Männerspielzeuge: die YI M1 Systemkamera

Credit: Playboy Germany

Der chinesische Hersteller YI hat mit der M1 eine handliche, intuitiv bedienbare und leistungsstarke Systemkamera auf den Markt gebracht. Dabei soll vor allem ein Publikum angesprochen werden, das vom Smartphone auf eine Alternative für professionellere Fotos umsteigen möchte. Wir haben die Kamera ausgiebig getestet.

Fotos: Samira Frauwallner / Playboy Deutschland

YIs Debüt-Kamera kann sich sehen lassen. So überrascht die spiegellose M1 nicht nur mit einem Four-Thirds-Sensor mit 20 Megapixeln und Ultra-HD-Video zum Bruchteil des Konkurrenzpreises, sondern auch mit schickem Design. Auf den ersten Blick ähnelt die M1 der Edel-Knipse Leica T: schlicht und auf das wesentliche reduziert.

Sieht man sich die Funktionen genauer an, weiß man allerdings schnell, woran man ist. Der Hersteller peilt mit der M1 vorrangig Smartphone-Nutzer an, die ihren fotografischen Horizont erweitern möchten. Auch die hohe Bildqualität moderner Smartphones hat schließlich ihre Grenzen. High-End Fotos mit schön cremigen Bokeh, geringem Bildrauschen bei hohen ISO-Werten (Kaum Rauschen bei 6400 ISO) und exzellenter Tiefenschärfe, die in Sekundenschnelle via Bluetooth und WLAN ans Smartphone übertragen werden können, lassen Influencer-Herzen höher schlagen. Die kompakte Größe und das geringe Gewicht machen die M1 schnell zur "Everyday-Cam".

Auf die Linsen, fertig, los....

Mit der M1 setzt Yi Technology auf das "Micro Four Thirds"-System, womit aus dem Stand weg eine große Auswahl kompatibler Objektive verfügbar ist. Im Lieferumfang enthalten sind ein Standartzoom-Objektiv (12-40mm F3.5-5.6) und eine verhältnismäßig lichtstarke Portrait-Linse (42.5mm F1.8). Mit beiden Objektiven lässt sich vorerst gut arbeiten. Außerdem verfolgt Yi mit der M1 ein modernes Touchscreen-Bedienkonzept ähnlich der Leica T.

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Wie auch bei anderen Kameras, befindet sich auf der Gehäuseunterseite das obligatorische Stativgewinde, sowie das Akkufach. Der herausnehmbare Lithium-Ionen-Akku wird per Micro-USB aufgeladen und reicht für beachtliche 450 Aufnahmen. Geladen wird der Akku direkt über die Kamera mittels eines Micro-USB-Kabels, ein externes Ladegerät ist nicht notwendig. Dabei ist es egal ob es sich dabei um das mitgelieferte Ladekabel und Netzteil, oder das von einem Fremdhersteller handelt.

Hinter der mit einem Scharnier angeschlagenen, aber nur mit dem Fingernagel zu öffnenden Klappe auf der Griffseite befinden sich neben dieser Micro-USB-Schnittstelle auch noch ein Micro-HDMI-Anschluss sowie das SD-Speicherkartenfach, das zu SDHC und SDXC kompatibel ist. Einen Miniklinken-Anschluss für ein externes Mikrofon fehlt der Kamera leider.

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Im Gegensatz zur Leica setzt der Body der YI M1 auf 280 Gramm leichtes Plastik, anstelle eines Magnesium- oder Metallgehäuses. Das ist zwar weniger robust, allerdings um einiges leichter.

Der Body verfügt, vom Auslöser abgesehen, über insgesamt drei Knöpfe, sowie eine Daumenrad und ein Programmwählrad. Die Bedienung der Yi M1 erfolgt jedoch fast vollständig über den Touchscreen. Ein Wisch nach rechts ruft das Menü auf, das wiederum mit Wischen nach oben und unten gescrollt werden kann. Das muss nicht grundsätzlich schlecht sein. Allerdings fällt in der Praxis auf, dass durchaus wichtige Funktionen fehlen. So lassen sich im Livebild weder ein Histogramm noch ein Gitternetz einblenden, auch eine Belichtungsvorschau gibt es nicht. Gerade dies macht die Kamera im Manuellen-Modus etwas umständlich, da man dazu gezwungen ist, immer wieder in den Bildvorschau-Modus zu wechseln um zu überprüfen, ob die Belichtungseinstellungen passen. Die Alternative ist in diesem Fall das Umschalten in den Blenden- und Belichtungsautomatik-Modus.

