Wird sie da sein? Oder kann sie gar nicht da sein? Am 10. Februar um 18 Uhr Ortszeit spielt Taylor Swift, die gerade mit ihrem vierten Grammy für das beste Album des Jahres einen neuen Rekord aufstellte, im Tokyo Dome in Japan ein Konzert ihrer „Eras“-Tour – am 11. Februar um 15.30 Uhr Ortszeit wird ihr Freund Travis Kelce mit den Kansas City Chiefs auf das Spielfeld in Las Vegas einlaufen und beim Super Bowl 2024 um den Sieg spielen.
Ob Swift ihren Boyfriend persönlich anfeuern kann, beschäftigt (Swift-)Fans dermaßen, dass sich nun sogar die japanische Botschaft in Washington D.C. einschaltete und auf X versprach, dass der Weltstar ihren Boyfriend auf jeden Fall unterstützen könne: „Trotz des 12-stündigen Fluges und der 17-stündigen Zeitverschiebung kann die Botschaft mit Zuversicht sagen, dass sie, wenn sie Tokio am Abend des Konzerts verlässt, bequem vor Beginn des Super Bowls in Las Vegas ankommen könnte.“ Und das ist nur das jüngste Beben im weltweiten Hype um Taylor Swift.
Das Geheimnis ihres Erfolgs: Taylor Swifts Strahlkraft scheint grenzenlos zu sein
Ob auch Gelsenkirchen in der dritten Juliwoche 2024 beben wird? Im Sommer letzten Jahres maßen Seismologen 2,4 auf der Richterskala, als Taylor Swift in Seattle 70.000 Fans zum Mitsingen von „Shake It Off“ aufrührte. Die Veltins Arena hat Platz für rund 80.000 Swifties – man muss auf alles gefasst sein.
Taylor Swift tritt mit ihrer bahnbrechenden „The Eras“-Tour diesen Sommer siebenmal in Deutschland auf (die anderen Konzerte sind in Hamburg und München), und selbstverständlich waren ihre Megashows mit 40 Songs aus zehn Alben oder aber auch „Ären“ wie im Rest der Welt innerhalb von Minuten ausverkauft. Die das Nachsehen hatten, stürmten die Kinos – Swifts gleichnamiger Film zur Tour ist mit mehr als 250 Millionen Dollar Umsatz der erfolgreichste Konzertfilm aller Zeiten. Die „Person des Jahres 2023“ laut „Time Magazine“ umging Verleiher und brachte das 3-Stunden Spektakel ohne Mittelsmänner in die Kinos. Kontrolle ist ihr wichtig.
Es ist der zehnte Rekord, den die 34-Jährige in ihrer Karriere gebrochen hat (der erste war 2010 als jüngste Grammy-Gewinnerin für das Album des Jahres, der elfte war erst diese Woche, als sie diesen Preis zum vierten Mal und damit öfter als alle anderen Künstler vor ihr gewann), gewiss arbeitet sie gerade am nächsten. Seit die Milliardärin den Footballer Travis Kelce datet, ist das Interesse unter jungen Zuschauerinnen an der NFL eklatant gestiegen. Niemand weiß, was passieren wird, wenn aus der noch frischen Liebe mehr als eine Song-Inspiration wird. Ziemlich wahrscheinlich bricht gerade eine neue Super Bowl-Ära an.
Swifts Strahlkraft scheint grenzenlos zu sein. Vergiss den Privatjet (über dessen Ausstoß @taylorswiftjets auf Instagram penibel Buch führt), wenn doch am Ende der Tour ein Geldsegen von mehreren Milliarden Dollar auf die bespielten Städte herabgeregnet sein wird. Swifties knausern nicht beim Konsum. Weil ihr Idol was tut fürs Geld.
Taylor Swift hat einen größeren Wortreichtum als Bob Dylan
Literaturprofessoren loben den außergewöhnlichen Wortreichtum – „größer als der von Bob Dylan“ – von Taylors Texten und ihr Talent für einprägsame Verse unter Vermeidung abgedroschener Formulierungen. Künstliche Intelligenz scheiterte im Wettbewerb mit einer beliebigen Swift-Zeile an ihrem Gespür, die richtigen Worte für Gefühle zu finden. Wie macht sie das?
Vor vielen Jahren behauptete sie, einfach ins Handy zu tippen, wenn ihr eine eingängige Melodie einfalle, aber natürlich ist das Unternehmen Taylor Swift schon lange kein Mädchen mehr, das sich den Herzschmerz von der Seele schreibt. Die auch nicht ganz unbekannte Julia Roberts fasste nach ihrem Konzertbesuch in einem Instagram-Post zusammen, was nach Hochrechnungen 50 Prozent der Amerikaner vereint: „Thank you for being everything we ever needed! Ever.“
Taylor Swift ist alles, was wir brauchen. Junge Fans brauchen sie, weil sie Gemeinschaft stiftet. Sie tragen Freundschaftsarmbändchen mit Taylor-Lyrics, sie kommunizieren in einer Art Geheimsprache, die sich aus versteckten Andeutungen in den Liner Notes, Songtexten und Videos zusammensetzt. Eine Sprachwissenschaftlerin identifizierte diese Taylor-Sprache als „Lect“ wie Dialekt. Außenstehende verstehen nichts, wenn Swifties vom roten Schal wispern (hat was mit Jake Gyllenhaal, einem ihrer zahllosen Verflossenen, zu tun). Nur Fortgeschrittene wussten Bescheid, als sie im Video zu „Out Of The Woods“ ein hellblaues Kleid trug; in genau so einem war sie einsam auf einer Yacht von Paparazzi abgelichtet worden, nachdem Harry Styles sie verlassen hatte. Insiderwissen verbindet.
Lernen von Taylor Swift: Das geht sogar an Elite-Unitersitäten in den USA
Ja, hat die Welt denn nichts Besseres zu tun? Fragt niemand. Stattdessen werden dieses Jahr erstmalig Taylor-Swift-Seminare an der amerikanischen Elite-Universität Harvard angeboten. In Austin, New York und Berkeley gibt es schon ähnliche. „Es ist doch ein Glück, dass so eine große Künstlerin auch noch der bekannteste Mensch der Welt ist“, sagt die Harvard-Professorin und Poetin Stephanie Burt. Man kann nicht nur das Reimen von Taylor lernen, sondern auch, wie man sich gegen Bullies auflehnt: Kanye West zum Beispiel (lange Geschichte) oder den Musikmanager Scooter Brown, der die Rechte an den Songs ihrer sechs ersten Alben kaufte und an einen Investor verscherbelte.
Wie sie die verlorenen Songs alle noch mal im Original mit leichten Änderungen als „Taylor’s Version“ einspielte und damit 2023 acht Top-Ten-Plätze in den Billboards gleichzeitig belegte, ist ein Lehrstück in Artistic Entrepreneurship, das tatsächlich auf dem Plan der Universität Berkeley steht.
So was gefällt auch Donald Trump, der Taylor Swift laut eigener Aussage lediglich „25 Prozent weniger mag“, seit die Künstlerin, die in ihren Anfängen als blonde Folksängerin vermeintlich das „Make America Great Again“-Ideal bediente, für Joe Biden stimmte und gegen Waffenbesitz wetterte.
Vielleicht ist Taylor Swift der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich Amerika, wenn nicht die Welt, gerade einigen kann.
Taylor for Friedensnobelpreis? Klingt gar nicht so utopisch.
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