1. Alter Wein heißt nicht guter Wein
Natürlich sind wir beeindruckt, wenn uns ein Weinfan verstaubte Flaschen zeigt und verkündet: „Mouton Rothschild, 1990!“ Aha, großer Name, über 20 Jahre alt. Aber leider nur ein mittelmäßiger Jahrgang. Auch wenn unser Freund für seinen Mouton Rothschild knapp 400 Euro pro Flasche auf dem Sammlermarkt bekommt, kriegen wir für weniger Geld Besseres.
In der Regel sind die Weine in vielen Amateurkellern überaltert. Klar, man trennt sich ungern von Freunden. Aber Genuss fordert Opfer. Echte Profis führen Buch darüber, was getrunken gehört und was liegen darf. Das kann dann schon mal in Trinkstress ausarten.
2. Auch Wein braucht Luft zum Atmen
Kaum ein Küchenregal, in dem das Ding noch nicht steht: der Dekanter. Mal mit tiefem bauchigen Boden, mal mit pipelineartigen Verschlingungen. Für einen Dekanter aus Kristall kann man richtig Geld ausgeben. Sein Zweck: die Beatmung des Weins. Doch muss man einen großen Wein wirklich aus der Originalflasche umfüllen, um sein Potenzial auszuschöpfen?
Nicht immer. Manche Weine, Weißweine sowieso, sind sofort startklar. Bei vielen – etwa den meisten italienischen – reicht es, sie eine Stunde vor dem Trinken zu öffnen. Die Wirkung ist klar: Unter Sauerstoffeinfluss entfalten sich viele Noten, die Tannine werden runder und harmonischer. Bei sehr verschlossenen Tropfen (etwa manchen Bordeaux) empfiehlt sich das Dekantieren.
Der Nachteil: Die negativen Seiten der Oxidation, also der Verfall der Aromen, wird beschleunigt. Sprich: Ist der Wein mal im Dekanter, muss er getrunken werden. Ein populäres Argument für den Dekanter lautet: Das Depot, also Weinsteinablagerungen in der Flasche, lasse sich so leichter abtrennen. Doch das geht auch anders. Einfach das letzte Glas mit leichter Neigung der Flasche einschenken und das Depot in der Pulle lassen.
3. Wein braucht nicht unbedingt einen Korken
Ein Naturkorken ist ein schönes Objekt, mit dem man sich noch lange an einen schönen Abend erinnern kann. Nachteil: Es kann passieren, dass der Korken von einem Pilz infiziert ist. So kann eine Substanz namens TCA (2,4,6-Trichloranisol) in den Wein gelangen. Schmeckt, nun ja: bäh. Und wenn der Wein korkt, kann man ihn nur noch wegschütten.
Nach wenig befriedigenden Experimenten mit Kunststoffkorken haben sich zwei Alternativen etabliert: Glasverschluss (schön, aber teuer) und Schraubverschluss (weniger schön, aber billig). Vor allem die Österreicher setzen beide Varianten seit Jahren erfolgreich ein. Teure Weine aus Frankreich und Italien mit Schraubverschluss wird man aber auch künftig vergebens im Weinregal suchen.
4. Wein ist etwas für alles Sinne
Einen großen Wein trinkt man nicht aus dem Wasserglas: Er braucht ein geeignetes Weinglas. Wir wollen ihn auch sehen! Die Farbe (Granatrot? Rubinrot?) und wie er Schlieren (sogenannte Kirchenfenster) an der Glaswand bildet. Und wir wollen ihn auch riechen – was durch ein bauchiges Glas begünstigt wird. Zu hören ist vor allem das Ploppen des Korkens beim Öffnen. Das fördert unsere Vorfreude ungemein. Okay, der Tastsinn betrifft lediglich die Flasche und den Korken.
5. Teuer nicht gleich gut
Ein Wein kann Luxusprodukt, Industrieware, aber auch Handwerkskunst sein. Manchmal sogar alles zusammen. Manche Produzenten stecken ihr Geld ins Marketing, andere ihr Herzblut in die Reben und ihre Vinifizierung. Natürlich, Qualität hat ihren Preis. Aber man darf sich nicht durch vollmundige Anpreisungen, große Namen und eben einen hohen Preis beeindrucken lassen: Man bekommt sehr wohl für acht bis zehn Euro einen ordentlichen, vielleicht sogar einen richtig guten Wein. Denn der Geschmack allein entscheidet. Und zwar Ihr persönlicher.