Portwein kennen wir zur Genüge aus alten Piraten- oder englischen Krimifilmen. Vor dem Kamin schenkt sich der Lord einen Sherry oder einen alten Port ein: ein besonderer Tropfen zur Entspannung. Das ist leider bezeichnend für Portwein – er ist etwas aus der Mode gekommen. Doch gerade im Moment zeichnet sich eine Renaissance des Dessertweins aus Südeuropa ab, der mit viel Geschmack, Geschichte und Qualität aufwarten kann.
Die Portweinherstellung gehört zu den ältesten Vinifizierungsmethoden überhaupt. Schon Ende des 17. Jahrhunderts begannen Mönche im portugiesischen Douro-Tal mit der Herstellung von Port. Der Name „Porto“ findet sich erstmals 1678 in englischen Zollpapieren.
Port hält fast ewig und bewahrt seine Restsüße
Das Geheimnis des süß-kräftigen Schlucks: Der nur teilweise vergorene Wein wird mit 80-prozentigem Weinbrand versetzt. Das bewirkt zum einen, dass die Gärung durch den Alkohol gestoppt wird, da die Hefebakterien durch den hohen Gehalt von 19 bis 22 Prozent absterben. Zum anderen hat dies den Vorteil, dass eine gewisse Restsüße im Getränk verbleibt. So wird es enorm haltbar – was Portwein in früheren Jahrhunderten zu einem absoluten Exportschlager machte.
Denn damals fand die Weinherstellung unter weniger hygienischen Umständen statt; anstelle von Zuchthefen sorgten natürliche Hefen für eine eher zufällige Vergärung. Oftmals verdarb der Fassinhalt – nicht so beim Portwein. Dieser „aufgespritete“ Wein überlebte nicht nur einen monatelangen Transport im heißen Schiffsbauch, sondern konnte jahrzehntelang aufgehoben werden.
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Kaum ein Getränk wird traditioneller hergestellt als Port
Die Portugiesen berufen sich mit ihrem Port auf eine jahrhundertealte Tradition: Bereits 1756 wurde in einem Dokument des Marquis de Pombal die vorgeschriebene Herkunft und die Herstellung des Weins festgelegt – eine der wohl ersten Qualitätsgarantien beim Wein überhaupt. Bis heute dürfen die Weine für Port ausschließlich aus dem Dourotal stammen. Es sind nur bestimmte Rebsorten zugelassen, auch die Lagerung in den Fässern – mindestens zwei Jahre – wird mit bestimmten Bezeichnungen (benannt nach der Farbe, etwa „Ruby“ oder „Tawny“) auf der Flasche festgehalten.
Je länger der Wein lagert, umso heller wird er. Bester „Tawny“ etwa reift bis zu 50 Jahren in so genannten Pipes (Fässer mit 550 bis 600 Liter Fassungsvermögen). Die Verbundenheit mit der Tradition prägt die Produktion bis heute: Viele Winzer keltern immer noch den Wein, indem sie ihn mit nackten Füßen stampfen. Einige Kellereien verarbeiten wie in alten Zeiten nicht die Ernte großer Betriebe, sondern kaufen die – sehr individuelle – von Kleinbauern auf.
Die „normalen“ Weine aus dem Dourotal sind heute geschätzter
Lange Zeit wurde das Portweingeschäft von Engländern und Holländern dominiert, was immer noch an den Namen wie Taylor’s, Graham’s oder Niepoort abzulesen ist. Schuld daran sind alte Handelsabkommen, bei denen Portugiesen Wein gegen Fischrechte tauschten. In Porto, wo sich die Mündung des Douro befindet, sind bis heute die großen Portweinhäuser malerisch am Ufer angesiedelt: In ihren „Lodges“ kann man stilecht die edlen Tropfen degustieren. Anders als früher aber sind die einstigen Portliebhaber aus England nicht mehr Hauptkonsumenten des „roten Goldes“: Die Franzosen gelten heute mit 23 Prozent als die wichtigsten Kunden.
Inzwischen haben sogar die „normalen“ Douro-Weine ohne Portbehandlung, die früher als Arme-Leute-Getränk galten, gewaltig an Image zugelegt: Nicht ganz unschuldig sind daran die „Douro Boys“: eine Truppe junger Winzer (Dirk Niepoort, Franzisco Olazabal, Cristiano van Zeller, Miguel Roquette, Francisco Ferreira) die hohen Wert auf Qualität und ihre eigenwilligen Produktionsmethoden legen. Aber im Zuge dieser Douro-Begeisterung entdeckten eben viele junge Weinliebhaber auch eine Delikatesse wieder, die schon der Opa schätzte – den Portwein.
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