Wie groß und wie artig der neue BMW X7 ist? Wir testeten das gigantische Luxus-SUV dort, wo es als gewöhnliches Mittelklasse-Vehikel durchgeht: im Land der nahezu unbegrenzten Möglichkeiten. Ein Roadtrip auf der legendären Route 66 quer durch die USA

Auch wenn er in Bayern entwickelt wurde, ist der neue BMW X7 eigentlich ein amerikanisches Auto. Das fängt schon damit an, dass die Münchner ihn im US-Werk in Spartanburg/South Carolina bauen. Auch mit seinen Proportionen – er ist stolze 5,15 Meter lang, zwei Meter breit und 1,80 Meter hoch – wird es mit ihm auf deutschen Straßen wohl recht eng, während er in den USA zwischen all den riesigen Pick-up- und SUV-Schiffen gerade mal zur oberen Mittelklasse gehört – jedenfalls was seine Ausmaße angeht.

on der Ausstattung peilt BMW klar das Luxussegment an und hat dem Wagen nicht umsonst die Ziffer 7 gegeben, um zu symbolisieren: Der X7 ist unser Flaggschiff – der 7er-BMW der SUV-Klasse. Und damit eine Kampfansage an Autos wie den Mercedes GLS, Audi Q8 oder Range Rover.

Zwischen den historischen Fahrzeugen des "Seligmann Route 66 Café" wirkt der BMW X7 wie ein Ufo aus der Zukunft.
Credit: Tom Kirkpatrick

Um ein solches Auto standesgemäß zu testen, kann man nicht einfach eine Ausfahrt ins Grüne machen. Ein Roadtrip muss her. Und welche Straße eignete sich dazu besser als die legendäre Route 66 – von den Amerikanern auch liebevoll America’s Mainstreet oder Mother Road genannt? Sie war die erste durchgehende Straßenverbindung zwischen dem Osten und dem Westen der USA, von Chicago bis nach Los Angeles – über drei Zeitzonen, acht Bundesstaaten und knapp 4000 Kilometer.

Unsere Reise beginnt im kleinen Ort Seligman in Arizona, einer der Pilgerstätten der jährlich rund 6000 Route-66-Besucher. Zwischen all den hier versammelten Kuriositäten und liegengebliebenen Fahrzeugen aus der Geschichte der einstigen Hauptschlagader Nordamerikas wirkt unser Straßenschiff geradezu unauffällig.

Am Straßenrand der Route 66 findet sich allerlei seltsames, wie hier vor dem "Rusty Bolt" in Seligmann.
Credit: Tom Kirkpatrick

Ein Mann mit Flanellhemd und Cowboyhut wirft einen interessierten Blick auf das Auto und fragt: „Ist das der neue X5 von BMW?“ In der Tat ist eine starke Ähnlichkeit zum kleineren SUV-Bruder nicht abzustreiten. Von außen lässt sich der X7 eigentlich nur durch die deutlich größeren Nieren (der Kühlergrill misst 80 mal 40 Zentimeter), die größeren Räder und den Chromschmuck erkennen, auch ist er 23 Zentimeter länger.

Erst als wir Michael Rand Smith, wie sich der Mann mit dem Cowboyhut vorstellt, das Innere des Fahrzeugs zeigen, nickt er anerkennend: Mit insgesamt drei Sitzreihen, zahlreichen Multimedia-Displays, Massagesitzen und vollelektrischen Verstellmöglichkeiten noch in der dritten Reihe kann unser Kreuzer auch beim Straßen-Cowboy punkten. Vor allem das Schiebedach, das sich doppelt – über der ersten wie der letzten Reihe – öffnen lässt, gefällt ihm.

Nur beim Preis von 86.300 Euro für die 3-Liter-Benziner-Variante mit 340 PS zuckt er zusammen: „Ganz schön teuer für ein Mid-
Size-SUV!“ Mid-Size-SUV? Wirklich? Der amerikanische Markt ist einfach andere Größen gewöhnt. Einen Cadillac Escalade zum Beispiel gibt es in den USA bis zu einer Länge von 5,70 Metern.