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Die Yi M1 verfügt sowohl über einen Vollautomatikmodus, der aber zumindest offenkundig keine Motiverkennung besitzt, als auch über neun wählbare Motivprogramme, sowie die klassischen Belichtungsprogramme P, A, S und M. Man kann also auf Wunsch Blende und/oder Belichtungszeit manuell einstellen. Dabei beträgt die längste Belichtungszeit 60 Sekunden.

Wenn Sie bisher ausschließlich mit Ihrem Smartphone fotografiert haben, lohnt der Aufstieg zu dieser DSLM in jedem Fall, allein schon wegen der besseren Bildqualität. Der 20 Megapixel auflösende Four-Thirds-Sensor serviert erstaunlich scharfe und detailreiche Fotos. Im Labortest unserer Kollegen von Chip.de bewies die Kamera eine exzellente Kantenschärfe von knackigen 1.989 Linienpaaren pro Bildhöhe im Bildzentrum. Auch der ISO-Wert überzeugte im Labor: Bis ISO 3.200 gingen gerade mal 100 Linienpaare verloren – eine beachtliche Qualität, besonders in Hinblick auf Detailtreue und geringes Bildrauschen. Das schafft die Konkurrenz auch kaum besser. Nahezu absurd erscheint die Tatsache, dass die YI Technology M1 sogar die gut 1.650 Euro teurere Olympus OM-D E-M1 Mark II schlägt. Zumindest bei der Bildqualität.

Die Test-Fotos:

In Bezug auf Tempo hinkt die M1 allerdings ein bisschen. Autofokus und Auslösung benötigten Im Test bei Tageslicht über eine Sekunde, um das Motiv anzuvisieren. Die automatische Scharfstellung fixiert nicht immer den anvisierten Punkt und es kann vorkommen, dass diese auch gerne mal den falschen Bildausschnitt scharfstellt. Da die M1 nicht über einen optischen Sucher verfügt, ist man sowohl beim Fokussieren, als auch bei der Nachkontrolle auf das Display angewiesen. In Serie konnte die M1 4,3 Bilder pro Sekunde und davon vier DNG-RAWs, sowie fünf JPEGs pro Serie erfüllen.

Das Playboy-Fazit:

Gemessen an der guten Verarbeitung und den qualitativ hochwertigen Fotos, ist die M1 nicht nur für Smartphone-Knipser zu empfehlen. Auch Fotografen, die nicht immer ihre schwere Kamera mit sich herumschleppen wollen, beim Fotografieren aber trotzdem nicht die Handy-Kamera verwenden möchten, ist die M1 eine praktische und kostengünstige Alternative zu teuren Leica, Fuji oder Olympus-Kameras. Das kompakte und edle Design lassen die M1 wertiger erscheinen, als es der geringe Anschaffungspreis zunächst vermuten lässt.

Wem die zwei Standard-Linsen im Lieferumfang nicht reichen, der findet im Netz eine große Auswahl an lichtstarke MFT-Objektiven. Aller Euphorie zum Trotz, gibt es aber auch bei der M1 ein paar Abzüge: das Fehlen eines optischen Suchers, sowie einem Miniklinken-Eingang für externe Mikrofone. Der manchmal etwas ruckelige Autofokus und das langsame Auslösen waren im Test grenzwertig, aber noch im tolerierbaren Bereich. Bekommt YI diese Kleinigkeiten in absehbarer Zeit in den Griff, können sich die gegenwärtigen Marktführer für Systemkameras warm anziehen. Uns hat die "kleine Schwarze" schon jetzt überzeugt. Klare Kaufempfehlung für Instagrammer, Smartphone-Fotografen und Menschen, die ihr schwere DSLR zu Hause lassen möchten.

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