Über „Don't Worry Darling“ wurde bisher eine Menge berichtet – aber leider weniger über den Film selbst, sondern über seine holprige Produktionsgeschichte. So wurde der ursprüngliche Hauptdarsteller Shia LaBoeuf wegen Vorwürfen sexueller Gewalt entlassen – oder, hier kochen zwei unterschiedliche Töpfe in der Gerüchteküche, er ging freiwillig. Das war Skandal eins. Dann fingen der neue Hauptdarsteller, der aktuell über alle Maßen gehypte Popstar Harry Styles, und die Regisseurin Olivia Wilde während der Dreharbeiten eine Affäre an, was zu deren Scheidung mit Ehemann Jason Sudeikis führte. Skandal zwei. Zusätzlich wurde Hauptdarstellerin Florence Pugh und Wilde eine Fehde angedichtet, die von den Boulevardmagazinen ausgeschlachtet wurde. Skandal drei. Und dann kam auch noch ans Licht, dass die Filmfigur von Schauspieler Chris Pine an den kontroversen Psychologen Jordan Peterson angelehnt sein soll. Skandal vier.
Doch wie sagt man so schön: Schlechte PR gebe es nicht. Und so sollte die Freude über all die Aufmerksamkeit eigentlich überwiegen. Allerdings keimt so auch schnell die Angst, dass das ganze Trara eher ablenkt und den Film überschattet. Was schade wäre. Denn mit „Don't Worry Darling“ läuft am 22. September ein ganz famoser Mystery-Thriller, der mehr ist als seine Skandale, in den Kinos an.
Darum geht's im Film „Don't Worry Darling“
In den 1950er-Jahren führt Alice Chambers (Florence Pugh) ein augenscheinlich perfektes Leben. Sie wohnt gemeinsam mit ihrem liebevollen Mann Jack (Harry Styles) in einer idyllischen Wüstenkleinstadt in einem hübschen Haus, hat viele schöne Kleider und eine Menge Freundinnen. Und während er mit seinem brandneuen Cadillac jeden Tag in die Arbeit düst, über die weder er, noch seine Kollegen aus der Nachbarschaft sprechen, schmeißt Alice den Haushalt, geht shoppen oder schwingt im Balletttraining ihr Tanzbein. Und hin und wieder treffen sich die beiden zu rauschenden Partys mit den anderen Ehepaaren aus der Nachbarschaft. Alles scheint perfekt.
Doch die idyllische Fassade beginnt zu bröckeln, als Alice immer mehr seltsame Dinge auffallen und sie beginnt Fragen zu stellen. Denn was machen die Männer eigentlich bei ihrem geheimnisvollen Job? Was genau ist dieses Victory Projekt, von dem alle ständig reden? Und welchen Plan verfolgt der charismatische Firmenchef Frank (Chris Pine)? Je näher Alice den Antworten kommt, desto tiefer gerät sie in einen albtraumhaften Strudel aus Manipulation und Unterdrückung.
„Don't Worry Darling“: Von der Idylle zum Albtraum
Nachdem Olivia Wilde mit ihrem Regiedebüt „Booksmart“ direkt einen der lustigsten Filme der letzten Jahre präsentierte, stolziert sie mit „Don't Worry Darling“ nun aus der Indie-Ecke heraus und haut ordentlich auf den Putz. Mit im Gepäck: Eine Menge Stars, viele Schauwerte und ein neues, komplett anderes Genre. Olivia Wilde hat sich weiterentwickelt – und das hin zum Guten. Sie malt in „Don't Worry Darling“ ein kontrastreiches Sittengemälde aus wunderschönen und verstörenden Bildern, in dem der Albtraum hinter der vermeintlichen Idylle schlummert. Dabei erinnert der Mystery-Thriller in seinen besten Momenten an Meisterwerke wie „Rosemaries Baby“ oder „Get Out“.
Leider geht „Don't Worry Darling“ nach einem extrem starken Anfang gegen Ende hin etwas die Luft aus – was angesichts des wichtigen gesellschaftlichen Themas schade ist. Denn dass Pughs Figur Alice einer Umgebung ausgesetzt ist, die sie klein halten will und ihr jede Kontrolle entgleitet, ist mehr als nur ein unterschwelliger Hinweis auf die aktuelle Situation der Frau in den USA.
Abgefedert wird der Abfall im Laufe des Films aber durch die famosen Schauspielleistungen des Casts, der bis in die kleinste Nebenrolle perfekt besetzt ist. Olivia Wilde begeistert nicht nur im Regiestuhl, sondern brilliert auch als cocktailverrückte und kettenrauchende Hausfrau Bunny. In weiteren Nebenrollen runden Marvel-Star Gemma Chan, Newcomerin KiKi Layne und Spaßvogel Nick Kroll den wirren Wahnsinn der Vorzeigestadt ab. Und auch Harry Styles zeigt, dass er mehr kann als singen – auch wenn es hier und da schauspielerisch etwas hakt.
„Don't Worry Darling“: Grandiose Schauspielleistungen von Florence Pugh und Chris Pine
Die größten Highlights in „Don't Worry Darling“ sind allerdings zweifellos Florence Pugh und Chris Pine. Pugh ist schlichtweg eine schauspielerische Wucht, was sie schon in „Lady Macbeth“, „Midsommar“ und „Little Women“ eindrücklich zeigte. Und auch in „Don't Worry Darling“ zündet Florence Pugh erneut ein Feuerwerk der Schauspielkunst. Ohne sie wäre der Film nur halb so gut. Ähnliches gilt für Chris Pine. Der hat in der Vergangenheit meist den Helden verkörpert, darf in „Don't Worry Darling“ nun aber richtig fies und schmierig sein. Und das kann Pine richtig gut. Jeder Szene, in der er auftaucht, kommt inklusive eines Schauer, der dem Zuschauer eiskalt den Rücken hinunter läuft.
So lassen vor allem sie beide „Don't Worry Darling“ zu einem Spektakel werden, das Fans von Thrillern nicht verpassen sollten. Und auch wenn das Ende nicht ganz so gelungen ist, unterhält der Film sehr – und überschattet auf jeden Fall all die Skandälchen, die seinem FIlmstart vorausgingen.
"Don't Worry Darling" startet am 22. September in den deutschen Kinos.
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