Bier ist mein Wasser. Nur tagsüber im Büro ist Wasser mein Bier, aber wir wollen ja hier nicht über Arbeit reden, sondern über schöne Dinge wie den Abend an der Bar, im Garten, wenn die Sonne tief im Westen steht und das erste kühle Augustiner aufzischt. Und weil der Weisheit bekanntlich erst in der Dämmerung die Eulenflügel der Minerva wachsen beziehungsweise die Wahrheit im Wein ein Gärprodukt ist, wird genau wie ein lauer Abend auch mancher Text im Playboy erst mit freundlicher Unterstützung von ein paar Umdrehungen richtig rund.
Leider hat das niemand je wieder so gut verstanden wie Charles Bukowski, der am 9. März vor 25 Jahren gestorben ist. Nur Ahnungslose stellen ihn sich als schreibenden Säufer vor. „Ich habe ihn nie betrunken erlebt“, sagte sein Verleger John Martin 2014 dem Magazin „Vice“. Weil Bukowski sich aufs kreative Besäuseln, das eulenhafte Aufschwingen der Gedanken verstand. Und dann scharf runtersah aufs dunkle Leben. Mit Alkohol abgeschossen habe er sich, sagt Martin, nur in Gesellschaft, aus „Angst vor Menschen“.
Trinken und sich betrinken sind grundverschiedene Dinge
Merke: Trinken und sich betrinken sind zwei grundverschiedene Dinge. Wer sich selbst und seine innere Cocktailkarte gut kennt, wird nur widerwillig, zum Beispiel aus Angst und Unsicherheit, dem Co-Piloten Ethanol das Kommando übergeben, statt den Flug zu genießen. Wer sie noch nicht kennt, ist leider gerade in der Pubertät. Und wer dem Co-Piloten irgendwann eher traut als sich selbst, ist hoffentlich bald in Therapie. So sehe ich das. Die Alkoholismus-Forschung mag da abweichende Meinungen vertreten. Ich mache mir jetzt noch ein Augustiner auf und fülle meine letzte Zeile hier mit Abendbierlaune. Cheers!
Playboy-Redakteur Philipp Nowotny ist da übrigens völlig anderer Meinung: "Alkohol trinken, ohne sich gelegentlich zu betrinken, ergibt keinen Sinn", sagt er. Lesen Sie hier seinen Gegenkommentar.