Bei Claudio Bernasconi ist seit Jahrzehnten jeden Tag Whisky-Tag. Im schweizerischen St. Moritz hat er über Jahrzehnte hinweg die weltgrößte Whisky-Bar, das „Devil’s Place“, aufgebaut. Der 65-jährige Ex-Hotelier ist dem Whisky regelrecht verfallen: „Whisky ist für mich nicht einfach ein alkoholisches Getränk, sondern ein Genussmittel.“
Zähneputzen mit Whisky
Diese Erkenntnis hat Bernasconi ausgerechnet einem Indien-Aufenthalt zu verdanken. Mit 20 Jahren entschließt er sich auf Weltreise zu gehen. Er bereist Südamerika und Afrika, verbringt einige Monate in Indien. Dort hat Bernasconi ein Problem.
Die Trinkwasser-Qualität in dem Entwicklungsland ist miserabel. Sich mit verseuchtem Wasser die Zähne putzen? Eklig und gefährlich. Der junge Schweizer hört sich um und bekommt den Tipp, doch einfach Whisky statt Leitungswasser zu verwenden. „Nach einigen Tagen habe ich dann gemerkt, der Whisky ist ja ein richtig gutes Getränk“, erinnert sich der 65-Jährige Jahrzehnte später. Über die Wochen und Monate hinweg probiert er verschiedene Sorten. Er entdeckt Geschmacks-Unterschiede – und seine große Liebe zum Whisky.
Der Weg zur weltgrößten Whisky-Bar
Jahre später erzählt Bernasconi ein Bekannter von einer großen Bar in Amsterdam mit mehr als 100 Whisky-Sorten. Das ruft den Schweizer, mittlerweile Hotelier, auf den Plan: Er möchte die schönste Whiskybar der Welt. Er fängt an Whisky zu sammeln. Um das Vorhaben zu beschleunigen schreibt er Hotel-Gäste aus aller Welt an, bittet sie beim nächsten Aufenthalt eine Flasche Whisky aus der Heimat mitzubringen. Die Gäste tun Bernasconi den Gefallen, seine Whisky-Sammlung wächst. Er baut sein Hotel, das Waldhaus am See, um und errichtet eine Whisky-Bar.
2500 Whiskys aus 35 Ländern
Die zu den „Leading Bars of the World“ zählende Bar bietet den größten Whisky-Ausschank der Welt: 2.500 verschiedene Sorten stehen dort auf der Karte. Mit seiner Auswahl ist Bernasconi bereits mehrfach der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde gelungen. Nächstes Jahr möchte er wieder einen Antrag stellen. Bis dahin will er 2.700 verschiedene Whiskys besitzen.
Whiskys aus allen Ländern und Preisklassen
Whiskys aus etwa 35 Ländern können Sie im „Devil’s Place“ verköstigen. Die Produktpalette hat für alle Geschmäcker und Preisklassen etwas zu bieten. Darunter edle Tropfen aus Irland, Schottland, Deutschland, der Schweiz und den USA. Aber auch echte Exoten aus Pakistan oder Neuseeland finden sich in der Bar. Schon für drei Euro ist ein einfacher Ballantines Blended Scotch Whisky zu haben. Nach oben gehen die Preise bis in die Tausende – pro Glas versteht sich.
Der Skandal-Whisky
Der teuerste jemals bei Bernasconi getrunkene Whisky war ein angeblich 1878 gebrannter Single Malt Macallan. Für 9999 Schweizer Franken gönnte sich ein junger Chinese ein Gläschen mit 2cl. Dumm nur: Einige Monate später stellte sich heraus, dass der Whisky gefälscht und etwa 100 Jahre jünger war. Doch die Bernasconis zeigten sich ehrlich und kulant. Der Gast bekam sein Geld zurück.
„Grappa ist Abfall“
Abseits des Whiskys hält Bernasconi, der 2006 mit dem höchsten schottischen Whisky-Orden „Hüter des Kelchs“ ausgezeichnet wurde, nicht viel von den meisten anderen hochprozentigen Alkoholika. Grappa etwa kann er nicht ausstehen, da er aus den vergorenen Pressrückständen der Weinherstellung destilliert wird. „Grappa ist für mich ein Abfallprodukt! Ich trinke nur reine Produkte, etwa meinen Single Malt Whisky.“ In der weltgrößten Whisky-Bar habe es in all den Jahren trotz des hochprozentigen Alkoholgenusses keine einzige Schlägerei gegeben. Bernasconi glaubt, dass das nur am Whisky liegen kann: „Der Whisky-Trinker ist eben Genießer, kein Alkoholiker.“
Drei ganz besondere Schätze, die Sie in der weltgrößten Whisky-Bar genießen können:
Glenfiddich Single Malt Scotch Whisky PLAYBOY SELECTION von 1974, (31 Jahre gereift, 48,1% Alk.; limitiert auf 284 Flaschen)
50 Jahre gereifter Whisky von Highland Park
72 Jahre gereifter Malt Whisky von Macallan
Sie wollen ein paar Euros als Wertanlage in Whisky-Flaschen stecken? Dann hat der Whisky-Papst folgende Vorschläge für Sie...
Bis 100 Euro: Tomintoul Waldhaus-Label 23Y, ca. 100 Euro
Bis 1000 Euro: Dalmore Special Bottling WoW, 1991 27Y, ca. 350 Euro
Über 1000 Euro: Port Ellen 35Y, Signatory 30Y Anniversary, ca. 1.500 Euro
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