Im Supermarkt Wein einkaufen? Da ist die Qual der Wahl groß. Nicht automatisch sind die Weine im gut sortierten Supermarkt schlecht. Aber hier kann man selten probieren, und die Zeit dafür hat man auch nicht. Nicht selten fallen einem schlaue Sprüche von Weinkennern ein, aber ob die weiterhelfen? Etwa: „Der 1999er war ein Wahnsinnsjahrgang!" Jetzt die Etiketten nach dem Jahrgang abzusuchen bringt gar nichts. Denn der Jahrgang fällt in unterschiedlichen Ländern auch anders aus. Viel wichtiger ist der Blick auf den Erzeuger, das Qualitätssiegel und die Rebe – ob man die denn persönlich mag.
Der Jahrgang ist ein schlechter Ratgeber beim Wein-Einkauf
In Sachen Weingut ist etwa „Der kleine Johnson" von Hugh Johnson ein guter Ratgeber, der zu fast jedem Qualitätsweingut ein paar Notizen hat. Viel verrät auch die genaue Suche nach dem Erzeuger. Wenn dort steht „Erzeugergemeinschaft" oder „Winzergenossenschaft" oder gar abgefüllt durch Firma XY (die vorne am Etikett nicht erwähnt wird), ist wohl eher mäßige Qualität zu erwarten. Ist es jedoch ein Familienbetrieb oder ein kleiner Betrieb, kann man meist schon etwas mehr erwarten.
Ein hilfreiches Indiz ist auch der Preis: Wenn ein Wein für unter fünf Euro wirklich wunderbar sein sollte, dürfte schon der Teufel seine Hand im Spiel haben – das ist einfach nicht möglich. Andererseits: Teuer muss nicht unbedingt hervorragend sein. Eine Faustregel besagt, dass die Qualität der Tropfen um die acht bis zehn Euro meist recht zuverlässig ist.
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Schraubverschluss? Nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen
Nicht unwesentlich ist ein Blick auf das Äußere eines Weines, das man nicht kennt. Ist es eine dickwandige Flasche, mit einer starken Vertiefung unten? Könnte ein Indiz für Qualität sein, denn Flaschen sind für den Hersteller teuer – und seine billigste Ware füllt er nicht in teure Behältnisse. Auch der Flaschenhals ist einen Blick wert: Ist es eine aufwendige Kapsel aus Zinn? Positiv! Ist der Korken nicht ummantelt und sofort als Kunststoffkorken erkennbar? Negativ! Der Schraubverschluss taugt inzwischen nicht mehr als Parameter für Qualität: Gerade viele Qualitätsweine aus Österreich und Deutschland haben mittlerweile diesen (korkfreien) Deckel.
Die Herkunftsbezeichnungen können hilfreich sein
Ob ich nun einen Riesling lieber mag als einen Chardonnay, oder einen Merlot lieber als einen Cabernet Sauvignon, ist Geschmackssache. Bei der Herkunft ist es ähnlich: Manche stehen auf die großen Franzosen, andere bevorzugen die kleinen Italiener.
Doch bei der Herkunft kann ich mich ein Stück weit auf die Ursprungsbezeichnungen verlassen: In Frankreich ist dies etwa die Appellation AOC (Appellation d’Origine Contrôlée), in Italien gibt es das etwas qualitätsorientierteres System aus DOC (Denominazione di origine controllata) und der höherwertigen DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita). Wer das auf seinen Wein schreibt, muss ihn zumindest dort produziert haben und bestimmte Regeln in Sachen Cuvée und Lagerung erfüllen. Hier sollte man jedoch immer preisabhängig zugreifen: Lieber für zehn Euro einen tollen Nebbiolo als für dasselbe Geld einen prestigeträchtigen, aber schmalbrüstigen Barolo.
Wein-Einkauf: Geht auch ohne tolle Prämierungen
Wenn auf der Flasche silberne und goldene Prämierungssiegel kleben, sieht das meist toll aus. Heißt aber auch oft nichts. Nicht wenige der zahlreichen Prämierungen haben kaum Aussagekraft, da meist sehr viele Weine prämiert werden. Auch eine Anfrage beim Supermarkt-Personal erweist sich als schwierig: Wie soll der Angestellte innerhalb weniger Sekunden ihren Weingeschmack treffen?
Vielleicht treffen Sie jedoch in der Genussabteilung einen Kunden, der gerade beim Weineinkauf ist. Der kann Ihnen meist einen guten Tipp geben. Aber am besten ist natürlich in Sachen Wein-Einkauf der kleine Händler Ihres Vertrauens – und das Vertrauen auf die eigenen Erfahrungen mit Wein.
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