Der Vorabend des Interviews wird lang für Charlie Sheen. Die Firma Lelo hat den 50-Jährigen, der 2015 seine HIV-Infektion öffentlich machte, als Gesicht ihrer neuen „Hex“-Kondome engagiert. Von der Londoner Launch-Party verschwindet Sheen irgendwann mit mehreren Schönheiten. Die Interviews sollen am nächsten Morgen stattfinden. Doch Sheen taucht erst am nächsten Abend um halb sechs wieder auf - ganz der alte Charlie.
1. Playboy: Die wichtigste Frage zuerst: Wie geht es Ihnen, Mr Sheen?
Sheen: Es geht mir gut, danke! Es fühlt sich gut an, ich zu sein.
2. Playboy: Warum bewerben ausgerechnet Sie ein Kondom?
Sheen: Ich sehe es als meine Pflicht. Ob ich will oder nicht: Es ist wichtig, über Geschlechtskrankheiten aufzuklären.
3. Playboy: Wem haben Sie zuerst von Ihrer HIV-Erkrankung erzählt?
Sheen: Ich dachte zunächst, ich hätte einen Gehirntumor. Meine Mutter war bei mir, als ich die Diagnose bekam. Dann habe ich es meiner Familie und engen Freunden erzählt.
4. Playboy: Sie wurden wegen Ihrer Erkrankung erpresst und haben Millionen gezahlt. Wann wurde Ihnen bewusst, dass das aufhören muss?
Sheen: Letzten Herbst wurde mir klar, dass ich meinen Erpressern die Munition nehmen und an die Öffentlichkeit gehen muss. Das war eine machtvolle Erfahrung. Es ist wie ein neues Leben.
5. Playboy: Fühlen Sie sich seit Ihrem HIV-Outing stigmatisiert?
Sheen: Überhaupt nicht. Leute sprechen mich auf der Straße an und gratulieren mir dazu, dass ich mich getraut habe. Es gibt viele Vorurteile gegenüber HIV-positiven Menschen, und ich hoffe, das zu ändern. Es wäre schön, wenn noch mehr Prominente ihre HIV-Erkrankung öffentlich machen würden. Das würde der Sache helfen.
6. Playboy: Sie wirken ruhiger als früher. Wurde der wilde Tiger gezähmt?
Sheen: Ich hatte wilde Jahre, ja. Ob ich ein Tiger war? Ich weiß nicht. Heute kämpfe ich mit einem anderen Tier - der Zeit.
7. Playboy: Stimmt es, dass Sie eine geladene Waffe in Ihrem Haus verstecken?
Sheen: Nein. Insbesondere nach dem Massaker von Orlando möchte ich die Leute, was das angeht, zum Nachdenken anregen. Wir brauchen dringend eine Lösung für das Waffenproblem.
8. Playboy: Sie unterstützen verschiedene wohltätige Zwecke. Was sagen Sie Leuten, die behaupten, Sie machten das nur wegen Ihres Images?
Sheen: Ich mache das heute, weil ich selbst erlebt habe, wie es ist, in einer unglücklichen Situation zu sein. Meine ist so einzigartig, dass ich Dinge für andere zum Positiven wenden kann.
9. Playboy: Wie entscheiden Sie, welchen guten Zweck Sie unterstützen?
Sheen: Wenn ich wirklich etwas damit erreichen kann.
10. Playboy: Sie waren ja der bestbezahlte TV-Star aller Zeiten. Trotzdem die Frage: Haben Ihnen die Studios jemals genug gezahlt?
Sheen: Mehr wäre besser gewesen. Aber ich bin vor allem nicht glücklich darüber, wie die „Two and a Half Men“-Geschichte ausging. Ich hätte das besser machen können.
11. Playboy: Ein Grund für Ihren Rausschmiss aus der Serie waren Ihre ständigen Eskapaden. Was macht Drogen so verführerisch?
Sheen: Verführerisch ist eine sehr nette Art, Drogen zu beschreiben. Sie sind es am Anfang, aber mit der Zeit werden sie zur unangenehmen Notwendigkeit, zur Sucht.
12. Playboy: Ist Ihr Rock-’n’-Roll-Leben etwas, das man nachahmen sollte?
Sheen: Wenn Sie es überleben können - viel Glück! Ansonsten kann ich meine Vergangenheit nicht gerade empfehlen, weil so ein Leben für gewöhnlich in einem Sarg endet. (grinst)
13. Playboy: Was haben Sie von Ihrem Rockstar-Freund Slash gelernt?
Sheen: Er ist ein Genie, der beste Gitarrist aller Zeiten. Er ist ein liebenswerter, zuvorkommender und brillanter Mann. Für mich verkörpert er die pure Vergebung und Freundschaft.
14. Playboy: Was ist das Geheimnis eines selbstbestimmten Lebens?
Sheen: Bleib dir treu! Wenn du sowohl gegenüber anderen als auch dir selbst die Wahrheit sagst, bist du wahrhaftig frei.
15. Playboy: Welches Jahrzehnt war Ihr bestes?
Sheen: Ich hoffe, das kommt noch! Jedes Jahrzehnt war einzigartig: Als Kind in den Siebzigern verbrachte ich Monate auf den Philippinen mit meinem Vater und Marlon Brando, Dennis Hopper und Robert Duvall, als sie „Apocalypse Now“ drehten. In den 80ern waren es dann die Dreharbeiten zu „Platoon“ mit Oliver Stone, der meiner Meinung nach ebenfalls einer der besten Filme aller Zeiten ist - und das war nur der Anfang!
16. Playboy: Was außer „Platoon“ macht Sie noch stolz?
Sheen: Meine Familie, die mich unterstützt, und vor allem meine Kinder, mit denen ich in Zukunft mehr Zeit verbringen will.
17. Playboy: Waren Sie wirklich immer so wild, oder war manches nur gespielt?
Sheen: Leider war ich sogar noch wilder. Viel wilder. Ich wünschte, dass zumindest ein Teil davon nur gespielt gewesen wäre. Ab einem gewissen Punkt wurde es einfach zu heftig.
18. Playboy: Das heißt, in Zukunft sehen wir einen anderen Charlie Sheen?
Sheen: Ich will gesund bleiben und Gutes tun. Ich will Frieden mit der Vergangenheit schließen, im Jetzt leben und in die Zukunft blicken. Ich will, dass meine Kinder stolz auf mich sind.
19. Playboy: Werden Sie zur US-Präsidentschaftswahl Ihre Stimme abgeben?
Sheen: Vielleicht.
20. Playboy: Also wissen Sie noch nicht, wen Sie wählen werden?
Sheen: Nein. Aber Donald Trump ist eine Katastrophe. Ein verdammter Clown. Dieser Zirkus sollte aus der Stadt verschwinden, bevor er das Oval Office ansteckt. Wählen Sie lieber mich.
Charlie Sheen setzt sich für mehr Aufklärung über Geschlechtskrankheiten ein. Playboy ebenfalls - mehr dazu auf www.playboy.de/safy-sex
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