Playboy: Herr Soumikh, Gin aus dem Rum-Fass: Das ist durchaus außergewöhnlich. Wie sind Sie darauf gekommen?
Daniel Soumikh: Das war in der Tat ein etwas längerer Prozess von ungefähr zwei Jahren. Wir hatten damals erfahren, dass in den Niederlanden die Thematik „Gin im Fass“ eigentlich Tradition hat. Durch die Tonkabohne war es daher naheliegend, dass wir etwas in Richtung Rumfässer unternehmen würden. Irgendwann habe ich dann gesagt, ‚Okay, lass es uns einfach ausprobieren‘
Um welche Rumfässer handelt es sich hierbei genau?
Wir hatten das große Glück, dass wir die Rumfässer von „Plantation-Rum“ aus Barbados bekommen haben. Das sind Eichenholzfässer, die bis zu 18 Jahre in der Karibik eingelagert wurden. Die Tonkabohne und ihre 22 weiteren Botanicals haben wir dann für sechs Monate in den Fässern aus Barbados reifen lassen.
Und das wirkt sich auf den Geschmack des Gins aus?
Dass das Lagern auch geschmackliche und qualitative Auswirkungen hat, wurde historisch eher versehentlich festgestellt: Wenn eine Spirituose über mehrere Wochen oder Monate auf schwankenden Schiffen über Ozeane oder versteckt in dunklen Kellern und Höhlen gelagert wird, geschieht es unweigerlich, dass sich die Farbe zu einem satten Goldton verändert und die Aromen vanilliner, wärmer und komplexer werden. Bei unserem Fass-Gin ist das ist das ein sanfter Karamellton. Geschmacklich durchaus auch mit einer Orangensüßlichkeit mit einer Holznote. Das Fass soll aber nicht dominieren, daher auch die junge Reifung. Dabei haben wir das Alkoholvolumen von 47 Prozent auf 40 Prozent reduziert, weil wir den Tonka-Gin als Gin für puren Genuss sehen.
Gehen da die Gin-Puristen nicht gleich auf die Barrikaden?
Ich weiß, dass viele Kenner gerne ein höheres Volumen bevorzugen. Dennoch habe ich in vor allem in Amerika beobachten können, dass sich inzwischen der Trend in eine andere Richtung bewegt: Weniger ist mehr. Gerade bei Purverkostungen sollte das Volumen auch eines jeden Destillates individuell austariert werden.
Und wie verhält es sich hier mit der Mischbarkeit?
Natürlich ist bei 40 Prozent noch eine Mischbarkeit gegeben. Trotzdem sehe ich den Tonka Gin aus dem Rum-Fass als einen Gin für puren Genuss. Ich selbst habe das Destillat aber darauf fokussiert, dass man es "on the rocks" im Tumbler entspannt trinken kann.
Die Gin-Welle ist enorm – der Markt hart umkämpft. Als Sie 2014 mit Tonka angefangen haben, hat Sie das nicht ein bisschen abgeschreckt?
Ehrlich gesagt habe ich mich nicht so sehr für meine Mitbewerber auf dem Markt interessiert. Ich war von dem Projekt Tonka Gin einfach überzeugt, dass es seinen Weg machen würde und habe mir daraufhin stufenweise Ziele gesetzt. Und das mit Erfolg. Ich glaube aber auch, dass wir alle von der sogenannten Gin-Welle profitieren. Die Menschen interessieren sich wieder mehr dafür, was in ihren Gläsern ist. Und auch was die Vielfalt betrifft, ist der Gin-Trend positiv zu werten.
Die Tonkabohne war in Deutschland zur Zubereitung in Lebensmitteln ab 1981 zeitweise verboten. In manchen Ländern ist sie das immer noch. Warum?
Ja, das ist richtig. In den USA sogar bis heute noch. Ich glaube es hat mit Aufklärung zu tun. Wir sprechen hier von einen Kumarin-Anteil wie dem bei Zimt oder Muskat. Natürlich müssen wir vorsichtig damit umgehen, aber die Dosis bei Tonka-Gin ist wirklich sehr homöopathisch. Wir haben unseren Gin in Zusammenarbeit mit dem Amt für Lebensmittel entwickelt. Das Amt gibt einen Maximalwert vor, den wir also weit unterschritten haben. Die Kunst war es dabei natürlich, trotzdem das Aroma und den Geschmack nicht zu verlieren.
Was macht Tonka Gin im Gegensatz zu anderen Gins so einzigartig?
Ich glaube, es ist vor allem unsere stringente Auseinandersetzung mit der Tonkabohne, die wir als Kopfnote für unseren Gin verarbeiten. Zudem haben wir von Beginn an Barkeeper mit ins Boot geholt und uns Zeit gelassen, am Ende ein hochwertiges Destillat auf den Markt zu bringen. Zudem konkurrieren wir nicht wirklich mit dem klassischen Gin-Sorten, sondern wir komplettieren diese eher.
Kommen wir zu einer Wissenschaft für sich: Tonic Water. Hier ist es als Konsument schwer den Überblick zu behalten. Gibt es da nicht ein Tonic Water, das unweigerlich zu jedem Gin passt?
Auch hier kann ich nur sagen: Jedem so, wie es ihm schmeckt. Für unseren Gin empfehle ich immer zwei Arten von Tonic: Das Fever-Tree Tonic, das eher sanft und neutral ist, oder Schweppes Dry, das den Geschmack von Gin zwar noch gut zulässt, ihn aber sehr trocken macht.
Zu Rum und Rotwein isst man ja gerne auch mal ein Stück Schokolade. Zu Bier etwas Salziges. Was genießt man zu Gin-Tonic?
Es kommt auf die Vielfalt an. Bei Tonka-Gin sehe ich ganz klar etwas nussiges, schokoladiges. Aber Gin passt auch sehr gut zu mediterranem Essen. Einfach mal selbst ausprobieren. Hier sind keine geschmacklichen Grenzen gesetzt.
Über Tonka Gin:
Schöpfer Daniel Soumikh verfiel der namensgebenden Bohne während einer Spanien-Reise, bei der die Tonkabohne über einen Gin Tonic gerieben wurde. Nach knapp zweijähriger Tüftelei an dem perfekten Zutatenverhältnis, war es 2014 soweit: Soumikh baut die Marke seither gemeinsam mit seiner Frau Serap auf.
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