Regisseurin Julia von Heinz ( „Und morgen die ganze Welt“) gibt in „Eldorado KaDeWe – Jetzt ist unsere Zeit“ ihr Serien-Regiedebüt. Ob es ihr gelungen ist? Davon können Sie sich selbst überzeugen. Sie läuft seit dem 20. Dezember in der ARD-Mediathek und am 27. Dezember zur Primetime im Ersten.
„Eldorado KaDeWe“: Worum geht es in der Serie?
Die neue Mini-Serie „Eldorado KaDeWe“ spielt im Berlin der 20er Jahre – also zu einer Zeit, die sowohl von Inflation, zunehmendem Antisemitismus und anderen gesellschaftlichen wie politischen Problemen gekennzeichnet ist, als auch von Hedonismus, ausuferndem Nachtleben und voranschreitender Emanzipation. Ein Zeitgeist, der sich auch in der Historie des mittlerweile fast 115-jährigen KaDeWe widerspiegelt.
In dem Serien-Epos, in dem sich wahre und fiktive Elemente mischen, wird das Schicksal des Kaufhauses aus der Sicht von vier jungen Menschen beleuchtet: Fritzi, Tochter des jüdischen KaDeWe-Besitzers Adolf Jandorf, Verkäuferin Hedi, Fritzis Bruder und KaDeWe-Junior-Chef Harry sowie Prokurist Georg. Nach einer wilden Party-Nacht legen die vier ungleichen Menschen gemeinsam einen Schwur ab: Sie werden ihre Chance aufs Glück niemals vorüberziehen lassen …
„Eldorado KaDeWe“: Was ist das Besondere an der Serie?
In dem Sechsteiler spielen weibliche Perspektiven auf das Geschehen eine große Rolle. Nicht nur, weil eine Frau Regie geführt hat, sondern auch, weil es zwei weibliche Hauptcharaktere – Fritzi und Hedi – gibt. Die beiden verbindet vor allem eins: eine lesbische Liebesbeziehung. Und diese wird in all ihrer Intimität auch sehr ausführlich dargestellt.
Bei der Darstellung der Sexszenen hat die Regisseurin nicht nur darauf geachtet, dass sie aussagekräftig sind, sondern auch, dass sie unter den richtigen Bedingungen stattfinden. In einem Interview sagt Julia von Heinze: „Es ist klar, wenn zwei junge Darstellerinnen soweit aufeinander eingehen, dass da kein Spielraum für Überraschungen ist. Es war für alle zu jedem Zeitpunkt klar, wann man welche Einstellung sieht. Wir haben es im kleinsten Rahmen gedreht, wo gerade mal fünf Frauen im Raum anwesend waren.“
Während das KaDeWe zum Ort des Geschäftlichen wird, wird der Nachtclub „Eldorado“ zur Bühne des berauschenden Lebens – und der lesbischen Liebe. Zwar sind Fritzi und Hedi ausgedachte Figuren, auf historische Genauigkeit wurde dennoch sehr viel Wert gelegt. „Wir haben unglaublich viel recherchiert zum KaDeWe. Alles was wir finden konnten, zu seinen Krise, Existenznöten und dann wieder auch zu den Lösungen, die es weiterexistieren ließen. Aber auch zu der ganzen lesbischen Subkultur, überhaupt zum weiblichen Leben und Verhütungsmethoden, den Abtreibungen und auch Schönheitsoperationen“, so Julia von Heinze. Dafür bekommt die Regisseurin gerade von der queeren Szene sehr viel Lob.
„Eldorado KaDeWe“: Wer spielt mit?
Bei dem Cast, bestehend aus Valerie Stoll (Hedi), Lia von Blarer (Fritzi), Joel Basman (Harry) und Damian Thüne (Georg), handelt es sich nicht um Star-Besetzung. Gelobt wird er dennoch. So heißt es etwa in einer Kritik:
„Lia von Blarer hat als Fritzi ein Charisma wie die junge Charlotte Gainsbourg, der sie auch ein wenig ähnelt, und Valerie Stoll ist bezaubernd als unbekümmertes Aschenputtel Hedi. Mit schwarzen Augen starrt Damian Thünes furchtsamer Georg in die ihm viel zu wilden Zwanzigerjahre, ein Mann aus einer Familie von Gescheiterten, der nie mehr dorthin zurückwill. Und dann ist da noch und vor allem der fantastische Joel Basman, der den kriegstraumatisierten Morphinisten Harry mit allem gebotenen Furor spielt.“
„Eldorado KaDeWe“: Warum sorgt die Serie für Furore?
Ja, die Serie klingt nicht nur modern, sie ist es auch. Zu modern? Auf Instagram äußerte sich Regisseurin Julia von Heinz zu den Reaktionen auf ihre Darstellung der lesbischen Liebe. Sie schreibt in einem Post: „Am ersten Pressetag (...) bekam ich die Info, dass einige Regionalzeitungen, aber auch eine wichtige TV-Beilage mit hoher Auflage, ihre Interviews nach Sichtung der Serie zurückziehen. Diese sei eine Zumutung."
Weiter schreibt Heinz, dass sie den Chefredakteur der besagten TV-Beilage um ein Gespräch bat: „Herr H. sagte mir am Telefon, seiner LeserInnen würden das Vertrauen in seine Empfehlung verlieren, wenn er Eldorado KaDeWe auf das Titelblatt der Weihnachtsausgabe bringt. Er persönlich fände sie aber sehr gut, würde aber lieber etwas Braveres auf dem Titelblatt haben." Den besagten Herrn H. vom Gegenteil zu überzeugen, gelang der Regisseurin nach eigener Aussage jedoch nicht.
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