Playboy: Herr Schäfer, was zeichnet einen guten schottischen Whisky aus?
Bernhard Schäfer: Eigentlich gibt es keinen schlechten schottischen Whisky. Die Herstellung ist in jeder Brennerei prinzipiell dieselbe, danach reift der Brand mindestens drei Jahre im Eichenholzfass. So ein junger Whisky ist noch nicht so spannend wie ein zwölf Jahre alter Tropfen, aber sicher nicht schlecht. Das Wichtigste ist aber, dass er einem persönlich schmeckt.
Das Angebot ist vor allem für Einsteiger inzwischen unüberschaubar. Was eignet sich für den Anfang?
Die Vielfalt ist sogar für Experten unüberschaubar geworden. Um seinen Lieblingswhisky zu finden, hilft eigentlich nur beharrliches Durchtrinken. Einsteiger könnten vielleicht erst mal herausfinden, ob sie es rauchig und torfig mögen oder nicht. Für Rauchliebhaber gibt es viele Sorten zum Beispiel von der Insel Islay. Wer es milder möchte, könnte süßliche Whiskys aus der Speyside-Region probieren, die in Sherry-Fässern lagerten.
Mit der wachsenden internationalen Nachfrage nach Whisky steigen auch die Preise: Wie viel sollte man für einen Single Malt ausgeben?
Im Bereich zwischen 30 und 70 Euro gibt es ganz hervorragende Sorten. Ich habe selbst mal einen Tausender für eine Flasche hingelegt, aber teuer heißt nicht gleich besser. Der teuerste Whisky, den ich getrunken habe, war eine Flasche für 50.000 Euro. Das ist eigentlich völlig absurd.
Auch in Deutschland produzieren immer mehr Whisky-Manufakturen. Können sie mit den Schotten mithalten?
Auf jeden Fall! Die Deutschen können theoretisch sogar noch mehr Aromen herausarbeiten, weil sie ihre Whiskys nicht in Eichenfässern lagern müssen. In Schottland ist das gesetzlich vorgeschrieben. Es gibt bei uns aber auch vieles, was nur nach Getreidebrand schmeckt und mit Whisky nicht viel gemein hat.
Ist Whisky noch immer eine gute Geldanlage?
Ja und nein. Prinzipiell winkt oft eine gute Rendite. Aber mit einer Flasche Whisky kann man nicht mal eben zur nächsten Sparkasse laufen und sagen, ich will jetzt mein Geld. Der Verkauf einer uralten Flasche Whisky im Hochpreissegment ist vergleichbar mit dem von wertvoller Kunst. Aber wenn sich kein Käufer findet, kann man sie ja immer noch selbst trinken.
Wie sollte man Malts lagern?
Stehend, damit der Korken nicht vom Alkohol angegriffen wird. Einmal im Jahr können Sie die Flasche abstauben und drehen, um den Verschluss zu befeuchten. Außerdem sollten Sie Temperatur- und Lichtschwankungen vermeiden.
Wie schnell sollte ein geöffneter Whisky geleert werden?
Wenn er zwei bis drei Jahre offen steht, verliert er noch nicht an Qualität. Aber nach fünf Jahren ist es sinnvoll, sich ein paar Freunde einzuladen und sich einen schönen Abend zu machen.
Wie trinkt der Kenner seinen Scotch? Pur oder on the rocks? Als Cocktail, mit Soda oder – wie viele US-Amerikaner – sogar mit Cola?
Jeder, wie er mag. Im Sommer stehe ich auch nicht mit einem Nosing-Glas neben meinen Kumpels am Grillrost, sondern mit großem Tumbler und Eiswürfel drin. Grundsätzlich packe ich in meinen Whisky immer einen Spritzer Wasser mit rein. So ist der Alkohol etwas zurückgedrängt, und ich kann die Aromen leichter erkennen. Eine gute Trinktemperatur liegt bei etwa 16 Grad.
Wozu passt Scotch am besten? Zum Essen? Als Digestif? Oder zur Zigarre?
Eigentlich passt Scotch immer, außer man muss Auto fahren. Ich denke aber, dass Bier und Wein bessere Essensbegleiter sind. Zum Whisky als Aperitif oder Digestif sage ich dagegen nicht Nein. Zur Zigarre empfehle ich süßere Malts, die eignen sich dafür besser als eine Rauchbombe von den Hebriden.
Scotch-Profi: Bernhard Schäfer, 54, ist Whisky-Verkoster und Autor. In Schottland wurde er als nur einer von vier Deutschen als „Master of the Quaich“ (Meister der Trinkschale) ausgezeichnet.
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