Online-Dating: Darum ist es nicht so hoffnungslos, wie viele Singles glauben – laut Expertin

Paula Lambert im Interview
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Online Dating kann frustrierend sein, keine Frage. Laut den Ergebnissen einer neuen Studie der Dating-App Badoo sehen Singles die Sache aktuell sogar so aussichtslos wie nie zuvor. Warum dieser Eindruck täuscht und wie man voller Zuversicht ins Dating-Jahr 2024 starten kann, erklärt Dating-Expertin Paula Lambert im Interview … 

Weltweit nutzten im Jahr 2022 über 366 Millionen Menschen Dating-Apps. Aber wie zuversichtlich sind sie, hier zu finden, was sie suchen? Wie wohl fühlen sie sich auf ihnen? Macht ihnen das Swipen, Matchen und Chatten überhaupt Spaß? Wie zuversichtlich die Singles ans Online-Dating herangehen, wollten die Anbieter der Online-Dating-App Badoo wissen: Zum ersten Mal fragten sie für ihren „Dating Confidence Report“ Singles, die Dating-Apps in Deutschland, Spanien, Frankreich und dem Vereinigten Königreich nutzen, wie sie sich dabei wirklich fühlen. 

Das erschreckende Ergebnis: Fast jeder fünfte Befragte gab an, seine Zuversicht auf ein Dating-Leben, das Spaß macht und vielleicht sogar zu einer Beziehung führt, sei so niedrig wie nie zuvor. Bei 71 Prozent der Befragten führte dieser Mangel an Optimismus sogar dazu, dass sie ihr Profil in einer Dating-App gelöscht haben. Denn statt Spaß, Liebe, Romantik oder Beziehungen finden sie online Überforderung, Enttäuschung, Zynismus oder Angst. So sind 26 Prozent sogar der Ansicht, dass es ihnen alleine besser geht, als wenn sie beim Daten eine schlechte Erfahrung machen würden. Einem Viertel aller Befragten fällt es in der Konsequenz schwer, das eigene Liebesleben selbst in die Hand zu nehmen. 

Dabei könnte sich Online-Dating auch positiv auf das Mindset der Singles auswirken: Ein Viertel der Befragten sagt nämlich auch, dass Dating einen positiven Einfluss auf ihre Psyche hätte, wenn sie sich beim Dating wohler und positiver eingestellt fühlen – und ihnen diese Zuversicht sogar ein höheres Selbstvertrauen schenke. 

Wie kann man also dafür sorgen, dass man zuversichtlich in das neue Dating-Jahr 2024 startet? Laut Dating- und Badoo-Expertin Paula Lambert, die schon in eigenen TV-Sendungen auf die Suche nach dem besten Sex der Welt ging oder in ihrem Podcast darüber spricht, wie man lieben lernt, ist die Einstellung schon der halbe Weg zum Glück. Wieso das Online-Dating nicht so hoffnungslos ist, wie es sich für viele anfühlt, verrät uns die 49-Jährige hier.

Laut Dating-Expertin Paula Lambert: So steigert man die Zuversicht beim Online-Dating

Frau Lambert, die Dating-App Badoo hat kürzlich ihren jährlichen Dating Confidence Report herausgegeben. In der Umfrage gab fast jede fünfte Person (19 Prozent) an, dass ihre Zuversicht beim Dating auf einem historischen Tiefstand sei. Woran liegt das?

Viele Menschen haben nach zahllosen Dates die Zuversicht darin verloren, einen Partner zu finden, der zu ihnen passt. Nach 300 Dates, die man im Laufe der Jahre sammelt, macht sich Frustration breit. Es entsteht der Eindruck: „Niemand passt zu mir“. Aber das ist ein Irrtum.

Inwiefern?

Ich nenne mal ein Beispiel: In meinem Podcast hatte ich es mal mit einer jungen Frau von 24 Jahren zu tun. Sie hatte zufälligerweise nur Männer gedatet, deren Vornamen mit M und A anfangen: Martin, Matthias, Manuel. Weil die aber alle blöd waren, hatte sie ein Problem mit Männern, die solche Namen haben. Das Problem sind aber nicht die Vornamen, sondern die verinnerlichten Muster der Frau.

Die TV-Moderatorin und Podcasterin Paula Lambert
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War das im vordigitalen Zeitalter anders?

