty' haben wir in elf Tagen, mitten in den Anfangsmonaten der weltweiten Pandemie gedreht"
Warum wollten Sie "The Guilty" unbedingt drehen? Wie sind Sie dazu gekommen?
Ich habe Gustav Möllers Original "Den skyldige" (2018) das erste Mal vor drei Jahren beim Sundance Film Festival gesehen und war sehr inspiriert. Ich hatte das Gefühl, dass er in einem amerikanischen Kontext sehr schlagkräftig sein würde und habe das Potential für eine Adaption sofort erkannt und förmlich gespürt. Über meine Firma Nine Stories haben wir dann die Rechte für eine Neuverfilmung erworben. Zwei Jahre haben wir an dem Drehbuch gearbeitet und es dann Antoine Fuqua vorgelegt – und er hat direkt am Tag danach zugesagt, die Regie zu übernehmen. Antoine und ich haben bereits zusammen an "Southpaw" (2015) gearbeitet und waren auf der Suche nach einem weiteren gemeinsamen Projekt. Einer der ersten Gedanken, den wir über den Film hatten, war, dass wir ihn in nur kurzer Zeit unter Druck filmen sollten. Letztendlich haben wir den gesamten Film in elf Tagen, mitten in den Anfangsmonaten der weltweiten Pandemie gedreht. Er ist eine Achterbahnfahrt und vielleicht am allermeisten eine gefühlvolle Geschichte der Wiedergutmachung.
Erzählen Sie uns mehr von Ihrer Rolle als Joe Bayler. Wie haben Sie sich auf diese spezielle Rolle vorbereitet?
Joe, den Charakter, den ich spiele, ist der Mittelpunkt der Geschichte. Er ist buchstäblich Augen und Ohren der Zuschauer. Er arbeitet in einer Notrufzentrale, als er einen Anruf erhält, der alles für ihn verändert. Er muss ein kaputtes und fast unmögliches System navigieren, um einer Frau in Not zu helfen. Ich habe viele Stunden damit verbracht, Notrufaufzeichnungen anzuhören und mich mit Notfall-Disponenten zu unterhalten. Der Film verlangt von den Zuschauern, ganz genau – Seite an Seite mit Joe – zuzuhören und Hinweise zu sammeln, während sie Anruf für Anruf die Höhen und Tiefen mitmachen. Es ist eine wirklich delikate und angespannte Choreographie an Tipps, die zu einem vollkommen unerwarteten Ende führt.
"Der Freiraum, zu denken und mich auszudrücken, ist für mich das Wichtigste"
Was zieht Sie an einem Projekt an?
Ich glaube, dass sich das über die Jahre geändert hat – und ich hoffe, dass es sich auch in Zukunft weiter ändern wird. Für mich ist der Freiraum, zu denken und mich auszudrücken, das Wichtigste. Ich liebe Charaktere, die zeigen, dass es okay ist, unsere komplexeren und dunkleren Seiten zu erforschen. Meiner Meinung nach kann man nur fröhlich und unbeschwert sein, wenn man auch die andere Seite kennt. Ich glaube, ich suche nach einem gewissen Etwas, das einen Unterton des Unbewussten mit sich bringt.
Warum haben Sie zugestimmt, bei Pradas neuem Duft "Luna Rossa Ocean" mitzuwirken?
Ich liebe, wofür Prada steht: Gehoben aber gleichzeitig auch avantgarde. Sie gehen ans Limit – nicht nur in Style und Fashion, sondern auch aus technischer Sicht. Außerdem mag ich den Duft: elegant und kräftig. Und die Flasche an sich ist schön – sie hat eine Art Dualität, die sehr interessant wirkt. Ich kann mir sie gut auf Nachttischen, im Badezimmer oder wo auch immer Leute sie aufbewahren, vorstellen. Es ist in sich ein schönes Objekt.
Wie sieht Ihre tägliche Körperpflege aus?
Ich glaube definitiv daran, dass es sehr wichtig ist, auf sich zu achten. Gesicht waschen und Zähne putzen ist ein tägliches To-Do. Mir fällt dazu eines meiner Mottos ein, das ich aus einem Elvis Costello Song habe. Darin heißt es: "Good manners and bad breath get you nowhere" – also gutes Benehmen und Mundgeruch bringen dich nirgendwohin.
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