Fotos: Corinna Nogat / Glampool, Hardy Brackmann
Wie es ist, eine starke Frau an seiner Seite zu haben – das weiß Fritz Karl, der mit der Schauspielerin Elena Uhlig zusammenlebt und mit ihr vier Kinder hat, bestens. Ideale Voraussetzungen also für seine Rolle als Verleger Franz Burda, der im Zweiteiler „Aenne Burda – Die Wirtschaftswunderfrau“ seiner Gattin (Katharina Wackernagel) beim Emanzipations-Triumphzug zusehen darf. Sie etablierte im Nachkriegsdeutschland ein Zeitschriftenimperium. Und zu Hause ihr ganz eigenes Beziehungsmodell.
Playboy: Herr Karl, der Zweiteiler über das Verleger-Paar Burda beginnt damit, dass Aenne Burda die Affäre und das Doppelleben ihres Mannes aufdeckt. Ist das nicht üblicherweisedas Ende einer Beziehung?
Fritz Karl: Nicht bei den beiden. Das waren zwei sehr lebenslustige Menschen, die nichts ausgelassen haben, aber sie waren füreinander bestimmt. Es gibt wunderschöne Fotos von ihnen, auf denen sie sehr alt sind, und man sieht darauf, wie sehr sie miteinander verbunden waren. Trotz all der Kämpfe und anderen Beziehungen, die sie hatten. Die betrogene Aenne Burda stieg selbst zur Geschäftsfrau auf – mit eigenem Verlag und eigener Affäre.
Ein harter Brocken für einen Patriarchen?
Genau das fand ich das Faszinierende an diesem Mann: die enorme Wandlung, die er in seinem Leben durchmacht, auch in seinem Rollenbild.
Ist das ein Zeichen von Stärke?
Klar, wenn man fähig ist, eine andere Sicht auf die Dinge zuzulassen, ist das ein großes Zeichen von Stärke. Wenn man alles abblockt und als feindlich betrachtet, ist man sich seiner selbst nicht sicher. Das sehen wir ja an der Tagespolitik: diese komische Angst vor dem Fremden. Sind wir uns selber so unsicher, dass wir vor allem gleich Angst haben müssen?
Wie steht es denn um unser heutiges Rollenbild – wie viel hat sich da getan seit der Nachkriegszeit?
Ich finde, dass gerade die jüngere Generation heutzutage erschreckend konservativ ist. Aber das hat überhaupt nichts zu tun mit meinem eigenen Rollenverständnis. Ich bin stolz darauf, dass die Frau, die mit mir zusammenlebt, ihr eigenes Ding macht und noch dazu vier Kinder mit mir hat. Wie sich die Uhlig selbst verwirklicht, finde ich total sexy.
Sie nennen Ihre Frau „die Uhlig“?
Es gibt auch Momente, in denen wir uns duzen.
Sind die Karl-Uhligs eher ein Matriarchat oder ein Patriarchat?
Ein Matriarchat! Und ich bin zu Gast. Neulich habe ich beim Essen erzählt, dass bei Burdas die Kinder immer ganz ruhig am Tisch saßen, als wir gedreht haben. Vielleicht könnten wir das auch so machen, bei uns ist es immer so laut. Sie haben mir nur den Vogel gezeigt.
Was machen Sie heute als Vater anders als Ihr eigener Vater oder Großvater?
Ich hatte wirklich einen Ausnahmevater. Der hat wahnsinnig viel mit uns gemacht und uns zu jedem Scheiß mitgenommen. Er war ein unglaublicher Kümmerer, eine Glucke.
Klingt nach einem heutigen Hipster-Großstadtpapa.
Genau so war mein Vater. Egal, ob zum Kartoffelnholen oder Waschmittelkaufen, überall hat er seine vier Kinder mitgenommen. Mein Großvater dagegen ist dem Verleger Franz Burda sehr ähnlich: Er war groß, Jäger, hat zwei Fabriken aufgebaut und sehr den Verhaltenskodex dieser Zeit gelebt. Da habe ich natürlich einen ganz anderen Familienalltag.
Wie sieht der aus?
Heute in der Früh bin ich aufgestanden, habe die Pausenbrote gemacht, die Kleine gewickelt – zweimal, weil sie Zähne bekommt – Frühstück gemacht. Es gab in Österreich mal ein politisches Programm der Sozialisten, das hieß „halbe-halbe“, das fand ich eine gute Idee. In vielen Dingen tun wir so gleichberechtigt, aber ist das wirklich so? Tief unten brodelt es noch verdächtig.
Was möchten Sie Ihren insgesamt sieben Kindern mitgeben?
Dass sie eigenständige Menschen sind, die selbst entscheiden können. Meine älteren Kinder sind ganz verschieden, aber sie haben alle gute Freunde. Ich finde, daran kann man erkennen, wie sie sind. Es gibt allerdings kein Rezept, und ich halte mich bei Gott für keinen guten Vater. Das war immer ein Bemühen und ein Scheitern.
Dass Sie letztes Jahr 50 geworden sind, hat Sie das beschäftigt?
Fakt ist: 50 spürt man. Bei einem Hangover braucht man länger zur Reparatur. Und man wird in manchen Dingen feiger, vorsichtiger.
Was die Arbeit angeht?
Was das Springen über Felsen angeht.Oder wenn ich im Fluss wate und die Strömung stark ist. Das war mir früher völlig egal, heute kann es sein, dass ich in der Mitte verharre und mir überlege, wie ich den Tag noch überlebe. Ist mir neulich beim Fischen passiert, fürchterlich, da war so ein unglaublicher Druck.
Und wie ist es ausgegangen?
Sitze ich hier, oder sitze ich hier?
Aber waren dazu Rettungsgroßeinsätze nötig?
Nein, ich habe mich dann konzentriert und mir gedacht: „Jetzt gehst du in diese Richtung, und du wirst es schaffen.“
Der Zweiteiler "Aenne Burda - Die Wirtschaftswunderfrau" strahlt das Erste am 5 und 12. Dezember um 20:15 Uhr aus und in der Mediathek aus. Mit ihren Modezeitschriften trug Aenne Burda maßgeblich zum Erfolg des Burda-Konzerns bei - der auch den deutschen Playboy herausbringt.
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