So, jetzt mal eine Nummer kleiner als Dichterreise und Kilimandscharo-Expedition, lieber Kollege. Was den Klimaschlamassel-Kohl wirklich fett macht, sind doch die vielen sinnfrei umherfliegenden Berufspendler, die morgens in den Airbus steigen, als wäre es die U6 Richtung Garching. Von Humboldt und Hemingway also nun zu Herbig – denn nichts trifft den alltäglichen Flugwahnsinn besser als jener Sketch aus der „Bullyparade“, der sinnigerweise den Namen „Businesskasper“ trägt.
Am Gate erklärt darin ein Aktenkoffer tragender Meilensammler seinem Kollegen: „Oben in Berlin sitzt ein anderer Businesskasper, der fliegt runter nach München, und ich flieg für ihn hoch.“ Dessen Agenda wiederum: „Ich flieg nach Köln, mach mich dort wichtig und flieg am selben Tag wieder zurück.“
Dass Menschen Tonnen von CO2 in die Luft pesten, um ein paar Hundert Kilometer weiter etwas zu tun, was sie mit ein bisschen Filesharing und Videotelefonie auch von zu Hause aus erledigen könnten, ist absurder denn je. Aber wir halten fest an unserem Kurzstrecken-Konsum, auch in unserer Freizeit. Kostet ja fast nix, außer ein bisschen Zukunft.
Zumindest der moralische Preis könnte bald steigen. Von Schweden aus schwappt gerade der Begriff der „Flugscham“ zu uns rüber. So lustig er im ersten Moment klingt – er setzt sich fest im Kopf. Und blinkt rot, wenn man sich zum Beispiel fragt, ob man nicht mal wieder zum Shoppen nach London fliegen sollte. Oder übers Wochenende nach Lissabon. Die Zeit, in der wir reisten, um später unseren Enkeln davon erzählen zu können, ist vorbei. Nun beginnt die Zeit, in der wir lieber nicht mehr reisen – weil wir ihnen irgendwann davon erzählen müssten.