Diese Muster gab es früher schon, aber auf Datingplattformen werden sie besonders sichtbar. Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, wie schambehaftet es war, wenn man früher gesagt hat: Wir haben uns online kennengelernt. Man galt als jemand, der es im echten Leben nicht geschafft hat. Heute ist das anders. Die Zahl der Menschen, die man kennenlernen kann, ist explosionsartig gestiegen. In erster Linie hat sich vor allem die Quantität geändert. Das Bedürfnis nach Nähe ist gleichgeblieben.

TV-Moderatorin Paula Lambert im Playboy-Interview: „Die Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit bleibt.“

Laut der Studie wird mangelnde Zuversicht derzeit als das größte Problem beim Online-Dating angesehen. Wirkt sich die derzeitige weltpolitische Lage auf das Liebesleben aus?

Da würde ich widersprechen. Zwar knackt es derzeit überall, doch je wilder es draußen ist, desto größer ist das Bedürfnis nach Ruhe im Inneren. Hoffnungslosigkeit ist ein oberflächliches Gefühl, denn die Sehnsucht nach Ruhe und Geborgenheit bleibt.

32 Prozent der in der Studie befragten Personen gaben an, dass Social Media ihr Selbstvertrauen beim Online-Dating negativ beeinflusst. Woran liegt das?

Mit den Möglichkeiten der sozialen Medien kann man ein bestimmtes Bild von sich zeichnen. Alle machen dauerhaft Sport, lesen ständig und verzieren ihren Kaffee mit Bildern aus Milchschaum. Das Problem ist, dass man dem Gegenüber damit eine große Projektionsfläche für Fantasien bietet, die mit dem eignen realen Ich nicht viel zu tun haben. Man lockt so Menschen an, die auf athletische, gebildete und Kaffee-verzierende Typen stehen, obwohl man eigentlich viel lieber in Jogginghose Serien guckt. Dadurch kommt es auf kurz oder lang zu Enttäuschungen.

Was kann man dagegen tun?

Authentisch sein! Das klingt allerdings leichter, als es ist. Man muss sich nämlich erstmal darüber im Klaren sein, wer man eigentlich ist. Das bedeutet, die Mechanismen zu verstehen, mit denen man sein Ich nach außen hin abschirmt. Man muss sich also den eigenen Ängsten stellen. Das ist zwar eine große Herausforderung, die sich jedoch auszahlt. Es erleichtert das Leben ungemein, sich nicht verstellen zu müssen und nicht mehr diejenigen anzuziehen, die ohnehin nur auf Oberflächlichkeiten aus sind.

Laut der Studie beeinflusst auch die Zunahme negativer Dating-Trends wie Ghosting (unausgesprochener Kontaktabbruch) oder Love-Bombing (das Vortäuschen ernster Absichten) das Vertrauen in potenzielle neue Partner. Woher kommen diese Trends?

Das läuft in der Regel unbewusst ab. Wer sein Gegenüber ghostet, macht das in der Regel nicht mit Vorsatz. Die Person ist einfach feige. Sie denkt sich „Eigentlich müsste ich der Berit sagen, dass ich sie nicht mehr treffen will“, aber traut sich nicht, das zu sagen. Stattdessen ignoriert er einfach ihre Nachrichten. Beim Love-Bombing hingegen handelt es sich meiner Ansicht nach um pathologisches Verhalten. Diesen Menschen würde ich zu einer Therapie raten.

Wie schützt man sich vor negativen Dating-Trends?

Man muss vor allem eine Scharfsichtigkeit für die eigenen Intuitionen entwickeln. Das Bauchgefühl kann ein starker Indikator hierfür sein. Das lässt sich erreichen, indem man sich stärker mit den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen auseinandersetzt.

Haben Sie den Menschen, die vom Online-Dating frustriert sind, etwas Aufmunterndes zu sagen?

Zunächst: Es ist vollkommen in Ordnung, sich gegen das Dating zu entscheiden und sein Leben mit Katzen zu beschreiten. Dass alle Menschen Arschlöcher sind, stimmt aber nicht und hat in der Regel mehr mit dem eigenen Blick auf die Welt zu tun. Niemand ist von vorneherein dazu prädestiniert, das Leben allein zu führen. Aber man muss an sich arbeiten, um das zu ändern.