Playboy: Herr Wimmer, warum braucht es einen Aktionsmonat für Männergesundheit?
Wimmer: Weil es in der Medizin eine schmerzliche Erfahrung ist, dass sich Männer oft erst zu spät zum Arzt bequemen. Da ist es gut, sie mal anzustoßen: Vorsorge tut nicht weh und ist wichtig!
Frauen sind da vernünftiger?
Ja, das bestätigen Untersuchungen. Manche führen das darauf zurück, dass Frauen schon im jungen Alter durch regelmäßige Besuche beim Frauenarzt lernen, nicht nur dann zum Arzt zu gehen, wenn sie krank sind, sondern eben auch um zu gucken, ob alles in Ordnung ist. Männer dagegen haben Angst davor, was beim Arzt herauskommen könnte. Viele Männer sind das letzte Mal als Grundschüler gründlich durchgecheckt worden.
Wirkt da noch der Anspruch, dass Männer stark sein und keine Schwächen zeigen wollen?
Die meisten sind nicht so drauf. Aber viele Männer betrachten ihren Körper und ihre Psyche wie eine Maschine. Sie reagieren erst, wenn etwas wirklich nicht mehr geht. Wenn Sie zum Beispiel eine erektile Dysfunktion haben, also keinen mehr hochkriegen, ist das oft ein Symptom für eine schwere Erkrankung, zum Beispiel Diabetes oder eine Nervenkrankheit. Es hilft nicht, Ihr bestes Stück mit blauen Pillen hochzuprügeln. Der eigentliche Grund für die Störung bleibt unbehandelt.
Was sind typische Männerkrankheiten?
Unter anderem Hoden-, Prostata- und Lungenkrebs, außerdem klassische Gefäßerkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall. Was wir zunehmend sehen, sind psychische Erkrankungen: Depressionen, Angststörungen und Traumatisierungen. Dass der Körper rebelliert, weil er mit dem ganzen Stress nicht mehr zurechtkommt.
"Wenn ich direkt frage, 'Was haben Sie denn?', genieren sich viele Männer"
Leben wir heute ungesünder oder ist die Diagnose besser geworden?
Beides. Zum einen haben wir mittlerweile einen Lebensrhythmus, der uns kränker macht als früher, zum anderen finden Ärzte schneller Krankheiten. Das heißt aber eben nicht, dass die Leute früher sterben. Werden Prostata- oder Hodenkrebs früh erkannt, bedeutet das oft: Gefahr gebannt.
Müssen Ärzte mit Männern anders umgehen als mit Frauen?
Ja. Wenn ich direkt frage, „Was haben Sie denn?“, genieren sich viele Männer. Man kommt schneller voran, wenn man Männer nach dem Ziel ihres Arztbesuchs fragt: Brauchen Sie eine Krankschreibung? Eine zweite Meinung? Wobei kann ich helfen? Das ist der Türöffner. Das macht man bei einer Frau nicht.
Gerade gibt es eine Werbekampagne eines großen Elektronik-Markts, die mit dem Begriff „Männertage“ spielt. Haben tatsächlich auch Männer Hormonschwankungen?
Natürlich, das weiß man schon länger aus Untersuchungen. Das haben alle Menschen, Männer genauso wie Frauen. Das Stresshormon Kortisol zum Beispiel schwankt auch tagsüber mehrfach. Einen Zyklus wie die Frauen haben Männer zwar nicht, trotzdem weiß man, dass Männer sehr launisch werden können, wenn der Testosteronspiegel abfällt. Das kann ein- bis mehrmals im Monat passieren.
Dieses Jahr unterstützt der Schweizer Uhrenhersteller Oris die Movember-Bewegung mit einer speziellen Edition. Warum engagieren Sie sich für dieses Projekt?
Als Mediziner ist es mir wichtig, Kampagnen wie diese zu unterstützen, um die gesundheitliche Aufklärung über Erkrankungen und Vorsorgeuntersuchungen zu unterstützen. Für mich steht die Marke für gute Uhren, aber vielmehr noch für richtige Männer- und Jungs-Träumereien: Tiefseetauchen, Fliegerei, Militär und mehr. Das Unternehmen wirbt mit harten Typen, die was erreicht haben. Ich finde toll, dass es jetzt mal darum geht, was jeder für sich selbst tun und wie er für sich selbst ein Held sein kann!
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