Playboy: John, eigentlich bist du als DJ regelmäßig für Events und Partys gebucht. Wann hattest du deinen letzten Auftritt?
Ich glaube, das war in Österreich Ende Februar 2020. Ein Mitarbeiter-Event einer großen Finanzfirma. Und dann kam der Lockdown.
Wie ging es dir in den letzten zwölf Monaten während der Pandemie?
In aller erster Linie bin ich und meine Familie gesund geblieben, das ist erstmal das Wichtigste. Ich glaube, wir durchlaufen in dieser Pandemie alle verschiedene Phasen. Das Einkaufen wird anders geplant, das Home-Schooling muss organisiert werden. So geht es ja vielen seit Beginn der Pandemie. Ich habe dann den „Lockdown-Funk“ ins Leben gerufen, um mich weiter mit der Musik zu beschäftigen. Der „Lockdown-Funk“ ist deine eigene Musik-Show, in der du Musik auflegst und das ganze live via Instagram überträgst. Genau, am 25. März 2020 habe ich damit begonnen. Von da an habe ich 69 Mal jeden Tag aufgelegt, jeden Tag um 18 Uhr. Das war wie ein Vertrag, den ich mit mir selbst vereinbart habe. Das wollte ich unbedingt durchziehen. Das habe ich bis Ende Mai durchgezogen, weil es die Leute so glücklich gemacht hat, zuzuhören.
Im Mai 2020 kamen dann erste Lockerungen…
Richtig, als die Leute wieder rausgingen und die Biergärten öffnen durften, habe ich das dann erstmal zurückgefahren. Bis die nächsten Verschärfungen kamen. Meine kleine Tochter hat dann vorgeschlagen „Papa, warum machst du das nicht dreimal am Wochenende?“.
Seitdem hast du jedes Wochenende Freitag bis Sonntag um 18 Uhr live übertragen. Wie war das Feedback des Publikums?
Bei Instagram ist das so, dass die Rückmeldung limitiert ist. Man kann auf das Herz-Symbol drücken, das sehe ich dann im Video. Da fliegen die Herzen dann durchs Bild. Das ist bei meinen Übertragungen fast durchgehend so. Da weiß ich, dass am anderen Leute sitzen, denen gefällt, was ich mache. Und dann ist da noch eine richtige, kleine Community entstanden. Da wird sich im Livevideo durchgehend über die Kommentarfunktion unterhalten und ausgetauscht. Daraus haben sich sogar WhatsApp-Gruppen entstanden. Das ist schon eine coole Sache!
Wie kamst du auf die Idee, live bei Instagram aufzulegen?
Die Idee hatten meine Frau und meine Schwester Jenny unabhängig voneinander. Jenny hat mir erzählt, dass der französische DJ Bob Sinclar im Lockdown Liveübertragungen aus seinem Studio in Paris macht. Das fand ich super. Und meine Frau meinte auch, dass ich doch irgendwas mit der Musik machen müsse, wenn wir alle zuhause rumsitzen und die Gigs ausfallen.
Wie unterscheiden sich virtuelle von echten Auftritten?
Da fehlen einige Sachen, zum Beispiel jemandem in die Augen zu schauen. Die ganze Stimmung in einem Raum fällt weg. Der Funke springt anders über als sonst. Aber ich gehe genauso mit wie bei meinen Auftritten sonst und ich bin dann auch voller Adrenalin.
In deinem Publikum findet man auch den ein oder anderen bekannten Namen…
Die Schauspielerinnen Alexandra Kamp und Dorkas Kiefer sind oft dabei. Genauso wie Francis Fulton-Smith, Barbara Becker oder Simone Ballack und noch einige andere. Vermutlich vergesse ich jetzt ein paar…
Der „Lockdown-Funk“ hat nicht nur Freude bereitet, ihr habt dort auch Spenden für den guten Zweck gesammelt.
Wir haben Masken für die Tafel in München, Rosenheim und einige weitere Städte organisiert. Jetzt gerade sammeln wir Geld für das „Herzwerk“ in Düsseldorf, die Organisation meiner Schwester. Die Organisation arbeitet aktiv gegen Armut im Alter. Musik und Party ist schön und gut, so bekommt der „Lockdown-Funk“ aber eine übergeordneten Sinn.
Ich habe dich auf Facebook und Instagram auch immer wieder mit deiner Bassgitarre gesehen.
Richtig, ich übe zurzeit sehr viel darauf, jeden Tag circa eineinhalb Stunden. Ich versuche die Zeit zu nutzen und habe Spaß daran.
Du hast diese Krise positiv genutzt. Was hast du während der Pandemie sonst gelernt?
Mir ist bewusst geworden, was wir gerade nicht mehr haben: Sich zu treffen, zusammen zu sein. Und wie wenig man das vorher vielleicht wertgeschätzt hat. Es muss wahnsinnig werden, wenn wir uns alle wieder unbeschwert und ohne Angst treffen können. Ich habe gelernt, wie wichtig der Zusammenhalt ist, unter Freunden und in der Familie. Ich telefoniere mehr und die Gespräche dauern etwas länger als nötig. Viele Dinge habe ich mehr zu schätzen gelernt und ich bin dankbar für das, was ich habe. Ich schätze jeden Tag, an dem die Sonne scheint und es einem gut geht.
Du wirst deinen „Lockdown-Funk“ am Wochenende, nach über einem Jahr, beenden. Welche Pläne hast du für die nahe Zukunft?
Ich arbeite gerade mit dem DJ und Produzenten TWISM. Ein echt cooler Vocal House-DJ. Im nächsten "Lockdown-Funk" wird es am Freitag die Uraufführung unseres ersten gemeinsamen Songs "Boogie Child" geben. Es lohnt sich also ganz besonders, dabei zu sein! Außerdem möchte ich mit dem Bass in Zukunft einige Ideen verwirklichen. Diese Dinge wären vermutlich nicht gekommen, wenn es die Pandemie nicht gegeben hätte. Ich versuche das Hier und Jetzt anzunehmen, die Zeit zu genießen und das Beste daraus zu machen.
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