Bei einigen Tieren, wie etwa Mäusen, ist der Effekt schon länger bekannt: Nehmen sie weniger Kalorien zu sich, senkt das nicht nur die Entzündungswerte in ihren Körpern und stärkt das Immunsystem, sondern führt auch dazu, dass sich ihre Zellen verjüngen. Dadurch steigt die Lebenserwartung erheblich an. Ob dieser natürliche Anti-Aging-Effekt auch beim Menschen eintritt, wollte vor zwei Jahren ein Forscherteam der Universität Yale wissen.
Für ihre Studie versammelten die US-amerikanischen Wissenschaftler 200 gesunde, nicht fettleibige Männer und Frauen im Alter zwischen 21 und 50 Jahren und ermittelten ihre tägliche Kalorienzufuhr. Eine Hälfte der Probanden sollte fortan 25 Prozent weniger Kalorien zu sich nehmen. Die Kontrollgruppe durfte zum Vergleich wie gewohnt weiter futtern. Zwei Jahre später wurde untersucht, welche Effekte damit erzielt werden konnten. Und obwohl (oder gerade weil) die eine Hälfte der Teilnehmer ihre Kalorienzufuhr in diesem Zeitraum nur um 14 anstatt um 25 Prozent reduzierten konnten, sind die Ergebnisse, die in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht wurden, äußerst spektakulär.
Wie eine kalorienreduzierte Ernährung das Immunsystem verjüngen kann
Die erste Entdeckung machten die Yale-Forscher bei der Untersuchung des Thymus. Diese Drüse sitzt über dem Herz und ist ein wichtiger Teil des menschlichen Immunsystems, da sie T-Zellen produziert, die unter anderem Krankheitserreger bekämpfen. Der Thymus altert bekanntlich deutlich schneller als der Rest des Körpers, weshalb die Immunreaktion mit der Zeit immer schlechter wird und ältere Menschen schneller krank werden. Der Großteil der Drüse ist selbst bei einem gesunden Erwachsenen mit 40 Jahren bereits verfettet und produziert demnach auch weniger Immunzellen.
In der Studie stellten die Wissenschaftler nun aber fest, dass die zweijährige Kalorienreduktion die besagten Verfettungen des Thymus verringert und seine Funktion verbessert hat. Bei der Kontrollgruppe änderte sich in dem Zeitraum nichts. Der Thymus muss also nach der Kalorienreduktion deutlich mehr T-Zellen hergestellt haben als zu Beginn der Studie. Und das bedeutet: Das Organ hat sich durch die Kalorienreduktion verjüngt – und mit ihm sich das Immunsystem des Körpers.
Die Forscher der Yale-Universität machten aber noch eine weitere spektakuläre Entdeckung, als sie bei den Teilnehmern eine Gen-Analyse des Fettgewebes durchführten. Die ergab, dass die Kalorienreduktion eine deutliche Abnahme von PLA2G7 bewirkt hat. Dieses Protein wird seit langem mit Stoffwechsel- und Immunkrankheiten wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Krebsarten in Verbindung gebracht. Außerdem wird vermutet, dass PLA2G7 zur Gewichtszunahme beiträgt.
Kalorienreduzierte Ernährung: Kleine Veränderung, großer Effekt
Zusammengefasst lässt sich also sagen: Isst man gesünder und nimmt weniger Kalorien zu sich, stärkt das unser Immunsystem, verhindert Krankheiten und lässt unseren Körper langsamer altern. Und wie die Studie beweist, zeigt sich schon bei einer kleinen Veränderung (nur 14 Prozent weniger Kalorienzufuhr!) eine vergleichsweise große Wirkung. Es muss also nicht gleich eine komplette Ernährungsumstellung hin zu Intervallfasten oder eine Mittelmeerdiät sein, um gesund und fit zu bleiben.