Größer und anspruchsvoller wird Kino im Sommer nicht mehr: Das macht „Oppenheimer“ so genial
Kinostart von „Oppenheimer“: So gut ist der neue Film von Christopher Nolan, dem alle entgegenfieberten
Credit: Universal Pictures
Mehr Vielfalt geht nicht: Heute starten „Oppenheimer“ und „Barbie“ parallel in den Kinos. Die US-Presse tauft den Boxoffice-Showdown der ungleichen Großproduktionen passenderweise „Barbenheimer“. Die Wetten stehen im Moment eher zugunsten Barbie – ist „Oppenheimer“ wirklich zu intellektuell und anspruchsvoll für die breite Masse?
Ein neuer Film von Christopher Nolan: Das kann alles zwischen großartig und Kopfschmerzen bedeuten. Besonders in seinem letzten Werk „Tenet“ verzettelte sich der britische Regisseur in einer nicht nachvollziehbaren Story um den nonlinearen Ablauf von Zeit. Wer den Film verstanden hat, möge sich bitte melden. Aber natürlich steht Nolan auch für maximales Actionkino mit Hirn. „Inception“, „Interstellar“ oder die „Dark Knight“-Trilogie sind moderne Klassiker. „Oppenheimer“, so viel Spoiler sei erlaubt, erzählt eine Geschichte, der man (halbwegs) folgen kann.
Kinostart von „Oppenheimer“: Nolan weiß, wie man selbst ein Biopic über einen nerdigen Wissenschaftler mit Unterhaltungswert inszeniert
Joseph M. Oppenheimer ist als Erfinder der Atombombe berühmt-berüchtigt. Erst nach den verheerenden Folgen von Hiroshima und Nagasaki ändert sich seine Haltung grundlegend, sodass ihn im paranoiden Amerika der 50er-Jahre bald das FBI ins Visier nimmt. „Er muss die Zerstörung der Welt riskieren, um sie zu retten“, wie das Presseheft den Kern der Story etwas reißerisch auf den Punkt bringt.
Nolan weiß genau, wie man selbst ein Biopic über einen nerdigen Wissenschaftler mit größtmöglichem Schau- und Unterhaltungswert inszeniert. Dazu hat er ein einfaches Erfolgsrezept entwickelt: Er schart die besten Leute um sich. Die in Schwarzweiß und Farbe gedrehten Bilder von Kameramann Hoyte van Hoytema sind so schön, dass man sich jedes einzelne Frame ausgedruckt an die Wand hängen möchte. Ludwig Göranssons Score erreicht Hans-Zimmer-Größe, Ausstattung, Schnitt, Sound – alles ist vom Feinsten.
Kinostart von „Oppenheimer“: Größer und anspruchsvoller wird Kino in diesem Sommer nicht mehr
Spektakulär auch die Besetzung: Cillian Murphy spielt den Vater der Atombombe mit Borderline verrückter Eleganz. Robert Downey jr. war lange nicht mehr so gut und schön aasig wie hier, Emily Blunt hat als Oppenheimers Ehefrau Kitty vor allem gegen Ende des Films eine grandiose Szene. In prominenten Nebenrollen sind unter anderem Gary Oldman, Casey Affleck, Rami Malek, Kenneth Branagh, Florence Pugh und Matt Damon dabei.
„Oppenheimer“ ist ein erzählerischer und technischer Triumph in IMAX-Format gedreht. Größer und anspruchsvoller wird Kino in diesem Sommer nicht mehr.
Und wer gewinnt nun den Barbenheimer-Showdown? Ganz klar, „Oppenheimer“ ist der um Längen bessere Film. Aber gegen ein bisschen pinke Zuckerwatte zum Nachtisch ist auch nichts einzuwenden.
Mehr Kritiken gibt's unter framerate.one – Filmkritik. kurz + knapp.