Ausverkauft! In Frankreich will jetzt jeder diese Playboy-Ausgabe haben
Polarisiert auf dem Cover des französischen Playboy – und sorgte für eine Erfolgssensation: Politikerin Marlène Schiappa
Credit: PLAYBOY Frankreich
Auf landesweites Entsetzen folgt eine Erfolgsgeschichte. Mit ihrer aktuellen Ausgabe gelang unseren französischen Kollegen wohl der größte Scoop des Jahrzehnts: Das Cover zeigt die französische Staatssekretärin Marlène Schiappa – nicht nackt, wohl aber provokant genug, dass ein ganzes Land Kopf steht und die Ausgabe haben will. Nach nur drei Stunden war sie vergriffen.
Nicht mal einen Tag lag die aktuelle Ausgabe des französischen Playboy am Kiosk: Es dauerte nur drei Stunden, bis alle 100.000 gedruckten Ausgaben restlos vergriffen waren. Nun würden 60.000 Exemplare nachgedruckt, sagte Jean-Christophe Florentin, Direktor des französischen Playboy, gestern in Paris dem Sender France Info. Allein dieser Nachdruck umfasst doppelt so viele Hefte wie die Kollegen sonst pro Ausgabe verkaufen.
Seit seinem Erstverkaufstag erhitzt und erregt das Playboy-Cover die französischen Gemüter gleichermaßen: Es zeigt Marlène Schiappa, die französische Staatssekretärin für Sozial- und Solidarwirtschaft und Vereinswesen, in einem weißen, körperbetonten Kleid. Nee, Sie haben sich nicht im Magazin geirrt: Die Politikerin ist auf dem Cover und im Magazin tatsächlich nicht nackt zu sehen. Begleitet werden die Fotos von einem launigen, zwölfseitigen Interview, in dem die 40-Jährige über Feminismus und Frauenrechte spricht. Dabei beantwortet sie unter anderem Fragen wie „Ist Politik luststeigernd?“, „Ist es ein Vergnügen, Macht auszuüben?“ oder „Sind Sie eine Verführerin?“.
Politikerin Marlène Schiappa im Playboy: „Ich verteidige das Recht der Frauen, mit ihrem Körper zu tun, was sie wollen“
Um das Interview geht es den Franzosen bei ihrer Aufregung wohl kaum. Und auch dass Schiappa nicht nackt zu sehen ist, hält ihre konservative Kolleginnen und Kollegen nicht davon ab, gegen sie zu schießen: Sie empfinden den Playboy-Auftritt als unangemessen für eine Politikerin. Feministinnen und Feministen kritisieren die Wahl des Playboy als Sprachrohr für ihre feministischen Botschaften. Und auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Magazins ist einigen ihrer Politik-Kolleginnen und -Kollegen wohl ein Dorn im Auge. Als „mitten in einer sozialen Krise“ beschreibt Premierministerin Élisabeth Borne die Lage, in der sich Frankreich wegen der Demonstrationen rund um die Rentenreform aktuell befindet. In dieser, so wird sie zitiert, ist ein Interview wie Schiappas „nicht angemessen“.
Défendre le droit des femmes à disposer de leurs corps, c’est partout et tout le temps.
En France, les femmes sont libres.
N’en déplaise aux rétrogrades et aux hypocrites.#Playboy
— 🇫🇷 MarleneSchiappa (@MarleneSchiappa) April 1, 2023
Marlène Schiappa wehrt sich auf Twitter gegen die Kritik. Ihren Playboy-Auftritt sieht sie als Akt der Selbstbestimmung der Frau: „Ich verteidige das Recht der Frauen, mit ihrem Körper zu tun, was sie wollen: überall und jederzeit. In Frankreich sind die Frauen frei. Ob es die Rückwärtsgewandten und Heuchler ärgert oder nicht.“ Damit verbreitet sie nicht nur eine Message, die in jeder Zeit essentiell ist, sondern bleibt auch ihrer politischen Linie treu: Von 2017 bis 2020 war sie Frankreichs allererste Ministerin für die Gleichheit zwischen Frauen und Männern. Dass sexistische Beleidigungen in Frankreich strafbar sind, ist ihr zu verdanken. Außerdem zählt Sex mit Jugendlichen unter 16 Jahren in Frankreich seit ihrer Amtszeit vor Gericht als Vergewaltigung.