Männer sind wunderbar. Männer, die sich Zeit nehmen beim Kennenlernen, beim Sex, beim Genießen generell, sind be- sonders wunderbar. Es ist ja irgendwie chic, gestresst und hektisch zu sein, da werden schnell im Auto an der Ampel noch Mails gecheckt oder Aufträge geregelt, und der Frage, wie es einem geht, folgt eine Tirade an Burnout-Befürchtungen. Busy bedeutet erfolgreich und damit sexy? Das denken viele. Stimmt aber nicht.
"Ich bin ja ein Fan von Elektrospielzeug im Bett, aber ein vibrierendes Handy gehört definitiv nicht dazu"
Wenn ich jemanden treffe, der immer auf dem Sprung, mit zig Sachen gleichzeitig beschäftigt und kurz vor einem Kollaps ist, vermittelt er mir dabei zwei Dinge: Er hat sein Leben nicht wirklich im Griff, und zwischen seinen Job-Jonglagen ist kein Platz für mich. Beides sorgt bei mir nicht gerade fürs feuchte Höschen. Ich bin ja ein Fan von Elektrospielzeug im Bett, aber ein vibrierendes Handy gehört definitiv nicht dazu. Ein Erfolgsmensch trennt Schreibtisch und Bett und erledigt seine Geschäfte, ohne demonstrativ eine Megakrise zu performen. Trapezartisten im Zirkus sind ja auch nur deshalb so faszinierend, weil alles leicht aussieht. Wer jammert, stöhnt und schwitzt, erregt vielleicht mein Mitleid, aber nicht meine Klitoris.
"Ein liebloses 08/15-Gerammel wird nicht zur scharfen Alternative, weil man es auf drei Minuten begrenzt"
Die Ausnahme, bei der es schnell und zackig werden darf und sogar soll, sind natürlich Quickies. Und ja, die finden wir Mädels auch scharf, es muss nicht immer die stundenlange Tantramassage, gefolgt vom dreifachen Stellungswechsel und einem Viagra-unterstützten Dauervögeln sein. Aber um mal mit einem großen Missverständnis aufzuräumen: Quickies sind nicht deshalb gut, weil sie kurz sind, sondern sie sind kurz, weil sie so gut sind. Ein liebloses 08/15-Gerammel wird nicht zur scharfen Alternative, weil man es auf drei Minuten begrenzt. Ein Quickie ist heiß, weil irgendetwas anders ist als sonst, sei es die Stimmung (vielleicht angeheizt durch einen Film), sei es der Ort (Auto im Parkhaus, Hochsitz im Wald, ehemaliges Kinderzimmer, bevor die Schwiegereltern vom Spaziergang wiederkommen) oder die Zeit (wenige Minuten bevor die Dinnergäste klingeln). Und die Lust muss für einen Quickie schon da sein, bevor das Höschen fällt. Bei einem längeren Gevögel kann man auch schon mal mit einem Kaltstart anfangen und sich scharffummeln, beim Quickie fällt das Vorspiel weg, und damit eine zackige Penetration für beide heiß ist, muss die Muschi feucht sein, was sie nur ist, wenn wir Mädels wirklich geil sind.
Es gibt kaum etwas Schärferes als einen Mann, der mir klarmacht, dass er unbedingt, ganz dringend und wahnsinnig gern mit mir vögeln will. Manchmal seid ihr Jungs so vorsichtig und wohlerzogen, so perfekt darin, eure Triebe zu unterdrücken und euch bloß nicht in eine peinliche Lage zu bringen, dass das auf der Strecke bleibt. Da wird mal vorsichtig angedeutet oder im Konjunktiv geflirtet, und was bei mir hängen bleibt, ist: Wenn jetzt nichts Besseres passiert, wäre er wohl einem Koitus nicht abgeneigt, muss aber nicht sein, ist nicht schlimm, wenn’s nicht passiert.
"Die Dinge im Leben, die sich lohnen, sind nun mal riskant"
Aber wir Mädels wollen uns begehrt, angehimmelt und unwiderstehlich fühlen. Und ja, das ist für euch ein Risiko. Wenn ihr euch hinstellt und sagt: „Ich möchte jetzt so wahnsinnig gern mit dir schlafen“, dann gibt es die Möglichkeit, dass ihr einen Korb bekommt. Die Dinge im Leben, die sich lohnen, sind nun mal riskant. Und wer mit einem möglichen Korb souverän umgeht und nicht zu ängstlich ist, seine Wünsche und Begierden klar zu äußern, der ist attraktiv und sexy. Möglicherweise kriegt ihr sie dann, die kurze, keuchende, rattenscharfe Nummer im Hotelfahrstuhl, das wilde Gefummel auf der Clubtoilette oder die drei heißen glitschigen Minuten unterm Büroschreibtisch.
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