Stolze 15 Jahre ist es her, dass wir Daniel Craig erstmals als 007 auf der Leinwand zu sehen bekamen. Bei seiner Vorstellung noch als „James Blond“ verspottet, ist seitdem viel passiert. Mit seinem ersten Abenteuer, der Verfilmung des Fleming-Romans „Casino Royal“ konnte er nicht nur die kritische Presse und penible Anhänger überzeugen, er machte auch Menschen zu Bond-Fans, die vorher gar keine waren. So frisch, so anders war der britische Agent auf einmal. Und trotzdem so typisch Bond.
Nach einem durchwachsenen „Ein Quantum Trost“ wurde Craig mit „Skyfall“ gar zum „besten Bond seit Sean Connery“ auserkoren. Richtig schlecht war keiner seiner Filme, auch wenn der genannte „Quantum“ oder „Spectre“ gemischte Kritiken erhielten. Und schlecht ist auch „Keine Zeit zu Sterben“ nicht, so viel darf man wohl schon verraten.
James Bond "Keine Zeit zu sterben": Hochkarätig besetzt
Fakten und Zahlen zum fünften und letzten Craig-Bond gab es auf Grund der langen Wartezeit viel zu lesen und überhaupt war vieles bereits vorab bekannt. Christoph Waltz wird seine Rolle als Bösewicht Blofeld wiederholen, Oscar-Preisträger Rami Malek wird Bond als mysteriöser Gegenspieler das Leben schwer machen und an seiner Seite wird diesmal eine ganze Armada an bekannten Figuren stehen. Vor allem viele Frauen sind an Bord, darunter Léa Seydoux als Bonds Geliebte Madeleine Swann, Ana de Armas als kubanische Agentin Paloma, Lashana Lynch als aufstrebende 00-Agentin Nomi sowie Naomie Harris als Eve Moneypenny. Komplettiert wird das Aufgebot durch M-Darsteller Ralph Fiennes, Ben Whishaw als genialem MI6-Erfinder Q und CIA-Spion und Weggefährte Felix Leiter, gespielt von Jeffrey Wright.
James Bond "Keine Zeit zu sterben": Cary Fukunaga geht so weit wie kein Regisseur vor ihm
Kurz ausgedrückt: Der Film ist vollgepackt, was sich auch in seiner Länge bemerkbar macht. Denn mit 163 Minuten ist „Keine Zeit zu sterben“ der längste aller 25 Bond-Filme. Und leider fühlt sich „Keine Zeit zu sterben“ an der ein oder anderen Stelle auch lang an. Natürlich ist die Action, die Regisseur Cary Fukunaga („True Detective“) bietet, vom Feinsten. Es wird in traditioneller James-Bond-Manier geschossen, in die Luft gejagt, gekämpft, geflogen, getaucht und geprügelt. Craig beherrscht und zieht auch diesmal alle Register, vom charmanten Grinsen, bis zur bitterbösen und gnadenlosen Tötungsmaschine.
Doch bricht Fukunaga mit der Figur James Bond am Ende und geht so weit, wie es keiner seiner Vorgänger gewagt hat. Immer wieder geht es um Gefühle, um Verstrickungen mit der Vergangenheit. Denn wenn eine Sache bei Craig entscheidend anders war als bei seinen Vorgängern, dann die Tatsache, dass Bonds Handlungen Folgen haben. Folgen, die ihn von Film zu Film begleiten und belasten. Das hat Craigs Filme besonders und erfolgreich gemacht.
James Bond "Keine Zeit zu sterben": Der Abschied, den Craigs Bond verdient hat
Denn das besondere an Daniel Craigs 007 war von Beginn an seine echte und verletzliche Seite. Bond zeigte plötzlich Gefühle, entwickelte sich weiter und war mehr als der britische Superspion, der zwischen Martinis und Matratzen mal eben die Welt rettete und dabei noch einen lustigen Spruch auf den Lippen hatte.
Wer die Leichtigkeit von Sean Connery oder das Selbstverliebte Grinsen von Pierce Brosnan in den bisherigen Bond-Filmen seit 2006 vermisste, wird auch in "Keine Zeit zu sterben" in die Röhre schauen. Wer aber Lust hat, auf beeindruckende Bilder im Kinoformat, handfeste Action, Verfolgungsjagden und aberwitzige Stunts, wird diese bekommen. Selbst einige abgedrehte Ideen, wie man sie vor allem aus der Roger-Moore-Ära kannte, bietet "Keine Zeit zu Sterben". Am Ende ist es der Abschied, den Daniel Craigs Bond verdient hat und den er sich vermutlich auch genau so gewünscht hat.
Denn nicht nur Daniel Craig haderte mit seiner Bond-Rolle, auch Bond selbst haderte in den Filmen so viel mit sich selbst, wie keiner seiner Leinwand-Inkarnationen. In „Keine Zeit zu sterben“ wird dieser Bond vollendet, es schließt sich der Kreis. Fukunaga zeigt einen Bond, der so verletzlich ist wie keiner zuvor. Das ist mutig und konsequent, aber bei so manchem Fan auf Ablehnung stoßen könnte. Bond kämpft mit sich und seiner Vergangenheit und sucht dabei seinen Platz in der Gegenwart. Diese Erzählung wird mit „Keine Zeit zu sterben“ fortgeführt und vollendet. So konsequent, dass sich mancher fragen wird, ob das noch der Spion ist, den er liebte. Ist das noch James Bond? Die Antwort gibt’s ab dem 30. September im Kino!
Noch mehr Lust auf Bond?
Zum 25. Jubiläum des Gentlemen-Spions – und dem letzten Auftritt von Daniel Craig als 007 – widmeten wir der legendären Action-Reihe ein eigenes Sonderheft. Auf 132 Seiten finden Sie darin alles über die Anfänge des Mythos, die prägenden Figuren, die Filme, die Gadgets und natürlich die schönsten Frauen. Außerdem wagen wir einen Ausblick in die Zukunft und nennen Ihnen die Favoriten für die Nachfolge von Daniel Craig. Jetzt hier bestellen!
Alle Artikel