Ich habe nichts gegen Familie. Kinder sind das Beste, was es auf der Welt gibt. Allerdings finden die anderen das auch. Die Großeltern, -tanten und -neffen und Schwippschwäger – und darum eilen sie alle herbei: einzeln wundervolle Leute, als Versammlung aber etwa so bekömmlich wie Resteessen. Warum sollten sie auch harmonieren? Sie leben in so weit entfernten Habitaten wie Wookiees und Nautolaner bei „StarWars“ und haben nichts miteinander zu tun. Einzige Ausnahme: das Familienfest.
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Playboy Deutschland
Da hockt dann die Karrierefrau mit Migrationshintergrund neben dem AfD-Rentner, und die pensionierte Psychiatrieschwester mütterlicherseits fühlt sich beim Anblick des tablettenaffinen Künstlers väterlicherseits an dunkle berufliche Stunden erinnert. Während meine Kleinste unterm Weihnachtsbaum Barbies Ken auspackt und mit ihm, äh, Dings spielt, diesen „Wie heißt nochmal der Mann mit den Nägeln am Kreuz?“ – „Jesus.“ – „Ach ja.“ – „Der hat übrigens morgen Geburtstag. Das mit den Nägeln ist erst kurz vor Ostern.“ – „Aha.“ Und schon steckt man als Playboy-Redakteur in einer Christliche-Leitkultur-Debatte. Schwierig. Früher war noch meine katholische Oma dabei, da wäre der Abend an dieser Stelle komplett im Eimer gewesen.
Tipp: Geben Sie den Kellner
Heute sind andere Dinge wichtiger: Es gibt die Bierchen-, die Wein-, die Whisky- und die Obstler-Fraktion. Die Kinder bleiben bei Kinderpunsch. Der Kellner für alle: ich. Mach ich gern. So komme ich aus der Schusslinie. Und nach dem vierten Obstbrand erzählt der Opa vom Krieg. Und der Enkelsohn guckt bei YouTube nach, ob’s stimmt. „Hör doch auf, der Krieg ist aus!“, schimpft meine Schwiegermutter. Schön, dass sie das so sieht.
Playboy-Chefredakteur Florian Boitin ist da anderer Meinung. Seinen Kommentar lesen Sie hier.