In ihrem loftartigen Büro im Kölner Stadtviertel Ehrenfeld treffen wir Silke Knodel, eine der beiden Chefinnen des Innenarchitektur- und Designbüros a.s.h. Was sofort auffällt: Im schlichten Konferenzraum steht eine kleine Bar. Sieht gut aus – und gar nicht nach harter Arbeit ...
Frau Knodel, wie genau sieht Ihr Job aus, was macht ein Interior Designer?
Zunächst müssen Sie wissen: Wir sind keine „Kissenknicker“, die am Ende ein paar Möbel aussuchen, und das war’s. Das machen wir zum Schluss zwar auch, aber wir gehen von Anfang an in die Bausubstanz. Wir gestalten alles, von den Grundrissen über die Einbauten bis zur Sanitär-, Elektro- und Lichtplanung. Das ist auch der Unterschied zwischen Interior Design und Innenarchitektur.
Das klingt nach einem Rundumsorglos-Paket.
Wir haben in der Tat viele Kunden, die wünschen sich alles komplett aus einer Hand. Bei manchen Bauherren geht das so weit, dass wir am Ende nicht nur die Möbel aussuchen, sondern uns sogar um die Bücher im Regal oder das Geschirr und Besteck im Schrank kümmern.
In welcher Größenordnung muss man sich Ihre Projekte vorstellen?
Wir kommen ursprünglich aus dem Hotelbereich, setzen heute aber vermehrt private Anwesen um. Das kann alles sein: vom kleinen Wohnungsumbau für unter 50.000 Euro bis zur großen Villa im siebenstelligen Bereich. Und zwar nicht nur in Deutschland, sondern von Mykonos über Mallorca bis Kapstadt. Es gab aber unter unseren Projekten auch schon Yachten oder ein Privatflugzeug.
Ein Flugzeug?
Ja, die Veränderung beschränkte sich jedoch hauptsächlich auf die Außenhülle, innen hat man aufgrund der Brandschutzvorgaben weniger Spielraum. Bei dieser Pilatus PC-12 war das Besondere ein fugenloser Farbverlauf an der Außenseite: von einer hellsilbernen Front bis zum Leitwerk in Dunkel-Anthrazit-Metallic.
Hugh Hefner hatte einst ein rundes Bett in seinem Flugzeug.
Gute Idee, das machen wir dann das nächste Mal (lacht).
Woher wissen Sie, welcher Stil zu welchem Kunden passt?
Häufig wissen die Leute das am Anfang selbst nicht. Natürlich schaut man sich den Kunden dann an, wie sieht er aus, was zieht er an. Wir fragen ihn nach seinen Vorlieben, in welche Hotels er gerne geht oder welche Länder er häufig bereist. Um ein Gefühl dafür zu bekommen, was das für ein Mensch ist. Trotzdem bleibt immer ein großer Interpretationsspielraum.
Gibt es auch Aufträge, die Sie nicht annehmen würden?
Ja klar, ganz eindeutig. Unter eine gewisse Qualitätsgrenze würden wir nicht gehen. Aber auch gewisse Formen, zum Beispiel britischen Landadel-Stil oder goldenen Louis-quinze-Barock, würden wir nicht gestalten. Das passt einfach nicht zu uns. Aber in der Regel kommen ohnehin nur Leute zu uns, die unseren Stil kennen und ihn nachfragen. Ich könnte mir aber auch vorstellen, ein stilvolles Bordell einzurichten (lacht).
Was macht man bei Paaren, bei denen der Mann etwas anderes will als die Frau?
Das ist in der Tat ein häufiges Problem. In dem Fall muss man sehr diplomatisch vorgehen. Häufig haben Männer und Frauen sehr differente Ideen zum Thema Innenarchitektur, sodass manchmal unterschiedliche Stilwelten aufeinanderprallen. Das macht den Abstimmungsprozess deutlich schwieriger und kann schon mal sehr privat und emotional werden.
Wer setzt sich dann eher durch – der Mann oder die Frau?
Mal so, mal so. Oft geben die Männer nach und sagen, solange meine Frau glücklich ist, ist das für mich auch in Ordnung. Grundsätzlich bemühen wir uns aber immer um einen Konsens, mit dem beide gut leben können.
Könnten Sie sich vorstellen, eine Playboy Mansion im Hugh-Hefner-Stil zu gestalten?
Klar, auf jeden Fall. Leider hatten wir bisher keine derartige Anfrage. Aber nach diesem Interview mit dem Playboy, wer weiß ... (Lacht)
Wie würde so etwas aussehen?
Bei einer Playboy Mansion könnte man natürlich durchaus etwas üppiger werden. Ich denke da an geflochtene Schaukeln, große, frei stehende Badewannen und viel Platz in den Bädern. Außerdem könnte man den Wellness-Bereich etwas großzügiger zur Party-Area ausbauen, inklusive Soundsystem und farbigen Lichtern. Generell ist bei männlichen Domizilen auch das Thema Weinkeller und Bar sehr gefragt.
Was würden Sie bei einer Bar empfehlen?
Ein großer Trend im Moment sind fließende Raumkonzepte, also dass man zum Beispiel die Funktionalität einer Bar mit der einer Küche verbindet. Dann ist das am Tag die Küche und am Abend der Bartresen. Die Küche ist ohnehin so etwas wie der neue Porsche. Warum also nicht mit einer Bar verbinden, beides ist ein guter Ort für Kommunikation und für Atmosphäre.
Wie sieht es mit dem Thema Weinkeller aus?
Das ist natürlich ein absoluter Klassiker. Viele unserer Kunden wollen ihren Wein nicht nur lagern, sondern auch stilgerecht inszenieren. Einen Keller haben wir zum Beispiel in farbiges Licht getaucht und die Weinregale mit Messing-Nieten versehen. Das hätte bestimmt gut in eine Playboy Mansion gepasst. Meistens gestalten wir die Räumlichkeiten gleich so, dass man dort auch sitzen kann, um zum Beispiel eine Weinverkostung abzuhalten.
Was würden Sie empfehlen, wenn man nicht das nötige Kleingeld für ein Innenarchitekturbüro hat?
Viele begehen den Fehler, dass sie beim Gestalten ihrer Wohnung mit einem Sessel, einer Couch oder Ähnlichem anfangen. Besser ist es, sich vorher eine bestimmte Richtung, ein Konzept zu überlegen und erst danach ins Detail zu gehen. Am besten, man erstellt erst einmal ein kleines Moodboard mit Farben, Tapeten und Möbeln, die einem prinzipiell gefallen.
Und wie geht es dann weiter?
Man setzt diese Ideen um. Viel lässt sich schon über Farben oder Tapeten an den Wänden erreichen. Das alles gibt es im Internet, und es kostet nicht viel Geld. Der nächste Schritt sind die Möbel. Mein Tipp wäre, auch mal nach Secondhand-Möbeln zu schauen, da kann man bereits für wenig Geld ganz tolle Klassiker bekommen.
Kann man auch zu Ikea-Regalen greifen, oder ist das ein No-Go?
Überhaupt nicht. Alles ist erlaubt. Ich kombiniere ja auch ein Zara-Kleid mit einer Prada-Handtasche. Das ergibt eine schöne Spannung. Ehrlicherweise haben wir selbst sogar in unserem Büro immer noch ein Billy-Regal stehen, dieses ist allerdings von einem Natursteinrahmen umgeben. Generell gilt: Nichts ist langweiliger, als wenn alles zueinanderpasst. In so einer leblosen, sterilen Umgebung will niemand wohnen. Man muss sich auch wohlfühlen, es muss zu einem persönlich passen.
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