Inhalt
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- Editorial
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- Leserbriefe
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- Impressum
- Bezugsquellen
- Playboy Classic
Dieses Interview erschien erstmals in Ausgabe 08/2020
Von Elmar Brümmer
Frühsommer in London, es wäre das perfekte Wetter für ein Treffen mit einem Rennfahrer. Doch unsere Verabredung im Fitness-Studio fällt aus, Corona. Mick Schumacher schwitzt an diesem Morgen stattdessen in der Sonne am Genfer See. Kurz vor dem Start der Motorsport-Saison im österreichischen Spielberg (3.–5. Juli) erreichen wir ihn dort per Videocall.
Reden wir nicht lange drumherum – Sie könnten der nächste Deutsche in der Formel 1 sein, 2021 vielleicht sogar der einzige. Wie nah oder weit ist die Formel 1 entfernt?
Im Herzen bin ich schon da. Schon immer.
Im Moment liegt noch die zweite Saison in der Formel 2 vor Ihnen. Was ändern Sie gegenüber dem Rookie-Jahr an Ihrer Herangehensweise?
Ich weiß jetzt, woran ich noch arbeiten muss. Auf ein paar Strecken sind die Schritte nach vorn größer als auf anderen.
Wie kann man an sich arbeiten, wenn man aufgrund der Corona-Krise eine Zwangspause verordnet bekommt?
Ich habe es kaum erwarten können, dass die Kartbahnen wieder aufmachen durften. Gerade noch rechtzeitig, damit man seine Präzision und den Feinschliff fürs Fahren nicht verliert.
Fehlt einem Formel-2-Piloten nicht das Tempo beim Kartfahren?
Für die Fahrtechnik bringt das Kartfahren extrem viel. Die Kurse sind kleiner, die Kurven enger, das fühlt sich im Kart viel schneller an, als es ist. Vor allem schult es alle Fähigkeiten, auf die es beim Rennfahren ankommt. Ich saß ja schon mit zweieinhalb Jahren in einem Kart und fuhr damit durch den Garten.
Wir dürfen also feststellen: Sie sind ein Süchtiger.
Wenn Sie so wollen, ja. Das Adrenalin hat mir auf jeden Fall gefehlt.
Wodurch wird das bei Ihnen freigesetzt?
Der ewige Reiz beim Motorsport ist für mich die Suche nach der perfekten Runde – immer wieder aufs Neue. Diese Runde in Perfektion hinzubekommen, das gibt einem extrem viel. Dabei spielt aber auch mit, dass es sich um
einen Risikosport handelt. Es verlangt einem viel ab, sich auf dieser Suche permanent ans Limit zu wagen, ohne dass man sich dabei wehtut. Das ist ein Kitzel, den ich mag.
Wann haben Sie den Entschluss gefasst, Rennfahrer zu werden, oder wurde der automatisch vererbt?
Ich habe tatsächlich schon als Kind keinen anderen Wunsch gehabt. Mein Vater war ja immer mein größtes Idol. Einmal, da war ich fünf, hat er mir erzählt, dass er selbst als Kind davon geträumt hat, Autobahnpolizist zu werden. Eine Zeit lang dachte ich: Stimmt, das wäre auch ganz cool.
Wann genau ist es Ernst geworden mit dem Berufswunsch Rennfahrer?
Ich war elf Jahre alt und saß mit meinem Vater in einem Renntruck an der Kartbahn in Kerpen. Er hat mir in die Augen geguckt und mich gefragt: „Willst du das ernsthaft?“ Ich habe nur genickt. Seither ordne ich dem Wunsch, in die Formel 1 zu kommen, alles unter.
Wie wichtig war der Name Schumacher für Ihre Karriere?
Ich gehe klar meinen eigenen Weg. In die Ferrari-Junior-Akademie kommt man nicht nur wegen des Namens Schumacher, da zählen Resultate. Die Leute müssen wissen, dass mich keiner freiwillig vorbeilässt. Im Gegenteil: Da wird in Kurven gern eher das Türchen zugemacht.
2019 Testfahrt im Formel-1-Wagen: „Das war vielleicht krass! So etwas habe ich noch nie zuvor erlebt, ein gewaltiges Tempo, so viel Grip. Der Schritt in die Formel 1 ist so groß wie alle Schritte, die man zuvor gemacht hat. Es ist eine eigene Welt, sie verlangt den kompletten Rennfahrer. Ich habe aus diesen zwei Testtagen so viel mitgenommen, dass ich es die ganze Saison über nutzen konnte“
Was bedeutet es für Sie, schon das Wappen von Ferrari auf der Brust zu tragen?
Das hat für mich viel mit meinem Papa zu tun. Ich bin stolz, da sein zu können, wo er seine größten Erfolge gefeiert hat. Bei Ferrari hat man mir schon viel beigebracht, ich bin sehr nah am Team. Das gibt einem Kraft und ein gutes Gefühl, ich kann in vielen Bereichen auf die ganze Erfahrung von Ferrari zurückgreifen, bekomme Tipps – und ich freue mich auf die Zukunft.
Sie kennen sicher das Vorurteil, dass Rennfahrer keine richtigen Sportler seien, da das Auto ja die Höchstleistung bringt …
Ich halte dagegen: Wer körperlich nicht topfit ist, der kann sich bei dem Tempo und den Kräften, die in den Kurven wirken, nicht lange konzentrieren. Vor allem auf den letzten Runden kann das entscheidend sein. Und in der Formel 2 braucht man enorm viel Kraft. Das Auto ist schwer, und es hat, anders als ein Formel-1-Wagen, auch keine Servolenkung.
