Wenn Sie nach der Vorrede meiner hinreißenden Kollegin Katja Lewina denken, „Super Idee, offene Beziehung, bei nächster Gelegenheit schlage ich es meiner Liebsten vor“, will ich Ihre Euphorie nicht bremsen. Sie werden in jedem Fall um Erfahrungen reicher sein, die Ihnen niemand nehmen kann. Und möchte. Jedenfalls ich nicht.
Denn ich garantiere Ihnen endlos sich im Kreis drehende Gespräche um die unlösbare Frage: Was liebst du an mir und warum, und was gibt dir eine andere, was ich dir nicht gebe, und wieso lieben wir uns trotzdem? Therapeuten bekommen für solche Sitzungen viel Geld. Sie dagegen bekommen, wenn es gut läuft, eventuell Sex. Falls Ihnen anschließend noch danach ist. Mir wäre nur noch nach Bier.
Aber ich gehöre auch eher der Generation des seligen Wiglaf Droste an, der sich lieber „nen Tritt“ als ein Beziehungsgespräch einfing. Wenn meine Frau mal was mit Wiglaf angefangen hätte: Es wäre mir ein bittersüßes Kompliment gewesen. Bei den meisten an- deren Männern ziehe ich das Nicht- informiert werden vor, solange keine teure Scheidung oder eitrige Geschlechtskrankheit ins Haus steht. Denn, liebe Leute, denkt bitte daran: Es geht hier um Sex! Dafür mit Gefühls- und Beziehungsgesprächs-Folter zu bezahlen ist so wider- sinnig wie der Wunsch Verliebter, füreinander spannend zu bleiben, aber keine Geheimnisse voreinander zu haben.
Wer Spannung nicht aushält und für etwaige Affären vorab Absolution einholt, sucht kein Abenteuer, sondern Schutz vor Verletzungen, die er sich lieber durch Selbstgeißelung zufügt. Die Zeitgeist-Moral „offener“ Paare, die umfassen- de Ehrlichkeit und Nähe über alles stellt, ist im Kern so
spaßfeindlich wie der Mönch im Kloster.
Lesen Sie den Gegenkommentar von Playboy Autorin Katja Lewina hier