Während im Jahr 1969 die Menschheit den Atem anhielt beim Wettlauf der beiden Supermächte zum Mond, tobte in der Uhrenbranche ein anderes Rennen. Sowohl das japanische Unternehmen Seiko als auch zwei Zusammenschlüsse verschiedener Schweizer Uhrenhersteller kämpften darum, das erste automatische Chronographenwerk zu entwickeln. Letztendlich konnte die Marke Zenith (damals in Verbund mit Movado) als erste ihr neues Kaliber der Öffentlichkeit präsentieren: die Geburtsstunde des Werks El Primero (der Erste). Das Besondere daran: Die Unruh schlägt mit 36.000 Schwingungen pro Stunde, wodurch eine Zeitmessung nicht nur auf die Sekunde, sondern sogar auf die Zehntelsekunde genau möglich war.
Dennoch hätte das Werk die 1970er-Jahre beinahe nicht überstanden. Die von der Quarz-Krise heftig getroffene Uhrenmanufaktur Zenith wurde von einem branchenfremden US-Konzern übernommen, der keinen Wert mehr auf die alte Tradition der Uhrmacherkunst legte – und schließlich die Vernichtung sämtlicher Produktionsmittel anordnete. Doch der damalige Atelierleiter Charles Vermot wollte dies nicht hinnehmen. Er versteckte kurzerhand sämtliche Konstruktionszeichnungen, Werkzeuge wie Rohwerke des El-Primero-Werks auf einem Dachboden der Manufaktur und mauerte diese kurzerhand ein. Erst als es in den 1980er-Jahren zu einer Renaissance mechanischer Werke kam, offenbarte er der neuen Geschäftsführung die Existenz seiner geheimen Schätze. Einer erneuten Produktion des El Primero stand nichts mehr im Weg.
Ende der 1980er erfolgte dann der Ritterschlag, wenn auch zunächst im Geheimen: Rolex wollte seine legendäre „Daytona“ zur Automatikuhr umwandeln, entschied sich aber dagegen, ein eigenes Werk zu entwickeln. Also verbaute Rolex von 1989 bis 2000 eine modifizierte Version des El Primero in seinem „Cosmograph Daytona“, nannte das überarbeitete Werk aber offiziell Kaliber 4030. Über die Jahre erwies sich El Primero als dermaßen präzise und effizient, dass viele andere Marken wie Ebel, TAG Heuer, DuBois oder Daniel Roth den Schnellschwinger in ihre Uhren bauten.
Zum 50. Jubiläum legt nun die Marke Zenith das Werk neu auf. Die 2.0-Version namens El Primero 3600 schlägt wie schon das Original mit 36.000 Schwingungen pro Stunde und ermöglicht so die Messung selbst von Zehntelsekunden. Die offensichtlichste Veränderung bei der „Chronomaster 2“, der ersten Uhr mit dem neuen Werk: eine Zehntelsekundenanzeige auf einer Skala mit 100 Teilungen. Startet man jetzt den Stoppvorgang, sieht man sofort, wie der zentrale große Zeiger innerhalb von zehn Sekunden eine komplette Umdrehung vollführt. Die schlechte Nachricht: Das Rennen zum Erwerb der Uhr wird vermutlich knapp – die „Chronomaster 2“wird nur in zwei Auflagen von je 250 Stück (jeweils mit einer blauen oder einer schwarzen Keramiklünette) herauskommen. Die gute Nachricht: Man muss für die Uhr keine Mondpreise zahlen, bei einem Preis von 9600 Euro ist man noch im vierstelligen Bereich.
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