Ihr Vater hat mit dieser Philosophie den Berufsstand des Formel-1-Fahrers revolutioniert. Er hatte sogar ein rollendes Fitness-Studio. Sind Sie auch ein Fitness-Freak?
Normalerweise trainiere ich an sechs von sieben Tagen im Gym, ich sitze aber auch unheimlich gern auf dem Rennrad oder dem Mountainbike.
Spielt dabei auch Eitelkeit eine Rolle?
Zumindest bin ich ein modebewusster Mensch. Das Fitness-Studio ist allerdings kein Laufsteg, bei der Sportkleidung kommt es mir auf Funktionalität an, die Passform, das Material, und bei den Schuhen auf Stabilität. Da bin ich bei Under Armour perfekt aufgehoben und gebe denen regelmäßig Feedback. So werden die Sachen kontinuierlich besser. Ich mag es, dass sie es so angehen wie ich selbst: Wenn du dich nur kurz zurücklehnst, wirst du von der Konkurrenz überholt.
Wie bereiten Sie sich neben dem physischen Aspekt auf ein Rennen vor? Kennen Sie jede Kurve auswendig?
Fast jede. Ich bin ganz gut in so was, und die Schlüsselstellen vergisst man eh nicht. Außerdem mache ich mir über ein Rennwochenende hinweg Notizen über die Piste, das Auto, die Fahrzeugabstimmung. Ich gucke mir zur Vorbereitung auch die Videos noch einmal an. Aber leider gibt es bei uns in der Formel 2 keine Onboard-Kamera, sodass ich mich nicht selbst hinter dem Lenkrad beobachten kann.
Das klingt sehr analytisch. Etwas, wofür auch Ihr Vater berühmt war.
Es gibt unterschiedliche Typen unter Rennfahrern, jeder ist da anders. Manche stürzen sich einfach so rein, für mich passt es besser, wenn ich mich akribisch vorbereite.
Schauen Sie sich manchmal die Rennen Ihres Vaters an?
Ja, auch das hilft mir. Natürlich sind sein Auto von damals und meins von heute schwer zu vergleichen. Aber die Art zu fahren ist schon sehr ähnlich. Da kann ich einiges lernen.
Wie nehmen Sie die Leistungen Ihres Vaters dabei wahr?
Was er getan hat, war außergewöhnlich. Das erkenne ich mit jedem Tag, an dem ich selbst Rennfahrer bin, mehr.
Worin ähneln Sie Ihrem Vater?
Ich glaube, wir haben ein ähnliches Temperament und besitzen die gleiche Zielstrebigkeit.
Formel 2: „Hier treffen sich die besten Nachwuchsfahrer der Welt, und alle kämpfen um die ein, zwei Sitze in der Formel 1, die sich am Saisonende vielleicht auftun. Auch die Auswirkungen, die der Reifenverschleiß auf den Rennverlauf hat, sind extrem anders. Ich musste meinen Fahrstil komplett umstellen, es kommt viel mehr auf Strategie an, man muss große Mengen an technischen Daten verarbeiten“
Sie waren in der letzten Saison auf Platz 12. Ist das nicht zu wenig für einen Schumacher?
Für mich ist jedes Jahr noch ein Lernjahr. Es war ja alles neu für mich in der Formel 2: ein Auto mit fast 250 PS mehr, der ganze Ablauf an einem Grand-Prix-Wochenende, sich auf das Team einstellen. Ich habe in vielen Rennen bewiesen, dass ich vorn mitfahren kann.
Wie zum Beispiel in Ungarn …
Stimmt, dort konnte ich von der Pole-Position aus meinen ersten Sieg feiern, bei viel Druck von hinten. Die Formel 2 ist ausgeglichener und umkämpfter als die Formel 1. Ich weiß genau, welche Leistung hinter welchem Resultat stand. Wenn man die technischen Probleme herausrechnet, die wir leider hatten, bewegen wir uns insgesamt im Bereich der Top 5. Manches Problem habe ich auch selbst verschuldet, aber ich bin mir sicher, dass ich zu den Top-Fahrern gehören kann. Mein Anspruch für 2020 ist es, an der absoluten Spitze mitzumischen.
Und dann gleich weiter in die Formel 1?
Mein Fokus liegt momentan zu 100 Prozent auf der Formel 2.
Sie hatten schon mehrfach das Vergnügen, Rennwagen aus der Königsklasse zu fahren.
Ja, mit Rennwagen aus unterschiedlichen Generationen. Ich durfte den Benetton von 1994, mit dem mein Vater zum ersten Mal Weltmeister geworden ist, für eine Demonstrationsrunde in Spa fahren. Das ist seine und auch meine Lieblingsstrecke. Der Benetton hat sich so leicht wie ein Formel-3-Auto angefühlt – aber mit ungleich mehr Leistung.
Im letzten Sommer haben Sie dann in Hockenheim auch den WM-Ferrari von 2004 gefahren.
Das war ein unglaubliches Gefühl, allein der Sound verursacht Gänsehaut. Ich stand ja zehn Minuten in der Boxengasse, das hat sich angefühlt wie Stunden, ich wollte endlich raus. Das Fahren war einfach gigantisch, es ist nur viel zu schnell verflogen. Aber die Emotionen sind geblieben.
Was wäre, wenn es nicht klappen sollte mit der Formel 1?
Es gibt keinen Plan B, und es gab nie einen. Denn wenn es einen Plan B gibt, verfolgt man Plan A nicht wirklich.