Playboy: Herr Schlobach, Sie sind Geschäftsführer des Barber House mit Filialen in München und Hamburg. Ab heute dürfen Frisöre den Betrieb unter Auflagen wieder aufnehmen. Trotzdem ist der Betrieb in Ihren Filialen nur eingeschränkt möglich. Wo liegt das Problem?
Wir sind nach dieser langen Zeit natürlich sehr glücklich, jetzt wieder öffnen zu können und Haare schneiden zu dürfen! Allerdings sind Rasuren weiterhin untersagt. Da in klassischen Barbershops die Rasur aber genauso wichtig ist wie der Haarschnitt, sehen wir hier langfristig einen Nachteil. Die Hälfte unseres Geschäfts ist damit praktisch nicht erlaubt. Alle gesichtsnahen Maßnahmen wie Rasur, Bartpflege und Gesichtshaarbehandlung sind untersagt. Aus diesem Grund habe ich eine Online-Petition initiiert, um dieser Problematik in der Politik mehr Gehör zu verleihen.
Wie viele Herrensalons und Barbiere sind davon betroffen?
Eine genaue Zahl kenne ich nicht. Reine Barbiere und Herrensalons, die mit unseren Filialen vergleichbar sind, gibt es schätzungsweise 500.
Sie würden gerne unter speziellen Hygienebedingungen wieder Rasuren anbieten. Wie sähen die speziellen Vorkehrungen aus?
Wir würden die Regeln der Berufsgenossenschaft natürlich 1:1 umsetzen und zusätzlich mit Gesichtsvisieren arbeiten. So wird das beispielsweise in Österreich gemacht. Alle Vorkehrungen, die wir treffen würden, sind auch im Detail auf der Petitionsseite aufgeführt. Dazu gehört unter anderem die Desinfektion von Rasierpinseln vor und nach jeder Rasur. Hygienestandards sind für uns nicht erst seit Corona wichtig.
Welche Konsequenzen sehen Sie, wenn die Regelungen unverändert Bestand haben?
Wir könnten nur Haare schneiden und hätten einen Umsatzausfall von 40 bis 50 Prozent. Da wir den Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten, können wir ohnehin weniger Kunden als gewöhnlich empfangen. Sollten wir weiterhin nicht rasieren dürfen, müsste ich meine knapp 30 Leute weiterhin in Kurzarbeit beschäftigen. Langfristig droht das Barbierhandwerk leider auszusterben. Dabei ist es erst in den letzten fünf, sechs Jahren reaktiviert worden, nachdem es rund 20 Jahre in der Versenkung verschwunden war.
Gibt es vergleichbare Branchen, die sich aktuell mit diesen Problemen auseinandersetzen müssen?
Ja, den Tattoo- und Kosmetikstudios geht es ähnlich. Ähnlich wie uns, fehlt ihnen die Lobby. Sie haben wie wir Barbiere keine Zentralverbände. Das rächt sich in diesen Zeiten leider.
Können Sie das näher ausführen?
Wir Barbiere haben keine Organisation und Vertretung durch einen zentralen Verband. Anders als die Frisöre, die durch die Innungen organisiert sind. Dort ist die Lobby größer und der Einfluss auf die Politik größer.
Ihre Stammkunden mussten sich in den letzten Wochen und Monaten gedulden. Wie ist deren Reaktion auf die vorrübergehende Schließung ausgefallen?
Unsere Stammkunden haben sehr liebenswert reagiert, haben sich nach unseren Barbieren erkundigt und uns mit Gutscheinkäufen geholfen. Trotzdem würden wir unseren Kunden wieder möglichst bald den kompletten Service anbieten.
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