Wir setzen uns hinters Steuer und fahren los gen Westen. Beziehungsweise: Nicht wir fahren, sondern das Auto. Selbstständig. Auto-matisch sozusagen. Denn wer das Driving-Assistant-Professional-Paket (eine Kombination aus Spurhalte-, Lenk- und Bremsassistent) geordert hat, kann die Hände in den Schoß legen, die Arme verschränken, sich umdrehen und mit dem Hintermann quatschen oder einfach nur die phänomenale Landschaft genießen, während der Wagen von selbst dem Spurverlauf folgt, nötigenfalls bremst und auch wieder beschleunigt.

Was gerade bei den oft Hunderte von Kilometern langweilig geradeaus verlaufenden Straßen Amerikas (bei einer erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 88 km/h) durchaus praktisch ist. Besonders, da gefühlt an jeder Ecke eine ganze Armada von Sheriffs darauf wartet, dass Touristen die Geschwindigkeit überschreiten. Das Ausfahren der Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h bleibt wohl ausschließlich deutschen Kunden vorbehalten.

Ganz autonom geht es dann aber doch nicht: Nach fünf Sekunden ohne Hände am Steuer leuchtet ein gelbes Warnsignal im Cockpit auf, das sich nach rund 20 Sekunden rot färbt. Signalisiert man jetzt dem Fahrzeug nicht durch einen kurzen Griff ans Lenkrad, dass man noch da und bei Bewusstsein ist, hält der BMW automatisch am Straßenrand.

Im kleinen Ort Hackberry kommen wir an einer ehemaligen Tankstelle vorbei. Als die Straße in den 1920er- und 1930er-Jahren noch rege befahren wurde, pausierten, aßen und übernachteten hier viele Durchreisende. Doch Mitte der 1950er-Jahre ließ die Regierung die Route 66 durch mehrspurige Highways ersetzen und entkoppelte damit ganze Ortschaften wie Hackberry vom Besucher- und Geldstrom. Die meisten Bewohner zogen daraufhin weg. Geblieben sind historische Touristenattraktionen.

Die Tankstelle in Hackberry ist schon vor langer Zeit in eine Touristenattraktion verwandelt worden.
Credit: Tom Kirkpatrick

Die Tankstelle wurde von ihrem Besitzer liebevoll bis ins letzte Detail im Stil der 1950er-Jahre erhalten, drumherum ein Friedhof voller uralter Fords, Plymouths und Cadillacs, die vor sich hin rosten. Auf der Route 66 braucht man keinen umgebauten DeLorean. Die Zeitreise in die Vergangenheit gibt es hier neben vielerlei Touristennippes für jeden. „15 Cent per Gallon“ steht auf der alten Zapfsäule.

Zu dem Preis könnten wir für gerade mal 12,45 Dollar volltanken. Doch unser 83-Liter-Tank ist ohnehin noch recht ordentlich gefüllt, BMW gibt den Verbrauch des Wagens mit rund neun Liter auf 100 Kilometer an – ein guter Wert, bedenkt man das Gewicht des Fahrzeugs von 2,3 Tonnen.

Benzin gibt es an dieser Tankstelle schon lange keins mehr zu kaufen. Aber man kann es ja wenigstens mal versuchen.
Credit: Tom Kirkpatrick

Nach ein paar weiteren Kilometern verlassen wir die historische Route 66 wieder und fahren den Highway hinauf Richtung Las Vegas. Ob wir uns dort als Party-Shuttle für feiernde Junggesellinnen verdingen sollten? Nur so eine Idee, um mal zu sehen, wie viele Passagiere in das Auto passen. Offiziell zugelassen ist es für sieben Personen. Aber vermutlich ginge mehr.

Selbst mit einer Länge von 5,15 Metern fällt der X7 auf dem Strip kaum auf, in Las Vegas ist man andere Größen gewöhnt.
Credit: Tom Kirkpatrick

Für eine Großfamilie, die gediegen und luxuriös verreisen möchte, gibt es jedenfalls zurzeit vermutlich kein besseres Fahrzeug. Zumindest auf den breiten US-Straßen. In Europa wird der X7 mit seinen Ausmaßen vermutlich eher ein Exot bleiben.

Unser Autor reiste auf Einladung von BMW in die USA.

 

 

BMW X7 - XDRIVE 40i

Geschwindigkeit
245 km/h 

Gewicht
2320 kg 

0–100 km/h
6,1 Sekunden

Drehmoment
450 NM

Leistung (System)
340 PS

Preis
86.300 Euro